Bochum-Wattenscheid. Dirk Kontny stieg mit Wattenscheid 09 in die Bundesliga auf. Heute verkauft er Zeitschriften und Zigaretten in Höntrop. Vielschichtige Karriere

Dirk Kontny war Bundesliga-Profi, heute betreibt er einen Kiosk direkt am Höntroper Bahnhof in Bochum. Mit der SG Wattenscheid 09 hat er historisches geschafft: Er war Teil der Mannschaft, die in die erste Bundesliga aufgestiegen ist. Dabei war seine Karriere als Profi-Sportler nicht immer einfach.

Mit 14 Jahren wechselte er nach Wattenscheid, wo schon seit Vater in den 60er-Jahren in der Profi-Mannschaft spielte. „Wir sind mit Fußball aufgewachsen. Bei uns lag immer ein Ball herum“, erinnert sich der heute 59-Jährige. Angefangen im Verein zu spielen, hat der geborene Essener beim VfB Frohnhausen.

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Als er schon in Wattenscheid spielte, habe ihm Klaus Steilmann eine Lehrstelle als Industriekaufmann angeboten. Von ihm sei er im Sport immer unterstützt worden. „Im Beruf musste man natürlich auch etwas leisten. Wenn wir aber Fußballtraining hatten, wurden wir freigestellt“, erinnert er sich. So habe er immer auch professionell trainieren können – was ihn zu einem Bundesliga-Spieler machte.

Ein Spiel bleibt Ex-Bundesliga-Profi immer in Erinnerung

Eine Partie ist dem heute 59-Jährigen besonders in Erinnerung geblieben. „Das Spiel zum Mauerfall in Berlin“, sagt Kontny. Die SG Wattenscheid spielte zwei Tage nach dem Fall der Mauer im Olympiastadion gegen Hertha BSC in der zweiten Liga. „Bei dem historischen Ereignis war Fußball Nebensache.“

Dirk Kontny in Bochum
Dirk Kontny zu seinen aktiven Zeiten als Bundesliga- und Zweitliga-Spieler. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

10.000 Freikarten wurden an DDR-Bürger verteilt, weitere Zuschauer, die einen DDR-Pass vorzeigten, durften ebenfalls umsonst ins Stadion. „Das war eine ganz besondere Stimmung, auch unter uns Spielern. Wir wollten das einfach nur genießen“, erinnert sich der Ex-Profi. Am Ende trennten sich die Mannschaften mit einem 1:1. „Sowas bleibt für immer in Erinnerung.“ Zum Jubiläum des 30-jährigen Mauerfalls sei die Mannschaft nach Berlin eingeladen worden. „Mit 14 Leuten sind wir dann in die Hauptstadt gefahren.“

Kontny feiert mehrere Erfolge als Profi-Fußballer

Seinen ersten großen Erfolg feierte Kontny bereits mit 16 Jahren. „Da bin ich mit der B-Jugend-Mannschaft der SG Wattenscheid Deutscher Meister geworden.“ Das Stadion war ausverkauft. Kontny schoss das Tor zum 3:1-Endstand. „Da kommt man dann natürlich richtig auf den Geschmack.“

Dirk Kontny in Bochum
So sah Dirk Kontny als Profi der SG Wattenscheid 09 Anfang der 90er Jahre aus. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Mit 18 Jahren sollte er in die Senioren-Mannschaft der SGW wechseln. In seinem letzten Jahr in der Jugend verletzte er sich jedoch. Er trainierte eigenständig und spielte zunächst für die Amateurmannschaft, wo er häufiger nicht zum Einsatz gekommen sei. Als sich allerdings drei seiner Mitspieler beim Aufwärmen verletzten, spielte Kontny. Bei einem 5:1-Sieg schoss er zwei Tore. Sein Türöffner, um zu den Profis zu wechseln. 168 Mal stand er für die SGW auf dem Rasen.

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Als Kontnys Vertrag bei den Wattenscheidern auslief, gab es am letzten Tag, bevor er vereinslos gewesen wäre, eine Option: Eine Leihe – ausgerechnet zum Stadtrivalen VfL Bochum. Das sei ein innerer Konflikt gewesen, erinnert sich Kontny, der auch für Rot-Weiss Essen spielte. „Es ging aber um meine Existenz.“ Seine Frau war schwanger. Nach vier Spielen verletzte er sich jedoch. Die Leihe endete nach einem halben Jahr. Er wechselte zu Fortuna Köln.

Ex-Bundesliga-Profi stand auch für Rot-Weiß Essen auf dem Platz

Generell blieb Kontny nicht von Verletzungen verschont. Bei seiner letzten Station Schwarz-Weiß Essen zog er sich die Verletzung zu, die gleichzeitig auch seine Karriere beendete: Kreuzbandriss. „Das war am 8. Dezember 1996.“

Dirk Kontny in Bochum
Der Kiosk von Dirk Kontny direkt am Bahnhof in Wattenscheid-Höntrop in Bochum. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Im Krankenhaus fing er sich einen Keim ein, musste fünfmal operiert werden. „Irgendwann hieß es, der Keim muss mit der nächsten OP raus oder das Bein muss ab“, sagt Kontny. Sein Bein konnte gerettet werden, seine Fußballer-Karriere jedoch war beendet.

Profi-Fußballer wollte Kiosk nebenbei betreiben

Knapp zwei Monate vorher, im Oktober 1996, hatte Kontny bereits den Mietvertrag für seinen Kiosk in Höntrop unterschrieben. „Das wollte ich eigentlich neben dem Fußball machen“, sagt er. Zum 1. Januar 1997 wollte er eröffnen. „Ich kam aber erst am 31. Dezember 1996 aus dem Krankenhaus. Mit meinem Gipsbein habe ich dann drei Monate das Geschäft umgebaut und am 21. März 1997 eröffnet.“

Dirk Kontny in Bochum
In Dirk Kontnys Kiosk in Bochum-Höntrop kann man auch Briefe aufgeben. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Die Idee von seinem eigenen Laden habe er schon zwei Jahre zuvor gehabt. „Ich wollte hier sesshaft werden und Zeit für meine Kinder haben.“ Neben seiner Fußball-Karriere habe er immer auch gearbeitet. „Mein Vater war da ein Vorbild. Der hat gesagt: Fußball ist eine Phase. Das ist irgendwann vorbei.“

Bochumer Kiosk-Besitzer: „Juckt manchmal in den Füßen“

Der geborene Essener blickt gerne auf seine Zeit als Profi-Fußballer zurück. Die Zeit wolle er nicht missen. „Es juckt schon manchmal noch in den Füßen.“ Auch deswegen habe er vor Jahren nochmal ein Comeback bei RW Leithe gestartet, als er 43 Jahre alt war. „Auf Asche“. Mit seinen ehemaligen Mitspielern stehe er noch immer in Kontakt. „Mit unserer Aufstiegsgruppe“, sagt Dirk Kontny, „treffen wir uns immer wieder.“

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