Bochum-Süd. Eine Bochumer Malerin hat einem Förderverein 176 Bilder vererbt. Diese werden zurzeit verkauft. Das Geld kann die Initiative gut gebrauchen.
Und auf einmal lagen da zig Bilder auf dem Boden... Eberhard Völker kann sich noch gut an den Moment und sein Erstaunen erinnern. Damit habe er nun wirklich nicht gerechnet. Natürlich freut man sich als Kassenwart des Bochumer Fördervereins Hustadt über Spenden. Doch meist sind es kleinere Geldsummen, mit denen man bedacht wird. Aber 176 Gemälde? Doch auch die kann man ja zu Geld machen. Und da ist der Verein gerade bei.
Verstorbene Malerin hinterlässt Verein aus Bochum ihre Kunstsammlung
Die Bilder stammen aus dem Nachlass von Alice Kühle. Sie hatte vor ihrem Tod verfügt, dass der Förderverein den Großteil ihrer selbst gemalten Kunstwerke bekommen soll. Kühle war der Initiative und den vielen Ehrenamtlichen, die sich um die Hustadt rund um den Brunnenplatz kümmern, eng verbunden.
„Ich war schon überrascht, als da plötzlich ein Haufen Bilder lag und wir uns überlegen mussten, was wir damit machen.“
Die 1921 im Schwarzwald geborene passionierte Malerin hat hier selbst seit 1970 gelebt. „Gleich nebenan in einem der hohen Häuser“, weiß Eberhard Völker. „Wir haben ihr öfter geholfen“, erinnert sich Matthias Köllmann, der lange Zeit zum Förderverein zählte und inzwischen für die VBW-Stiftung arbeitet. „Wenn mal ein Fenster klemmte oder ein Schreiben vom Amt unverständlich war, hat sie uns um Hilfe gebeten. Manchmal hat sie mich auch einfach so auf einen Tee eingeladen. Wir hatten schon ein enges Verhältnis.“

Dennoch sei es eine „totale Überraschung“ gewesen, als er von dem Erbe gehört habe, gesteht Köllmann. Das war vor zwei Jahren. Damit habe er nicht gerechnet. Dass Alice Kühle mit ihren Bildern die sozialen Projekte des gemeinnützigen Vereins in der Hustadt unterstützt, sei eine „tolle zwischenmenschliche Geste“.
Diese Texte haben viele Menschen interessiert
- Hardi-Möbelmarkt Bochum seit längerem dicht: Das ist geplant
- „Ist beschämend“: Müllberg in Bochumer Wohnviertel wächst
- Ex-Tarm-Center nach Test wieder dicht: Was gerade passiert
Und eine sehr willkommene noch dazu, sagt Eberhard Völker. Die Finanzlage des Vereins werde immer schwieriger. Soziale Projekte mit Fachkräften anzubieten koste halt. Hinzu kommt, dass der Förderverein mit seiner Idee, im Kochs Kotten Catering für Kitas und Schulen anzubieten, ordentlich Minus gemacht hat. Corona habe diesem Projekt das Genick gebrochen, so Völker.
Bochumer Verein glücklich: Geerbte Bilder spülen Geld in die leeren Kassen
Von daher kamen die Bilder wie gerufen. Ein ganzer Schwung ist inzwischen schon verkauft. „Gute 70 haben wir aber noch.“ Diese sind aktuell in den ehemaligen VBW-Büroräumen am Brunnenplatz-Portal (Hustadtring 53) ausgestellt. „Wer mag, kann sie sich gerne anschauen“, sagt Völker. Zu den Öffnungszeiten oder nach Terminabsprache (siehe Infobox).

Zu haben sind Stillleben, Landschaften und Fantasiemotive, in Aquarell, Acryl und Öl. „Frau Kühle hatte eine richtige Ausbildung und besuchte auch Malkurse auf Sylt“, weiß Eberhard Völker zu berichten. Sie sei viel auf Reisen gewesen und habe dabei gerne auch aus dem Hotelfenster heraus gemalt, was ihr so in den Blick kam.
Bilder zeigen Reiseeindrücke und auch einen Blick auf die Ruhr-Universität Bochum
Ein Motiv zeigt die Ruhr-Universität, ebenfalls aus einem Fenster betrachtet. „Dieses Bild hat Frau Kühle wohl in ihrem Büro angefertigt“, sagt Matthias Köllmann. „Sie hat damals am Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte gearbeitet.“
+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++
Zwischen 20 und 100 Euro möchte der Förderverein pro Bild haben. Wer mag, dürfe natürlich gerne auch mehr zahlen, schmunzelt Völker. Bis März sind die Gemälde vorerst noch im früheren VBW-Büro ausgestellt. Er selbst habe auch schon sechs gekauft und in seiner Wohnung aufgehängt. Mehr Platz an den Wänden habe er dort jetzt aber nicht mehr.
Verein wurde 1989 gegründet
Der ehrenamtlich geführte Förderverein Hustadt wurde 1989 gegründet. Die mehr als 50 Mitglieder wollen für bessere Lebens- und Wohnbedingungen in der Hustadt sorgen. Das Engagement ist vielfältig: Hilfe für Eltern von Kindern, die von der Kita in die Schule wechseln, Nachbarschafts-Treffs, Unterstützung bei Kontakten zu Behörden, Ordnung und Sauerkeit im Quartier. Info: www.huisthu.de .
Die Gemälde von Alice Kühle können dienstags, 11 bis 12 Uhr, und donnerstags, 17 bis 18 Uhr, im früheren VBW-Büro am Tor zum Brunnenplatz (Hustadtring 53) besichtigt (und gekauft) werden. Oder nach Terminabsprache mit Eberhard Völker: 0171 822 38 59 und eberhard.voelker@evoelker.de .