Bochum. Eigentlich sollte der Verkehr jetzt wieder über die A40 in Bochum rollen – doch die Freigabe verzögert sich. Wie die Autobahn GmbH nun plant.
- Die Freigabe der A40 bei Bochum verzögert sich um mehrere Wochen
- Seit August ist die Autobahn für einen Brückenabriss und -neubau gesperrt
- Eigentlich sollte der Verkehr am 20. November wieder freigegeben werden – daraus wurde nichts
„Das war ein zu ambitioniertes Ziel. Der Zeitplan kann so nicht gehalten werden. Wir gehen davon aus, dass die A40 drei Wochen länger als geplant gesperrt bleiben muss.“ Das sagte Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktor der Autobahn Westfalen, am Dienstag gegenüber der Presse auf der durchnässten Baustelle der neuen A40-Schlachthofbrücke in Bochum-Hamme.
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Ursprünglich war das Ziel, die seit 7. August komplett gesperrte A40 wieder nach 15 Wochen (105 Tage) in beiden Richtungen freizugeben. Das wäre der 20. November gewesen und somit noch vor dem Weihnachtsgeschäft. „Das klappt nicht, trotz aller Bemühungen und Anstrengungen. Es tut uns leid“, so die Autobahn-Chefin. „Hinterher ist man meistens schlauer. Das ist mehr als ärgerlich.“
Neuer Termin für Freigabe der A40 Mitte Dezember – wenn alles gut geht
Nun soll der Verkehr auf der neuen Brücke erst Mitte Dezember wieder freigegeben werden. „Wenn‘s gut läuft: 13. Dezember.“ Allerdings nur, wenn das Wetter mitspiele. Sie wisse aber nicht, „ob das klappt“. Auch dieser neue Termin sei „sehr ehrgeizig“, denn es seien noch „erhebliche Restarbeiten“ zu erledigen. Und zurzeit sei es „sehr schlammig; das macht uns nicht schneller“.
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Wie wackelig der 13. Dezember offenbar ist, zeigte sich, als ein Reporter fragte, ob die Autofahrer in der ersten Dezemberwoche „beten“ sollten, dass es gutes Wetter gebe. „Am besten auch noch in der zweiten Woche“, antwortete Elfriede Sauerwein-Braksiek. Man arbeite nicht in einer Fabrik, sondern draußen auf einer Autobahn.
A40-Brücke in Bochum: 60.000 Tonnen Erde bewegt werden
Bauingenieur Lars Batzer, der Projektleiter, listete auf, was noch alles zu tun sei: zum Beispiel Abdichtungsarbeiten, Fundamente für die Schilderbrücken bauen, Schutzeinrichtungen anlegen, mehrere Asphaltschichten und die Fahrbahnmarkierungen aufbringen, Verkehrsführungen auf einer Länge von rund 700 Metern einrichten. Vor allem aber muss noch sehr viel Erdreich vor den beiden Enden der Brücke aufgefüllt werden, um das Höhenniveau der neuen Brücke selbst zu erreichen. Noch klafft das jeweilige Niveau mehrere Meter auseinander. Insgesamt müssen 60.000 Tonnen Erde bewegt werden. Vor allem die massiven Erdbauarbeiten seien unterschätzt worden, meint Elfriede Sauerwein-Braksiek.
Den einen großen Grund für die Verzögerung habe es nicht gegeben, es sei vielmehr „ein schleichender Prozess“ gewesen, dass der angestrebte Eröffnungstermin gekippt sei.
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In die Pflicht nahm die Direktorin auch die ausführende Baufirma aus Süddeutschland. Der Auftrag sei ausgeschrieben worden mit einer Zeitvorgabe, die auch von der Firma als realistisch angesehen worden sei. Das Wort „Vertragsstrafe“ fiel. Die Firma habe nun die Anstrengungen verstärkt und arbeite von 5 bis 22 Uhr, sieben Tage die Woche. Grob geschätzt seien zu Spitzenzeiten 50 bis 60 Arbeiter gleichzeitig auf der Baustelle.
Projektleiter der A40-Baustelle: „Das Wasser ist das größte Problem“
Aber trotzdem: „Da viele Arbeitsschritte ineinandergreifen und unterschiedliche Gewerke auf der Baustelle eingesetzt werden müssen, sind die Möglichkeiten der Beschleunigungen beim Projekt Schlachthofbrücke stark begrenzt.“ Sie verwies auch darauf, dass einige Arbeiten witterungsabhängig seien. Bauingenieur Batzer: „Das Wasser ist das größte Problem.“
Ob nun am 13. Dezember oder doch erst noch später: Wenn die A40 freigegeben wird, fließt der Verkehr zunächst nur über den nördlichen Teil der neuen Brücke, dort dann aber in beiden Fahrtrichtungen (Essen/Dortmund) auf je zwei Spuren. Diese werden dann so eng sein wie in einer Baustelle. Erlaubt sind dort Tempo 80.
Diese Situation wird dann voraussichtlich bis August/September anhalten. Bis dahin wird der südliche Teil der Schlachthofbrücke fertiggestellt werden. Erst dann wird der Verkehr auf vier normalen Fahrspuren rollen.
Die Baukosten belaufen sich auf rund 22 Millionen Euro.
Autobahn-Chefin lobt Autofahrer im Ruhrgebiet
Dass es durch die A40-Vollsperrung zwar mehr Staus auf den Ausweichrouten gibt, das von vielen vorhergesagte ganz große Verkehrschaos aber ausgeblieben ist, hat Elfriede Sauerwein-Braksiek nicht überrascht. Der Autofahrer im Ruhrgebiet suche sich seine Wege und könne „mit Verkehrsbelastungen anders umgehen“.
Bereits vor sechs Wochen hatte auch Projektleiter Lars Batzer den Kraftfahrern gedankt: „Ich möchte den Bürgern des Ruhrgebietes applaudieren“, sagte er und lobte die Disziplin, mit der sie sich auf die Vollsperrung eingerichtet haben.