Bochum-Günnigfeld. Lange wurde geplant, mehrfach gerodet – jetzt geht es los: Ein weiterer Abschnitt des Radschnellwegs RS1 wird gebaut. Wann er fertig sein soll.

Es geht um 3,2 Kilometer. Einen Bruchteil der Gesamtstrecke: Irgendwann einmal soll der Radschnellweg RS1 Radfahrende durchgehend mehr als 100 Kilometer weit von Moers bis Hamm einmal quer durchs Ruhrgebiet führen. „Mit jedem Meter mehr entsteht ein Netz!“, sagt Bochums Stadtbaurat Markus Bradtke. Am Dienstag hat er gemeinsam mit NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) und Petra Beckefeld, der Technischen Direktorin des Landesbetriebs Straßen NRW, den Bau eines RS1-Abschnitts in Bochum eröffnet.

Dieser „Bauabschnitt 1“ führt von der Stadtgrenze mit Gelsenkirchen (Parkstraße) bis zur Darpestraße (A40-Westkreuz). Es könne dabei auf der gesamten Strecke die einstige Trasse der Rheinischen Bahn genutzt werden, erklärt Straßen-NRW-Direktorin Beckefeld. Die Strecke schließe an den bereits im Juni 2021 fertiggestellten RS1-Abschnitt in Gelsenkirchen an. „Jeder neue Abschnitt“, sagt sie, „bringt uns ein Stück näher an unser Ziel, Mobilität klimafreundlicher und komfortabler zu gestalten.“

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Bau von Radschnellweg in Bochum: „Wichtiger und entscheidender Beitrag“ für NRW

Auch der NRW-Verkehrsminister betont, dass der nun startende Bau ein „wichtiger und entscheidender Beitrag fürs Ruhrgebiet und für NRW“ sei. Der Radverkehr sei nicht mehr das, was er in früheren Jahrzehnten war, sondern habe sich „dramatisch und grundlegend verändert“, sagt Oliver Krischer. Nicht zuletzt durch E-Bikes sei das Rad zum „Alltagsmobilitätsmittel“ geworden, und auch jene, die „nicht unbedingt die Olympianorm erfüllen“, seien in der Lage, tagtäglich zweistellige Kilometerzahlen mit dem Rad zurückzulegen. Damit aber noch mehr Menschen noch öfter aufs Rad steigen, müsse auch die Infrastruktur entsprechend ausgebaut sein.

Petra Beckefeld, Technische Direktorin des Landesbetriebs Straßen NRW beim Spatenstich zum ersten Bauabschnitts des RS1 durch Bochum.

„Jeder neue Abschnitt bringt uns ein Stück näher an unser Ziel, Mobilität klimafreundlicher und komfortabler zu gestalten.“

Petra Beckefeld, Technische Direktorin des Landesbetriebs Straßen NRW

Die Fakten zu „Bauabschnitt 1“ durch Bochum kennen vermutlich Daniel Eickmeier und Ingo Marxl am besten: Die Bauingenieure sind die Projektleiter, Eickmeier auf Seiten der Stadt Bochum, Marxl für den Landesbetrieb. Stadt und Straßen NRW haben eine Vereinbarung geschlossen: Die Stadt plant und baut auch jene Abschnitte, die auf „freier Strecke“ liegen und damit eigentlich nicht in ihre Verantwortlichkeit fielen. „Wir brauchen Pragmatismus, damit der Bagger rollt“, sagt Bochums Stadtbaurat Bradtke zur Zusammenarbeit zwischen Städten, Land und anderen Beteiligten.

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RS1 in Bochum: Vier Meter breit, daneben ein separater Gehweg

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Daniel Eickmeier (re.), Projektleiter bei der Stadt Bochum für den Bau des RS1-Abschnitts, im Gespräch mit einem Bürger. © WAZ Bochum | Sarah Kähler

Doch zurück zu den Fakten: Die Radtrasse werde vier Meter breit sein, erklärt Daniel Eickmeier (40). Parallel werde ein Gehweg mit 2,50 Metern Breite angelegt, damit auch Fußgänger sicher unterwegs sein können. Er rechne damit, dass die Strecke im dritten Quartal 2025 freigegeben werden könne. Straßen NRW veranschlagt 6,566 Millionen Euro fürs gesamte Projekt; der Landesbetrieb trägt die Kosten. Der Bauabschnitt verläuft durch die Stadtteile Günnigfeld, Wattenscheid und Hamme und soll durch insgesamt sieben Zufahrten ans Straßennetz angebunden sein.

RS1 in Bochum: Brücke an der Parkstraße muss noch abgerissen werden

Geplant dafür wurde bereits seit Jahren, und auch die vorbereitenden Arbeiten sind sie hier in Günnigfeld bereits gewohnt. Mehrfach wurden die früheren Bahntrassen bereits gerodet, bereits vor anderthalb Jahren die „Asthma-Brücke“ abgerissen, die früher Fußgänger an der Sommerdellenstraße über die Gleise führte. Inzwischen kann man die einstige Güterzugtrasse ebenerdig queren.

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Los geht‘s: In Günnigfeld wurden am Dienstag mit dem symbolischen Spatenstich die Arbeiten am Bauabschnitt 1 des Radschnellwegs gestartet. Der rund 3,2 Kilometer lange Abschnitt beginnt an der Stadtgrenze Gelsenkirchen an der Parkstraße und reicht bis zur Darpestraße. © WAZ Bochum | Sarah Kähler

Wenn Bauabschnitt Nummer 1 fertig ist, bleiben noch einige Provisorien: Ganz im Westen muss die Brücke an der Parkstraße noch abgerissen und neu gebaut werden. Dies werde voraussichtlich Mitte 2026 abgeschlossen sein, so Straßen NRW. Bis dahin werde eine Umfahrung eingerichtet.

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Siebeneinhalb Kilometer Radschnellweg zwischen Essen und Bochum

Und auch am östlichen Ende des Abschnitts, an der Darpestraße, lässt der bequeme Übergang zum Bauabschnitt 2 Richtung Gahlensche Straße noch auf sich warten. Dort werde ebenfalls eine Umfahrung eingerichtet, verspricht Projektleiter Daniel Eickmeier. „So komfortabel wie möglich, wenn auch nicht in Radschnellweg-Qualität.“

Einen Vorgeschmack auf die „Radschnellweg-Qualität“ bekommen Radler seit Herbst 2021 bereits auf dem ersten fertiggestellten Stück des RS1, dem Bauabschnitt BA4, im Westend: Zwischen Bessemer Straße, Windhausstraße und Stahlhauser Straße sind rund 900 Meter befahrbar. Bauabschnitt BA3 soll von der Gahlenschen Straße zur Alleestraße führen; hier soll voraussichtlich 2025 gebaut werden. Für den Abschnitt durch die Innenstadt läuft aktuell weiter die Trassensuche; Flächen der Deutschen Bahn können, anders als einmal angedacht, nicht genutzt werden. Auch für den Bauabschnitt B von der Innenstadt Richtung Dortmund wird noch nach einer möglichen Trasse gesucht.

Stückchenweise geht es voran. Voraussichtlich werde etwa zeitgleich mit dem Bochumer Abschnitt auch ein weiterer Teil des RS1 in Essen fertiggestellt, kündigt Straßen NRW an. Dann bestehe auf einer Strecke von siebeneinhalb Kilometern eine durchgängige Radschnellverbindung von Essen über Gelsenkirchen bis nach Bochum.

Das zeichnet einen Radschnellweg aus

Radschnellwege sollen mehr sein als „einfache“ Radwege. Was mitunter etwas schräg als „Autobahn fürs Fahrrad“ bezeichnet wird, soll Radfahrenden eine möglichst komfortable, kreuzungsfreie Fahrt ermöglichen. Dazu wird nach Angaben des Landesbetriebs Straßen.NRW auf die folgenden Kriterien geachtet:

Radschnellwege sind so breit, dass sich zwei Radfahrer je Fahrtrichtung begegnen können; bei Einrichtungsradwegen können zwei Räder nebeneinander fahren und ohne Störung durch ein drittes überholt werden. Die Nutzung für den Rad- und für den Fußverkehr wird voneinander getrennt, damit ungehindertes Radeln und sicheres Laufen gewährleistet werden.

Der Betriebs- und Winterdienst werde in demselben Standard wie bei Landesstraßen durchgeführt, so Straßen.NRW. Heißt: Bei Eis- und Schneeglätte sollen die Strecken zwischen 6 und 22 Uhr befahrbar gehalten werden. Innerorts sollen die Radschnellwege durchgängig beleuchtet werden, außerorts bei Bedarf. Auch Rettungskräfte können Radschnellwege durchgängig befahren.

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