Bochum. Der Bau-Riese Goldbeck ist in Bochum für Gewerbe-Immobilien auf Mark 51/7 bekannt. Doch er möchte mehr als Parkhäuser und Büros. Was nun kommt.
Hohe Zinsen, hohe Rohstoffkosten, Fachkräftemangel, fehlende Flächen. Dies und vieles mehr macht der Baubranche seit geraumer Zeit schwer zu schaffen. Vor allem der Wohnungsbau leidet. Auch in Bochum. Ausgerechnet ein ausgewiesener Spezialist für Gewerbegebäude will daran etwas ändern.
Gewerbebau-Spezialist wollen Wohnungsbau bezahlbar machen
„Wir haben den Anspruch, Wohnungsbau bezahlbar zu machen“, sagt Niels Weißenberg, Niederlassungsleiter von Goldbeck Bochum an der Alten Wittener Straße. Vor einem Jahr hat der 37-jährige Architekt mit seinem Team das Bürogebäude auf dem Office-Campus im Stadtteil Laer bezogen.

Der Campus ist ein Ensemble von Gebäuden, die Goldbeck im Auftrag des Dortmunder Immobilienentwicklers Harpen auf einem Teil der ehemaligen Opel-Werksfläche gebaut hat. Ein Haus hat das Unternehmen selbst mit 200 Mitarbeitern, etwa 70 davon im Bereich Planen und Bauen, bezogen. Für die dort entwickelte elegante „Arbeitswelt“ wurde es im Rahmen des internationalen Architektur-Awards „Best Workspaces“ ausgezeichnet. Gewürdigt wurde dabei, dass „Funktionalität und Ästhetik perfekt miteinander verschmelzen“.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++
Parkhäuser, Lagerhalle, Bürogebäude. Das war lange Zeit das Kerngeschäft des Baukonzerns mit Sitz im ostwestfälischen Bielefeld. Zu dessen Markenzeichen gehört die Systembauweise mit vorgefertigten Elementen, die in insgesamt 15 konzerneigenen Werken hergestellt werden. Etliche Gewerbeimmobilien hat Goldbeck in den vergangenen Jahren in Bochum gebaut, darunter die Vonovia-Zentrale an der Universitätsstraße.
Vor allem auf Mark 51/7; neben dem Office-Campus sind dort u.a. die Brainfactory der Landmarken AG und der neue Standort von Keysight Technologies in Goldbeck-Fabriken entstanden. Das aktuell größte Projekt der Niederlassung Bochum wird in Marl auf dem ehemaligen Zechengelände von Auguste Victoria umgesetzt: der sogenannte Omni-Channel-Hub von Thalia und ECE. Bis 2026 entsteht dort eine 56.000 Quadratmeter große Immobilie für bis zu 1000 Beschäftigte.
Wohngebäude werden in Werken vorgefertigt
Nun hat das Unternehmen auch den Wohnungsbau im Visier. „400.000 Wohnungen jedes Jahr in Deutschland zu bauen, wird nur dann möglich sein, wenn wir Wohnungen realisieren, die so zu vermarkten sind, dass sie mit vernünftigen Mietpreisen zustande gebracht werden können“, sagt Niels Weißenberg mit Blick auf das 2022 formulierte Ziel der Bundesregierung. „Der Wohnbaumangel ist in aller Munde. Da wollen wir Lösungen schaffen. Durch unsere systematisierte und serielle Fertigung gelingt es, den Wohnungsbau deutlich preisgünstiger zu gestalten, als das in konventioneller Bauweise möglich wäre.“

Was unter „vernünftigen Preisen“ zu verstehen ist? Goldbeck startet seinen Wohnungsbau nach eigenen Angaben von 2000 Euro je Quadratmeter Bruttowohnfläche an. Gebaut habe die Niederlassung Bochum in der Region bereits Wohnungen in Oberhausen. Von Vivawest gibt es einen Auftrag für 9000 m2 Wohnfläche im Projekt „6 Seen Wedau“ in Duisburg. Dort entstehen 122 Wohnungen in zwei Gebäuden, davon sind 81 gefördert. Auch Bochum hat der Baugigant, der mit 12.500 Beschäftigten im Vorjahr einen Umsatz von 6,4 Milliarden Euro erzielt hat, als potenzielles Vermarktungsgebiet ausgemacht.
- Bochum: Millionenrekord bei Wohnbauförderung – aber ein Haken
- Bochum schwenkt beim Wohnungsbau um: „Gut“, sagen Kritiker
- Mark 51/7: So entstand der überraschende Name für Opel-Areal
„Das eine oder andere liegt in der Anbahnungsphase“, sagt der Niederlassungsleiter nebulös. Dass – wie häufig moniert – es hier zu wenige Baugebiete gibt, sieht er nicht: „Ich glaube, es hapert gerade nicht an der Entwicklungsfläche in Bochum, sondern es hapert ein Stück weit an der Planungssicherheit. Wir sehen immer wieder, dass Fördermittel vom Staat noch nicht bewilligt worden sind; weshalb sich Bauprozesse verschieben. Und wir sehen – nicht auf Bochum bezogen, sondern allgemein – dass sich die Genehmigungsprozesse nach wie vor unheimlich in die Länge ziehen.“