Bochum/Düsseldorf. Das Land hat festgelegt, welche Kliniken künftig welche Eingriffe vornehmen dürfen. Für werdende Eltern in Bochum gibt es gute Nachrichten.

Die Krankenhausreform in Nordrhein-Westfalen führt dazu, dass Bochumer Kliniken bei einzelnen Erkrankungen weniger Eingriffe vornehmen dürfen. Zur Schließung von Stationen oder gar Standorten soll es aber nicht kommen. Auch der Erhalt beider Geburtskliniken gilt nunmehr als gesichert.

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Die Zeiten der Rundum-Versorger sind vorbei: Umfassender denn je sollen sich die Kliniken in NRW spezialisieren und kooperieren, um damit die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern. Das ist das Ziel der neuen Krankenhausplanung, die das Land – auch im Zeichen des massiven Personalmangels in der Pflege – seit 2018 vorantreibt. Devise: Stärken stärken. „Nicht jedes Krankenhaus muss alles machen und nicht jedes Krankenhaus kann alles gleich gut machen“, erklärt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).

Was künftig machbar ist, haben die Klinikchefs seit wenigen Tagen schwarz auf weiß. In Anhörungsschreiben listet das Ministerium auf, welche Fallzahlen das Land für jedes Haus in insgesamt 60 Leistungsgruppen vorsieht.

NRW-Klinikreform: Vorarbeit im „Bochumer Modell“ zahlt sich aus

Bochum kommt relativ unbeschadet davon; für die Patienten ändert sich wenig. „Hier ist schon vieles sortiert“, hatten Vertreter der heimischen Kliniken bereits 2023 in einer WAZ-Runde betont. Das „Bochumer Modell“ vereint seit den 1970er Jahren das Katholische Klinikum (mit dem St.-Josef- und St.-Elisabeth-Hospital, dem Marien-Hospital und dem Martin-Luther-Krankenhaus), das Bergmannsheil und das Knappschaftskrankenhaus Langendreer als Universitätsklinikum der Ruhr-Uni. Ebenso wie das Augusta-Krankenhaus hat jede der Uni-Kliniken ihr eigenes Profil, ihre eigenen Schwerpunkte und Expertisen entwickelt – genau so, wie es die Reform nun einfordert.

Einbußen werden den Kliniken dennoch auferlegt. Beispiele: Jährlich 370 Katheter-OPs am Herzgewebe (Ablation) sollen ausschließlich in der Augusta-Klinik vorgenommen werden. Bei künstlichen Hüften und Knien bleibt das Knappschaftskrankenhaus komplett außen vor. Derweil werden Langendreer 791 Wirbelsäulen-OPs zugestanden: mehr als der Unfallklinik Bergmannsheil (603).

Geburtskliniken im Elisabeth-Hospital und Augusta bleiben erhalten

Unangefochtene Nummer 1 in der Urologie bleibt das Augusta mit 4028 genehmigten Eingriffen. Das Katholische Klinikum behauptet sich als führende HNO-Klinik (390 Eingriffe). Beiden Häusern bleiben die Geburtsstationen erhalten – allerdings mit geringeren Kontingenten. Im St.-Elisabeth-Hospital sollen laut Landesplanung künftig noch 1293, im Augusta 999 Geburten von den Kassen finanziert werden.

„Ab der Geburt Nummer 1294 werden wir aber selbstverständlich niemanden nach Hause schicken. Da wird es Spielräume geben“, versichert Prof. Christoph Hanefeld, Geschäftsführer des Katholischen Klinikums, der sich auch über das positive Votum für das Perinatalzentrum zur Versorgung Frühgeborener im St.-Elisabeth-Hospital freut. In einer ersten Stellungnahme bekräftigt er: „Wir als Uni-Klinikum und das Augusta haben in den vergangenen zehn Jahren gute Vorarbeit geleistet.“ In anderen Städten und Klinik-Verbünden habe die Reform deutlich gravierendere Folgen.

Das Perinatalzentrum zur Versorgung von Frühchen im Bochumer St.-Elisabeth-Hospital (Archivbild) gilt als gesichert.
Das Perinatalzentrum zur Versorgung von Frühchen im Bochumer St.-Elisabeth-Hospital (Archivbild) gilt als gesichert. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Sein Haus sieht Hanefeld unter anderem in der Chirurgie, Neurologie und der Schlaganfall-Versorgung („Stroke Unit“) gestärkt. In der Kardiologie werde man die Einspruchsfrist bis August nutzen. Dass es keine Ablationen mehr geben soll, sei nicht hinnehmbar: „Die benötigen wir allein schon für unsere Studierenden.“

Augusta: „Das gibt uns Planungssicherheit“

Vollauf zufrieden zeigt sich die Augusta-Klinik. „Unser Versorgungsangebot wurde für alle beantragten Leistungsgruppen vollumfänglich bestätigt. Für einige Bereiche gab es sogar Rückenwind aus Düsseldorf, insbesondere für die Kardiologie, die Gefäßchirurgie, das Brustzentrum und chirurgische Interventionen. Das gibt uns Planungssicherheit für unsere Mitarbeitenden und Investitionen“, sagt Sprecher Ulf Stockhaus. Für Einsprüche sehe man „keinen Anlass“.

Bergmannsheil sieht sich „gut abgebildet“

„Gut abgebildet“ sieht sich auch das Bergmannsheil. Das Ministerium habe die Bedeutung der Klinik als überregionales Traumazentrum und als fachübergreifenden Notfallversorger auf Maximalversorgungsniveau anerkannt und weiter gestärkt, erklärt Sprecher Robin Jopp. Das betreffe insbesondere die chirurgischen Bereiche wie die Endoprothetik und die Revisionsendoprothetik ebenso wie die Herzmedizin, die internistischen und die neurologischen Bereiche. „Die Möglichkeit zur Stellungnahme im Rahmen des Anhörungsverfahrens wird aktuell geprüft“, so Jopp.

Knappschafts-Kliniken: „Erfolgreiche Arbeit wird bestätigt“

Positiv reagieren auch die Knappschaft-Kliniken mit ihrem Standort Langendreer. „Wir erkennen, dass der Krankenhausplan die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre bestätigt. Die Zentralisierung und Zentrumsbildung, die wir intensiv vorangetrieben haben, finden sich in den neuen Planungen wieder und verschaffen unserem Verbund einen deutlichen Vorteil“, sagt Hauptgeschäftsführer Andreas Schlüter.

Der Ansatz der Zentralisierung trage Früchte. „Während einige Häuser Leistungsgruppen verlieren, profitieren andere von neuen Zuweisungen. Wir werden uns das genau ansehen und Lösungen erarbeiten, die die Qualität der spezialisierten medizinischen Leistungen in modernen Zentren aufwerten“, heißt es in einer ersten Stellungnahme der Knappschaft.

„Wir sind in Bochum gut aufgestellt“, betonten Vertreter der heimischen Kliniken im Herbst 2023 in einer WAZ-Gesprächsrunde. Die aktuelle Krankenhausplanung bestätigt ihre Einschätzung.
„Wir sind in Bochum gut aufgestellt“, betonten Vertreter der heimischen Kliniken im Herbst 2023 in einer WAZ-Gesprächsrunde. Die aktuelle Krankenhausplanung bestätigt ihre Einschätzung. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Die Bochumer Kliniken im Überblick

Katholisches Klinikum: 5500 Mitarbeiter, 1500 Betten (davon 645 im St. Josef-Hospital), 50.000 Patienten stationär und 180.000 ambulant; Leistungsbereiche in Bochum: Kardiologie, Neurologie, Orthopädie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Onkologie, Innere Medizin, Dermatologie, Kinderheilkunde, Diabetologie, Gefäßchirurgie, Anästhesiologie, HNO, Gynäkologie/Geburtshilfe, Geriatrie, Venenzentrum, Endoprothetik, Psychiatrie.

Bergmannsheil: 2174 Mitarbeiter, 657 Betten, 17.690 Patienten stationär und 65.472 ambulant (Zahlen 2022); Leistungsbereiche: Chirurgie und Poliklinik u.a. mit Abteilung für Rückenmarkverletzte, Neurochirurgie, Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletztenzentrum, Herz- und Thoraxchirurgie, Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerzmedizin, Endokrinologie, Diabetologie, Gastroenetrologie, Kardiologie, Pneumologie, Neurologische Traumatologie und Neurorehabilitation, Radiologie und Nuklearmedizin.

Augusta-Kliniken: 2040 Mitarbeiter, 499 Betten, jährlich 20.070 Patienten stationär und 27.500 ambulant; Leistungsbereiche in Bochum: Gastroenterologie, Diabetologie, Kardiologie, Nephrologie, Onkologie und Palliativmedizin, Pneumologie, Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie, Anästhesiologie, Urologie, Frauenheilkunde/Geburtshilfe, Geriatrie.

Knappschaftskrankenhaus: 1900 Mitarbeiter, 479 Betten, jährlich 22.000 Patienten stationär und 50.000 ambulant; Leistungsbereiche: Anästhesiologie, Intensivmedizin, Schmerztherapie, Augenklinik, Chirurgie, Unfallchirurgie, Orthopädie, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Neurochirurgie, Neurologie, Radiologie, Transplantationszentrum, Medizinische Klinik mit Innerer Medizin, Hämato-Onkologie, Gastroenterologie und Kardiologie.