Bochum. Erneut sollen die Preise in einem Bochumer Seniorenzentrum erhöht werden. Senioren können saftige Rechnungen erwarten. Wie es dazu kommt.

Bewohnerinnen und Bewohner von Seniorenzentren sowie ihre Angehörigen könnten 2025 erneut vor hohen Nachzahlungen stehen. Der Sohn einer Bewohnerin des Heinrich-König-Seniorenzentrums in Bochum berichtet, dass die Pflegekassen im vergangenen Jahr neue Sätze mit monatelanger Verzögerung genehmigt hätten – für seine Mutter habe das gleich zwei Nachzahlungen im vierstelligen Bereich bedeutet. Nun fürchtet er, dass bald schon die nächste Nachzahlung anstehen wird. Um seine Mutter zu schützen, möchte der Mann anonym bleiben.

Die Arbeiterwohlfahrt (Awo), die das Seniorenzentrum betreibt, hat bereits im November angekündigt, die Pflegekosten ab dem 1. Januar 2025 erneut deutlich zu erhöhen. Für die Bewohnerin, deren Sohn mit dieser Redaktion gesprochen hat, sind das monatlich mehr als 1000 Euro an zusätzlichen Kosten. Die Awo begründet die Preissteigerung mit höheren Energiepreisen und der Inflation. Hinzu kommen gestiegene Personalkosten – durch die Tarifbindung der Pflegekräfte und eine Gesetzesänderung, die genaue Vorgaben zum Personalbedarf in Pflegeeinrichtungen mache.

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Elke Hammer-Kunze ist stellvertretende Geschäftsführerin des Awo-Bezirks Westliches Westfalen, dem auch das Bochumer Heinrich-König-Seniorenzentrum angehört. Sie betont: „Der Gesetzgeber wollte die Pflege stärken und mehr Personal zugestehen. Gleichzeitig müssen wir die Anforderungen an Pflegequalität und Sicherheit erfüllen. Das bedeutet auch, dass unsere Personalkosten erheblich gestiegen sind.“

Pflegeheime können Preise nicht selbst frei bestimmen 

Auch andere Träger von Seniorenheimen in Bochum berichten von ähnlichen Herausforderungen. Lars Michel, Leiter des Rechnungswesens bei den Senioreneinrichtungen der Stadt Bochum (SBO), schildert die Situation als äußerst herausfordernd: „Wir können die Preise für unsere Leistungen nicht selbst frei bestimmen.“ Einmal jährlich dürften bundesweit alle Träger von Altenpflegeheimen den Verband der Pflegekassen und den überörtlichen Sozialhilfeträger zu Pflegesatzverhandlungen auffordern. „Damit beantragen wir neue Entgelte für die Leistungen ‚Pflege und Betreuung‘ sowie ‚Unterkunft und Verpflegung‘.“

Mit diesem System hängen auch Nachzahlungen wie die vom vergangenen Jahr zusammen, von denen der Sohn der Bewohnerin des Heinrich-König-Seniorenzentrums berichtet und die laut Michel aber auch in anderen Altenpflegeheimen an der Tagesordnung standen: „Im vergangenen Jahr wurden uns für Anträge zum 1. März die ersten Angebote im Rahmen der Verhandlung erst im August zugestellt, die Verhandlungen dann im Laufe des Septembers abgeschlossen.“ Ab Oktober wurden den Bewohnern dann also die neuen Preise berechnet. Außerdem stellten die SBO ihren Bewohnern die Differenzbeträge zwischen dem alten und dem neuen Preis als Nachzahlung in Rechnung – für die insgesamt sieben Monate, die seit März vergangen waren.

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Diese Verzögerungen belasten nicht nur die Angehörigen, sondern auch die Träger selbst, die die Differenzen bis dahin zwischenfinanzieren. Das sei nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Träger äußerst unangenehm, insbesondere in Fällen, in denen Bewohner in der Zwischenzeit verstorben seien und die Forderungen ganz ausfielen, so Michel.

Entgelterhöhungen und hohe Nachzahlungen im Seniorenheim: Kaum Spielraum für Betroffene  

Dass die finanzielle Belastung für Bewohner sowie deren Angehörige durch die Kostensteigerungen, aber auch die Verzögerungen enorm ist, findet auch der Sohn der Bewohnerin des Heinrich-König-Seniorenzentrums. Er erklärt, dass schon die vergleichsweise gute Rente seiner Mutter kaum ausreiche, um die Pflegekosten zu decken. Hinzu kämen noch undurchsichtige Kosten, bei denen viele nicht verstünden, wie diese zustande kämen: „Die Verpflegungskosten zum Beispiel betragen bei uns über 500 Euro im Monat, was in keinem Verhältnis zu dem steht, was tatsächlich angeboten wird.“

Und selbst, wer sich theoretisch für einen Wechsel entscheiden wolle, stehe vor dem Problem mangelnder Alternativen. „Es gibt kaum freie Plätze, und die Kosten sind überall gestiegen“, berichtet er.

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