Bochum. Das Damhirschgehege am Rande des Weitmarer Holz in Bochum-Stiepel ist ein beliebtes Ausflugsziel. Warum die Betreiber keine Spenden wollen.

28 Damhirsche halten Wilhelm Laube und Klaus Vogt in ihrem Damhirschgehege in Bochum-Stiepel am Rande des Weitmarer Holzes. Die private Anlage, die bei vielen Bochumerinnen und Bochumern ein beliebtes Ausflugsziel ist, sorgte zuletzt für viel Aufsehen.

Zur Erinnerung: Vor einigen Tagen berichtete die Redaktion, dass das Gehege geschlossen und die Tiere darin den Betreibern zufolge sterben sollen. Besonders in den sozialen Netzwerken sorgte diese Nachricht für viel Diskussion. Auf Facebook kommentierte eine Nutzerin unter einem Beitrag zum Thema: „Gerne helfen ich und viele von meinen Freunden beim Reparieren des Zaunes, wenn es erstmal hilft.“ Andere Nutzerinnen und Nutzer boten ebenfalls ihre Hilfe an oder fragten, ob es nicht doch einen Weg gebe, die Tiere zu retten.

Einige andere Leserinnen und Leser wandten sich derweil direkt an die Redaktion und boten ebenfalls Hilfe an, um die Tiere doch noch zu retten. Die Vorschläge in den sozialen Netzwerken und den Zuschriften sind vielfältig. Vor allem aber gibt es viele Spendenangebote – ob nun, um die Tiere zu einem anderen Gehege zu transportieren oder doch das Gehege zu reparieren.

Damhirsche sollen doch nicht getötet werden

Darauf von der Redaktion am Mittwoch, 18. Dezember, angesprochen, erklärt Wilhelm Laube: „Ich brauche keine Hilfe, um meine Tiere zu retten, weil es keine Tiere gibt, die gerettet werden müssten.“ Zwar sei geplant, den Betrieb des Geheges „ausschleichen“ zu lassen, und zu verhindern, dass sich die Tiere weiter vermehren. Die 28 Damhirsche deshalb demnächst zu erschießen sei aber nicht geplant und auch „nie geplant“ gewesen. „Ich weiß auch gar nicht, woher dieses Gerücht kommt.“

In einem Gespräch am Donnerstag, 12. Dezember, hatten er und sein Kollege Vogt dagegen noch davon gesprochen, dass sie planen würden, die Tiere zeitnah zu töten. „Als groben Zeitrahmen hatten wir Ende des Jahres festgesetzt“, so Laube da.

„Wir würden es begrüßen, wenn das Gehege weiter besteht“, sagt Tanja Wißing, Pressesprecherin der Stadt und erklärt, dass die Stadt lediglich darum gebeten habe, die Stellen des Zaunes auszubessern, an denen der marode und nicht mehr auslaufsicher ist. Wie auch schon ihr Kollege Peter van Dyk vor einigen Tagen, betont sie dabei aber, dass die Stadt den beiden Betreibern dafür zunächst keinen zeitlichen Rahmen gesetzt hätten. Wie es mit dem Gehege und den Tieren darin weitergehe, hänge also völlig von den beiden Betreibern ab.

Wichtig ist der Sprecherin dabei außerdem klarzustellen, dass es sich bei dem Gehege um das „Damhirschgehege Hof Laube“ handele, das sich am Rande des Weitmarer Holz in Stiepel befinde – nicht zu verwechseln mit dem „Wildgehege Weitmarer Holz“. Letzteres befindet sich etwas weiter nordwestlich und zentraler im Weitmarer Holz. Außerdem beherbergt es neben Damhirschen auch Wildschweine.

So haben wir zuerst berichtet: Weitmarer Holz: Alle Hirsche müssen sterben – die Hintergründe

Hinweis: Der folgende Artikel erschien erstmals am 15. Dezember 2024 unter dem Titel „Weitmarer Holz: Alle Hirsche müssen sterben – die Hintergründe“.

Damwild in Bochum
Klaus Vogt und Wilhelm Laube (v.l.) betreiben das Damhirschgehege im Bochumer Süden. Das Gehege soll allerdings aufgelöst werden. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Es ist eins der beliebtesten Ausflugsziele im Bochumer Süden: das Damhirschgehege von Wilhelm Laube und Klaus Vogt unten in Stiepel. An der Blankensteiner Straße, am Rande des Weitmarer Holzes, können Kinder, Fußgänger und Tierliebhaber die Wildtiere aus nächster Nähe bestaunen. Doch das ist bald Geschichte. „Wir geben das Gehege auf“, sagt Laube.

Zum einen aus Altersgründen. Die beiden Rentner sind 75 und 74 Jahre alt. Das Gehege und die Tiere zu pflegen ist körperlich anstrengend. Hinzu kommt, dass sie den Zaun, der das zweieinhalb Hektar große Gelände umgibt, hätten erneuern müssen. Das sei eine Vorgabe der Stadt, sagt Laube. Vor circa einem Jahr sei diese auf sie zugekommen, nachdem ein paar der Tiere aus dem Gehege entwischt seien. Das bestätigt Peter van Dyk, Sprecher der Stadt Bochum. „In der Vergangenheit gab es öfter Probleme, weil immer mal wieder Tiere aus dem Gehege ausgebrochen sind. Daraufhin haben wir im letzten Jahr den Besitzer aufgefordert, die Anlage ausbruchsicher zu machen“, sagt van Dyk.

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Damhirschgehege in Bochum: Zaun ist 40 Jahre alt

Doch die Besitzer haben sich schon vor der Bitte der Stadt schweren Herzens dazu entschieden, das Gehege aufzugeben, wie Laube sagt. Die Nachricht der Stadt habe sie in ihrer Entscheidung bestätigt. Daher habe die Stadt mit den beiden Gehege-Besitzern vereinbart, „nichts zu unternehmen, solange die Tiere bis dahin sicher untergebracht sind“, ergänzt van Dyk. Dennoch sei es schade, dass so ein beliebter Ort in Bochum wegfällt, sagt Vogt. „Das ist hier ja auch ein Vergnügungspark, vor allem für die Kinder.“

Am Rande des Weitmarer Holzes in Bochum müssen wohl alle Hirsche im Stiepeler Damwildgehege erschossen werden.
Am Rande des Weitmarer Holzes in Bochum müssen wohl alle Hirsche im Stiepeler Damwildgehege erschossen werden. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Der aktuelle hölzerne Zaun ist schon 40 Jahre alt. „Wir geben zu, dass an einigen Stellen der Zaun ein bisschen reparaturbedürftig ist“, sagt Laube. Wenn etwas kaputtgeht, würden sie es aber auch immer reparieren, versichert er. Bei Stürmen komme es beispielsweise vor, dass Äste abfallen und den Zaun beschädigen, dann könnten die Damhirsche ins Weitmarer Holz ausbüxen. Das melden dann Fußgänger, weiß Vogt. „Aber die Tiere hauen nicht wirklich ab. Spätestens nach ein paar Tagen kommen die immer wieder zurück. Die sind ihrem Standort treu“, sagt Vogt.

28 Damhirsche leben in Gehege in Bochum

Aber was passiert mit den Tieren, wenn sie das Gehege aufgeben? „Die müssen wir entnehmen“, erklärt Vogt. Heißt: Sie werden getötet. Aktuell leben 28 Tiere auf dem Gelände – ein Bock, ein zweijähriger Bock, fünf Jungtiere und 21 Kühe. „Wir töten keine Tiere, die tragend sind. Uns liegen die Tiere am Herzen“, betont Laube. Das bedeutet allerdings auch, dass den beiden Gehege-Besitzern nur ein kurzer Zeitraum bleibt, denn: „Das Problem ist, dass der Bock die Damen gerade alle belegt hat“, so Laube. Schon ab dem Frühjahr würden sich die Embryos entwickeln. „So lange ruht das und sie gelten nicht als tragend.“ Eine andere Möglichkeit wäre, die Tiere zu verkaufen. Für den Transport müssten sie jedoch zunächst betäubt werden, erklärt Laube. „Da müssten wir natürlich auch erstmal jemanden finden, der das macht, und eine Genehmigung besorgen.“

„Als groben Zeitrahmen hatten wir Ende des Jahres festgesetzt“

Wilhelm Laube, ihm gehören mit Klaus Vogt die Damhirsche im Gehege

Die Tiere scheinen aber bereits zu merken, dass etwas nicht stimmt, sind sich Laube und Vogt einig. „Immer wenn wir auf das Gelände kommen, verschwinden sie in der hintersten Ecke“, sagt Laube. Dort bleiben die Tiere so lange, bis sie wieder gefahren sind. „Die Tiere sind ja nicht dumm.“ Seitdem an der Straße mehrere Baustellen waren, seien die Damhirsche ohnehin schreckhafter gewesen, erinnert sich Laube.

Bochums Damhirschgehege vor dem Aus: „Grober Zeitrahmen bis Ende des Jahres“

Die Damhirsche zu erlegen, gehe aber nicht ohne weiteres. Generell dürfe nur Vogt auf dem Gelände schießen, da er die entsprechende Genehmigung hat. Das darf er aber auch nur innerhalb eines mit Holz abgegrenzten Bereiches von einem Hochsitz aus. Die beiden Wildtier-Besitzer stehen daher vor dem Problem, die Tiere zeitnah und unter den bestehenden Bedingungen töten zu können. „Als groben Zeitrahmen hatten wir Ende des Jahres festgesetzt“, sagt Laube. Die Stadt warte auf die Rückmeldung, dass die Besitzer das Gehege aufgelöst haben, sagt Stadt-Sprecher van Dyk. „Falls wir eine entsprechende Rückmeldung nicht erhalten, würden wir uns mit dem Besitzer in Kontakt setzen und uns erkundigen, was weiterhin geplant ist.“

+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++

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Die Tiere übernommen haben beide vor circa 15 Jahren. Das Gehege gehörte Laube bereits. Es gehört zu seinem Hof, den er betrieben und vor zehn Jahren an seine Tochter und ihren Mann übergeben hat. Die Tiere haben sie dem vorherigen Besitzer abgekauft. „Da mussten wir zwei Jahre lang erstmal verschiedene Scheine machen, dass wir die hier betreiben dürfen“, erinnert sich Vogt. Laubes Tochter habe die Scheine allerdings nicht. Was später mit der Fläche passiert, entscheide sie dann gemeinsam mit ihrem Mann.

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