Bochum. Mehrere Kliniken aus NRW klagen gegen die neue Krankenhausplanung. Häuser in Bochum hingegen sehen sich als Gewinner der Reform. Die Gründe.
Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) nennt es „eines unserer wichtigsten Projekte in dieser Legislatur“, und nach rund sechs Jahren erklärt er es für „erfolgreich abgeschlossen“: NRW hat die Krankenhauslandschaft neu sortiert. Das Prinzip: Es soll nicht mehr jede Klinik alles machen, die einzelnen Häuser sich stärker spezialisieren. Das Land hat 64 Leistungsgruppen von der Geriatrie bis zur Lebertransplantation ausgewiesen und jeweils Qualitätskriterien vorgeschrieben, die die Kliniken dabei erfüllen müssen.
Kurz vor Jahresende haben alle Krankenhäuser mitgeteilt bekommen, welche Leistungen sie ab dem 1. April 2025 anbieten dürfen. Sieben Krankenhäuser von vier Trägern gibt es in Bochum; schon während der Verhandlungen zwischen Kliniken und Ministerium zeichnete sich ab, dass für sie keine großen Einschnitte zu erwarten sein dürften. Der Grund: Bochum hat der Reform gewissermaßen vorgegriffen.
„Bochumer Modell“: Mehrere Krankenhäuser arbeiten als Universitätskliniken zusammen
Im „Bochumer Modell“ arbeiten seit den 1970er Jahren das Katholische Klinikum (heute mit St.-Josef- und St.-Elisabeth-Hospital, Marien-Hospital, Martin-Luther-Krankenhaus und St.-Maria-Hilf-Krankenhaus), das Bergmannsheil und das Knappschaftskrankenhaus Langendreer als Universitätskliniken der RUB zusammen. Ebenso wie das Augusta-Krankenhaus hat jede der Uni-Kliniken ihr eigenes Profil, ihre eigenen Stärken und medizinischen Schwerpunkte entwickelt. Während andernorts in NRW Krankenhäuser gegen die Beschlüsse klagen wollen – etwa das Uniklinikum Essen, das keine Herztransplantationen mehr vornehmen soll – sind aus Bochumer Kliniken unisono positive Reaktionen zu hören.
- Die neue Krankenhausplanung legt für jede Klinik in NRW fest, welche Leistungen sie ab April anbieten darf. Hier ist der Überblick für Bochum.
„Die Krankenhausreform dient dazu, Leistungen an Standorten mit hohen Behandlungszahlen zu konzentrieren, dort die vorhandene Expertise zu nutzen und dadurch die Qualität für die Patienten zu steigern“, sagt Prof. Christoph Hanefeld als Sprecher der Geschäftsführung des Katholischen Klinikums. „Diesen Weg der Spezialisierung und Konzentration, den viele Krankenhäuser nun vor sich haben, sind wir als mit Abstand größte Gesundheitseinrichtung Bochums schon sehr früh gegangen.“ So seien in den vergangenen zehn Jahren alle Doppelvorhaltungen von medizinischen Abteilungen an den sechs Krankenhausstandorten abgebaut worden. Diese Strategie sehe er durchs Land bestätigt.
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Krankenhausreform NRW: Bochumer Kliniken betonen frühzeitige Spezialisierung
Ulf Stockhaus, Sprecher des Augusta-Klinikums, betont ebenfalls die frühzeitige medizinische Spezialisierung. “Entsprechend hat es uns gefreut, dass unser fokussiertes Versorgungsangebot bereits in der ersten Veröffentlichung zu Krankenplanung NRW im Juni 2024 vollumfänglich bestätigt wurde.“ Die Reform dürfte dennoch Folgen haben: Da manche Leistungen „in anderen Einrichtungen wegfallen, gehen wir davon aus, dass perspektivisch auch über Bochum hinaus mehr Patientinnen und Patienten den Weg ins Augusta finden werden“. Darauf werde sich die Klinik einstellen und die Behandlungskapazitäten entsprechend anpassen.
„Das Augusta und die anderen Bochumer Krankenhäuser zählen unter dem Strich zu den Gewinnern der Krankenhausplanung.“
Auch das Knappschaftskrankenhaus teilt mit, es „begrüße die Krankenhausreform ausdrücklich“ und bewerte die dadurch gegebenen Perspektiven als „äußerst positiv“ für seine Patienten. Der Fokus auf Spezialisierung stimme mit dem zentralen Leitgedanken des Knappschaftskrankenhauses überein, sagt Sprecherin Annette Bruckhaus. „Patienten sollen in Einrichtungen behandelt werden, die in ihrem Fachgebiet über besonders große Erfahrung verfügen.“
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Bedeutung der Kliniken gestärkt, aber auch das Profil der Stadt
„Sehr zufrieden“ zeigt sich auch das Bergmannsheil. Das Gesundheitsministerium habe mit seiner Planung „die Bedeutung unseres Hauses für die regionale und überregionale Patientenversorgung anerkannt und gestärkt“, sagt Sprecher Robin Jopp.
„Das Augusta und die anderen Bochumer Krankenhäuser zählen unter dem Strich zu den Gewinnern der Krankenhausplanung“, bilanziert Augusta-Sprecher Ulf Stockhaus. „Das stärkt auch das Profil unserer Stadt, die mit der erfolgreichen Ansiedlung des Gesundheitscampus NRW samt der Hochschule für Gesundheit schon frühzeitig auf das Thema Gesundheitswirtschaft gesetzt hat.