Bochum. Ab März gelten neue Ticketpreise. Einige Angebote, wie das Kurzstreckenticket, entfallen komplett. Einige Bochumer trifft es besonders hart.

„Das ist scheiße“, sagt Michael Ostermann kopfschüttelnd, während er an der Haltestelle Bochum Rathaus auf seinen Bus wartet. Damit spricht er aus, was wohl viele darüber denken, dass ab März das Kurzstreckenticket wegfallen soll – im gesamten Bereich des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR), also auch bei der Bogestra.

Bisher hat das Kurzstreckenticket Nutzern des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) eine günstige Alternative zu dem regulären Einzelticket und den Vielfahrertarifen geboten, wenn sie nur kurze Strecken fahren wollten.

Abschaffung vom Kurzstreckentarif
Margret Garcia kennt viele, die das Kurzstreckenticket nutzen – vor allem, um den Alltag zu bewältigen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

„Ich kenne einige, die das nutzen“, sagt Margret Garcia. Gerade ältere Menschen würden regelmäßig von dem Angebot Gebrauch machen, erklärt sie. Etwa um den Einkauf nach Hause zu transportieren, wenn sie nicht mehr so weit schleppen können oder um zum Friedhof zu kommen. „Das ist schon eine große Hilfe für uns Ältere. Und es hat sich immer gelohnt, vor allem das Zehner-Ticket. Ganz besonders, wenn man häufiger, aber auch nicht täglich fährt“, meint auch Helmut Wegener. Künftig muss er auf das deutlich teurere Einzelticket oder das digitale „eezy-Ticket“ zurückgreifen, das er aber nicht wirklich als Alternative sieht.  

So viel teurer wird die Bus- und Bahnfahrt für alle, Kurzstreckenfahrer

Zur Einordnung: Bei der Bogestra kostet ein einzelnes Kurzstreckenticket im Januar 2025 2,20 Euro, ein Viererticket 7,60 Euro und ein Zehnerticket 17,40 Euro – eine Fahrt ist also ab 1,74 Euro möglich. Im vergangenen Jahr war die Kurzstrecke sogar noch günstiger: Damals kosteten zehn Fahrten 16,50 Euro.

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Wenn im März das Kurzstreckenticket komplett entfällt, kostet das günstigste Einzelticket für Erwachsene in der Preisstufe A dann laut VRR 3,60 Euro, das Viererticket gibt es dann nicht mehr wie jetzt für 13,20 Euro, sondern für 14,40 Euro – auch hier kostet die Fahrt also 3,60 Euro. Zehnerfahrkarten nehmen der VRR und damit auch die Bogestra aus dem Sortiment.

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Alternative „eezy-Ticket“ ist für manche Menschen gar keine Alternative

Als günstige Alternative für alle Gelegenheitsfahrer empfiehlt der VRR das „eezy-Ticket“: Hier kommt der Fahrtpreis auf die tatsächlich gefahrenen Kilometer an. Der Preis setzt sich aus einem festen Grundpreis pro Fahrt und einem Preis pro angefangenem Luftlinienkilometer zusammen, informiert der VRR auf seiner Website. Der Grundpreis liege aktuell – und vorerst auch weiterhin – bei 1,73 Euro und der Aufpreis pro Luftlinienkilometer bei 0,29 Euro. Außerdem gibt es Preisdeckel, die pro Fahrt, Tag und Monat gelten.

Das Problem? Das Ticket funktioniert über ein digitales Stempelsystem. Um dieses nutzen zu können, brauchen Fahrgäste eine der teilnehmenden Apps, etwa die Mutti-App der Bogestra. Der VRR begründet die Änderungen in seinem Tarifsystem mit steigenden Betriebskosten und dem Wunsch, das Tarifsystem zu vereinfachen: „Für unsere Kundinnen und Kunden wird es intuitiver, übersichtlicher und in den allermeisten Fällen auch günstiger“, informiert Oliver Wittke, Vorstandssprecher des VRR.

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„Wir hoffen, dass auch andere Verbünde in NRW und bestenfalls in ganz Deutschland diesen Weg einschlagen und ihr Sortiment und Strukturen rigoros vereinfachen.“ Doch viele ÖPNV-Nutzer empfinden genau das Gegenteil. „Einfacher und günstiger? Für wen denn?“, fragt Wegener.

Neues Tarifsystem nicht fair? Das sagen ÖPNV-Nutzer

Ähnlich sieh es auch Michael Ostermann. Er selbst nutzt zwar das Deutschlandticket, kann sich aber auch nicht vorstellen, dass das neue Modell wirklich allen ÖPNV-Nutzern entgegenkommt. „Viele ältere Menschen sind vom Smartphone überfordert.“ Wenn sie mit dem „eezy-Ticket“ nicht zurechtkämen, würden sie benachteiligt, weil sie auch für kurze Strecken auf das teurere Einzelticket zurückgreifen müssten.

Dass das nicht berücksichtigt werde, findet auch Sandra Tomic „total schade“. Gerade der große Preissprung zwischen dem Zehnerticket und dem Einzelticket sei schließlich ziemlich hoch.

Abschaffung vom Kurzstreckentarif
Sandra Tomic findet den Preisaufschlag, den Kurzstreckenfahrer ab März in Bus und Bahn zahlen müssen, ziemlich hoch. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Auch andere Fahrgäste sind sauer: „Ständig erhöhen sie die Preise. Und wofür? Die Bogestra wird nicht besser. Die Busse und Bahnen sind ständig unpünktlich und fallen aus“, meint etwa eine Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. „Naja, es wird halt alles teurer. Und irgendwie müssen die Leute, die bei der Bogestra arbeiten, ja auch fair bezahlt werden“, hält ein Mann dagegen, kurz bevor er in einen Bus verschwindet.

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