Bochum. 78 Millionen Euro für den Sozialen Wohnungsbau wurden 2024 in Bochum bewilligt. „Gut“, sagt der Mieterverein, sieht aber einen Fehler im System.

Mangelnder Wohnraum gehört zu den drängenden Themen in Bochum. Das gilt vor allem für Sozialwohnungen, deren Zahl sich in den vergangenen 20 Jahren halbiert hat. Stand jetzt sind es nach Auskunft der Stadt nur noch etwa 12.000. Nun heißt es bei der Verwaltung, sie habe 2024 insgesamt 78 Millionen Euro Landesfördergelder für den Bau von Sozialwohnungen bewilligt. So viel wie nie zuvor, im Jahr davor waren es noch 61 Millionen Euro. Deutet sich da etwa eine Trendwende an und kann Bochum seinen ausgedünnten Bestand wieder spürbar aufstocken?

Bochum kann 2024 seinen Bestand an Sozialwohnungen halbwegs halten

Nötig wäre es. „Die Versorgung der Bochumer Bevölkerung mit preisgünstigem Wohnraum gehört jetzt und zukünftig zu den zentralen Themen unserer Gesellschaft“, sagt Heike Möller, die Leiterin des Amts für Stadtplanung und Wohnen. Allerdings: Im Vorjahr sind nur etwa 150 öffentlich geförderte Wohneinheiten bezugsfertig geworden. Für 22 weitere Wohnungen wurde die im Jahr 2024 auslaufende Sozialbindung für 15 Jahre verlängert. Im gleichen Zeitraum sind 425 Wohnungen aus der Mietpreisbindung gefallen, d.h. unterm Strich gibt es sogar einen leichten Rückgang des Bestands (Grafik).

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Ein Jahr zuvor ist der leichte Anstieg des Gesamtbestands nur deshalb möglich gewesen, weil Bochum das Projekt „Ankauf von Belegungsbindungen“ genutzt hat. 478 Wohnungen des überwiegend städtischen Wohnungsunternehmens VBW wurden so nachträglich zu Sozialwohnungen umgewidmet; davon die meisten am Luchsweg in Langendreer (168).

Verlust von Sozialwohnungen
Bis 2031 werden in allen Stadtteilen von Bochum Sozialwohnungen ihre Mietpreisbindung verlieren. © WAZ Bochum | Funkegrafik NRW / Manuela Nossutta

Nun sollen perspektivisch mit besagten 78 Millionen Euro insgesamt 462 preisgünstige neue Wohnungen in den Stadtteilen Altenbochum, Dahlhausen, Gerthe, Grumme, Hamme, Langendreer, Wattenscheid-Mitte, Weitmar-Mitte, Westenfeld und Wiemelhausen gebaut werden. Dabei geht es vor allem um größere Projekte von Wohnungsgesellschaften. Allein 379 der 462 mit Fördergeldern ausgestatteten Einheiten sind Bauvorhaben von sechs Gesellschaften. Dazu kommen Vorhaben eines Wohlfahrtsverbandes (52 Wohneinheiten), eine Studierendeneinrichtung (18) sowie 13 Wohnungen von Privatpersonen. Sollten alle Anträge fristgerecht umgesetzt werden, nach einer Förderzusage ist die Rede von einem zeitnahen Baubeginn, wäre mit der Fertigstellung in den nächsten Jahren zu rechnen.

Allerdings dauert es mitunter mehrere Jahre bis zur Fertigstellung: „Für Neubauten können öffentliche Förderungen erst nach Erteilung einer Baugenehmigung bewilligt werden. Von der Förderzusage bis zur Bezugsfertigkeit vergehen in der Regel mehrere Jahre“, so die Stadt. Der Mieterverein Bochum nennt dafür ein aktuelles Beispiel: Von den 307 im Jahr 2023 bewilligten neuen Förderungen für Modernisierungsmaßnahmen ist noch keine umgesetzt. „Bei Neubauten ist der Zeitraum zwischen Bewilligung und Fertigstellung meist noch länger.“

450 Wohnungen fallen jährlich aus der Sozialbindung

Stoppen und möglicherweise umkehren lasse sich der Verlust an Sozialwohnungen nur, wenn jedes Jahr mindestens 450 Wohnungen tatsächlich gebaut werden. So viele fallen in Bochum nämlich jährlich aus der Bindung.

Aus Sicht des Mietervereins Bochum müssen in den kommenden Jahren daher weitere Anstrengungen unternommen werden, um den Bestand wieder zu erhöhen. „Dies wird voraussichtlich nur durch weitere Bindungsverlängerungen und -ankäufe gelingen“, sagt Sprecher Martin Krämer. Der Mieterverein wünsche sich daher ein stärkeres Engagement der Stadt in diesem Bereich.

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Aktuell werden nach Auskunft der Stadt noch mehr als 600 öffentlich geförderte Mietwohnungen in Bochum gebaut: in Altenbochum, Gerthe, Grumme, Harpen / Rosenberg, Hiltrop, Höntrop, Langendreer, Querenburg, Weitmar, Werne und Wiemelhausen.

Förderanträge in Höhe von 120 Millionen Euro liegen der Stadt vor

Wie viele in den nächsten Jahren hinzukommen, hängt auch von der Förderung der aktuellen Anträge ab. Momentan liegen dem Amt für Stadtplanung und Wohnen so viele Förderanträge für Bauvorhaben vor wie noch nie zuvor. „Der Bewilligungsbehörde liegen für 2025 mehr als 30 Anträge mit einem Volumen von etwa 120 Millionen Euro vor“, so Stadtsprecher Peter van Dyk auf Anfrage dieser Redaktion.

Entschieden wird darüber nach und nach im Laufe des Jahres. Dabei spielen nach Auskunft der Stadt mehrere Faktoren eine Rolle, u.a. das vom Land gewährte Förderbudget der Stadt, möglicherweise zur Verfügung stehende Mittel anderer Kreise und Kommen, die nicht abgerufen werden und eine vorliegende Baugenehmigung.

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