Bochum. Ryan ist monatlich wegen der Bundesliga in Deutschland. Der VfL hat es ihm besonders angetan. Dabei wollte er zunächst nur heimlich Fan sein.

Er wacht zu „Bochum“ von Herbert Grönemeyer auf, wenn er vom VfL spricht, redet er vom „Wir“, und das Ruhrstadion fühlt sich für ihn nach „Zuhause“ an: Der VfL Bochum hat es dem Engländer Ryan Williams sichtlich angetan. „Immer wenn ich den VfL gesehen habe, war ich mehr und mehr begeistert von dem Klub“, sagt er.

Dabei wollte er eigentlich aus einer neutralen Perspektive über die deutsche Bundesliga aus Sicht eines Engländers berichten. Williams ist ein sogenannter Groundhopper. Inzwischen reist er jeden Monat nach Deutschland, um Spiele in den verschiedenen Stadien zu sehen. Auf seinem Youtube-Kanal nimmt er seine Abonnentinnen und Abonnenten mit, wenn er ins Stadion geht. Auf dem Videoportal folgen ihm knapp 29.000 Menschen.

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Engländer ist VfL-Bochum-Fan: „Bochum hat mir ein anderes Gefühl gegeben“

Nach seinem ersten Spiel im Ruhrstadion im April dieses Jahres habe er an dem Vorsatz zunächst festhalten wollen, sagt er. Mitten im Abstiegskampf der vergangenen Saison besiegt der Bundesligist die TSG Hoffenheim mit 3:2. „Das ist für viele vielleicht nicht so attraktiv, weil Hoffenheim der Gegner war, aber der Funke sprang bei mir direkt über“, sagt Williams. Das war auch generell sein erstes Spiel, das er je in der Bundesliga gesehen hat.

Inzwischen hat Ryan Williams auf viele Fan-Artikel des VfL Bochum in seinem Schrank hängen. Unter anderem die Regenbogen-Jacke aus den 90er-Jahren.
Inzwischen hat Ryan Williams auf viele Fan-Artikel des VfL Bochum in seinem Schrank hängen. Unter anderem die Regenbogen-Jacke aus den 90er-Jahren. © privat | Ryan Williams

Dabei war es gar nicht geplant, dass er im Stadion ist. Eigentlich reiste er nach Deutschland, um sich die Stadien anzuschauen, in denen während der Europameisterschaft im Sommer gespielt wird. „Ich hatte keine Tickets für Spiele, hatte nur die Stadiontouren gebucht“, erzählt er. Doch die Gelegenheit war günstig: Über Bekannte bekam er eine der begehrten Eintrittskarten für das Ruhrstadion.

Engländer reist nach Berlin, um den VfL Bochum gegen Union Berlin zu sehen

Drei Spiele des VfL hat Williams inzwischen live im Stadion verfolgt – und hat den Verein dabei niemals verlieren sehen. Ein Spiel gewann Bochum, zwei gingen Unentschieden aus. Bei Union Berlin wird er sein viertes VfL-Spiel im Stadion sehen. „Ich bin keine religiöse Person, aber wenn wir da gewinnen, bin ich vielleicht der Glücksbringer des VfL“, sagt Williams. „Dann muss ich nach Bochum ziehen.“

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Tatsächlich brachte aber die Relegation gegen Fortuna Düsseldorf in der vergangenen Saison Williams dazu, seinen Vorsatz, neutral zu berichten, abzulegen – wenn auch zögerlich. „Ich war auf der Arbeit, als das Spiel lief und habe es auf meinem Handy geschaut. Ich bin gesprungen, habe komische Geräusche gemacht“, erinnert er sich. Seine Arbeitskollegen schauten ihn verwirrt an. „Die haben sich gefragt, was der verrückte Mann da gerade macht. An dem Tag lief nämlich kein Spiel in England.“

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Er beschloss, zunächst heimlicher VfL-Fan zu sein. Daher sei er auch weiterhin zu Spielen anderer Vereine gegangen. „Das hat auch Spaß gemacht, aber als das Spiel nach 90 Minuten zu Ende war, war’s das dann auch“, sagt Williams. Im Ruhrstadion sei das anders gewesen. „Mein Vorsatz ist gescheitert.“ Er bezeichnet sich nicht mehr nur heimlich als VfL-Fan. In seiner Garderobe hängen zudem viele Fan-Artikel: vom aktuellen Trikot über Schals bis hin zur Regenbogen-Trainingsjacke aus den 90er-Jahren.

VfL Bochum: Engländer hat bereits Freunde gefunden

Unter den VfL-Fans habe er bereits Freunde gefunden, die ihm helfen, Eintrittskarten für die Spiele zu bekommen. Auch Fiege-Bier werde ihm regelmäßig nach England geschickt, erzählt Williams, der aus einer kleinen Stadt im Westen Englands kommt. „Sie haben mich in ihre VfL-Familie aufgenommen.“

Freude nach dem 1:1 des VfL Bochum gegen Bayer Leverkusen in dieser Bundesliga-Saison.
Freude nach dem 1:1 des VfL Bochum gegen Bayer Leverkusen in dieser Bundesliga-Saison. © privat | Ryan Williams

Besonders angetan hat es ihm die Stadionhymne. Wenn „Bochum“ von Herbert Grönemeyer durch das Ruhrstadion klingt, die Fans sich von den Plätzen erheben und ihre Schals in die Luft strecken. „Das ist ein unfassbarer Moment, das ist meine Lieblingsstelle“, sagt Williams. Auch wenn er den Liedtext bei seinem ersten Besuch im Bochumer Stadion nicht verstanden hat. Das habe sich allerdings geändert, da er mittlerweile Deutsch lernt.

Englischer VfL-Bochum-Fan hat Hoffnung

Zwar steht der VfL Bochum zurzeit ganz unten in der Tabelle, Williams hat dennoch Hoffnung. Von der Verpflichtung von Dieter Hecking als Cheftrainer sei er begeistert, sagt er. Die Niederlagen in Stuttgart und Augsburg seien „anders“ gewesen als die in Frankfurt beispielsweise. „Vorher haben wir aufgegeben, jetzt kämpfen wir immer weiter. Den 18. Platz akzeptiere ich nicht.“

Seine nächsten Reisen nach Bochum hat Williams bereits geplant. Im Januar, wenn beim VfL drei Spiele innerhalb einer Woche auf dem Plan stehen. „Auswärts fahre ich nach Mainz, dann gucke ich das Spiel gegen St. Pauli zuhause. Vielleicht bleibe ich bis zum Spiel gegen Leipzig“, erzählt er von seinen Plänen. Dann wolle er auch mehr von der Stadt erkunden. Zurzeit fliege er monatlich nach Deutschland, eigentlich wolle er aber alle drei Wochen die Bundesliga-Spiele sehen. Ryan Williams: „Bis ich eine Dauerkarte habe.“

VfL Bochum spielt gegen Werder Bremen

Im nächsten Heimspiel trifft der VfL Bochum auf den SV Werder Bremen im Vonovia Ruhrstadion. Am Samstag, 7. Dezember, um 15.30 Uhr (Sky) wird die Partie angepfiffen. Der englische VfL-Fan Ryan Williams wird das Spiel vor dem Fernseher verfolgen und tippt auf ein Unentschieden. „Mein Herz sagt, dass wir 1:0 gewinnen, aber mein Kopf sagt, dass es ein 1:1 wird“, sagt er.

Zwar sei er nicht stolz auf den Tipp. „Aber ich habe ein gutes Gefühl, dass wir gegen Union Berlin gewinnen werden“, ergänzt Williams. Für das Spiel fliegt der Engländer extra in die deutsche Hauptstadt, um „seinen“ VfL Bochum spielen zu sehen. Anpfiff für das Auswärtsspiel in Berlin ist am Samstag, 14. Dezember, um 15.30 Uhr (Sky).

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