Bochum. Vonovia sieht Wertverlust der Immobilien gestoppt. Auf diesen Plan der Ampel setzt Konzernchef Buch beim Bau günstiger Wohnungen.
Nach zwei Jahren Immobilienkrise kehrt Vonovia-Chef Rolf Buch wieder in den Angriffsmodus zurück. Im laufenden Jahr will er zwar Wohnungen im Wert von drei Milliarden Euro verkaufen, schaut sich aber bereits wieder Objekte an, die er ab 2025 erwerben will. Der Mieterbund NRW kritisiert derweil, Vonovia nehme „aggressive Mieterhöhungen in der Krise“ vor
Buch legt sich fest. „Vonovia hat die Krise hinter sich gelassen“, sagt der Chef des Bochumer Dax-Konzerns am Donnerstag vor Journalisten. Als Hauptgrund für seine optimistische Analyse nennt er die „Bodenbildung bei unseren Immobilienwerten“. Im ersten Halbjahr haben die mehr als eine halbe Million Vonovia-Wohnungen demnach nur noch 1,4 Prozent an Wert verloren und kommen jetzt auf einen Betrag von 82,5 Milliarden.
Vonovia musste Gebäudebestand um 23 Prozent abwerten
Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022, als Zinsen und Baukosten in die Höhe schnellten, musste Vonovia die Immobilienwerte allerdings um insgesamt 23 Prozent nach unten korrigieren. Das führte zu einem bilanziellen, aber nicht operativen Verlust. Für das erste Halbjahr 2024 beziffert Vonovia den Fehlbetrag auf 529 Millionen Euro – nach 4,1 Milliarden Euro im gesamten Jahr 2023.
„Unser Kerngeschäft ist kerngesund“, meint Buch und verweist auf die Erlöse aus dem reinen Vermietungsgeschäft in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro. Die hohen Einnahmen sind freilich auch Folge der ungebrochen hohen Wohnungsnachfrage, in deren Folge die Mieten bei Vonovia von Januar bis Juni um durchschnittlich 3,8 Prozent gestiegen sind. In Deutschland zahlen Kundinnen und Kunden des Bochumer Dax-Konzerns inzwischen im Schnitt eine Kaltmiete von 7,73 Euro pro Quadratmeter.
Hans-Jochem Witzke, Chef des NRW-Mieterbunds NRW, wirft dem Unternehmen „Mieterhöhungen an der Grenze des Erlaubten“ vor. „Vonovia dreht weiter an der Mietenspirale und wird dabei radikaler, je länger der Konzern im Krisenmodus ist“, erklärt Witzke und prophezeit, Vonovia weiter versuchen, Bestände zu verkaufen, um aus der Schuldenfalle zu kommen. „Die Mieterinnen und Mieter müssen sich auf maximale Mietsteigerungen einstellen. Dafür muss sich Vonovia auf den Widerstand der Mieterinnen und Mieter, unterstützt von den Mietervereinen, einstellen“, warnt Witzke.
Vonovia-Chef Buch setzt Hoffnung in „einfaches Bauen“
Obwohl der Vonovia-Chef die Krise für sein Unternehmen überwunden sieht, will er nicht gleich wieder ins Neubaugeschäft einsteigen. Im Februar 2023 hatte der Konzern angekündigt, aufgrund der rasant gestiegenen Zinsen und Kosten keine neuen Projekte mehr anzustoßen. Dadurch blieben Pläne für 60.000 Wohnungen erst einmal auf Eis liegen. 1655 Wohnungen seien im ersten Halbjahr fertiggestellt worden, teilt Vonovia mit.
Buch macht Hoffnung auch auf neue Projekte, stellt dafür aber Bedingungen, nämlich „vertretbare Kosten und bezahlbare Mieten“, die aktuell nicht darstellbar seien. Der Vonovia-Chef fordert schon lange von der Bundesregierung, dass sie zinsgünstige Darlehen zur Verfügung stellt und die Baustandards senkt. Ausdrücklich begrüßt Buch deshalb den Vorstoß von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP), den sogenannten Gebäudetyp E einzuführen.
Das E steht dabei für „einfaches Bauen“. Investoren sollen von Standards abweichen können. „Der Typ E gibt uns die Möglichkeit, die Baukosten zu reduzieren. Das ist erster guter Weg“, meint Buch, erwartet jetzt aber auch, dass der Vorstoß wirklich Gesetz wird. „Es gibt neue Standards, die wirklich nicht notwendig sind“, meint der Vonovia-Chef.
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