Bochum. An vielen Bogestra-Haltestellen in Bochum stehen Rolltreppen und Fahrstühle still. „Unerträglich“, sagen Pendler. Doch was sind die Konsequenzen?

„Es ist einfach unerträglich“, findet eine Bochumer Seniorin. Sie ist nicht mehr so gut zu Fuß unterwegs und nutzt deshalb die Bochumer Stadtbahnen, um von A nach B zu kommen. Immer wieder sei aber auch das gar nicht so einfach: Die ständigen Ausfälle von Rolltreppen und Aufzügen im Bochumer Stadtbahn-Netz treiben sie zur Verzweiflung. Immer wieder steht sie vor defekten Rolltreppen und Fahrstühlen und muss schauen, wie sie mit ihrem Rollator zur Bahn kommt.

„Egal, welche Haltestelle ich einsteige, irgendwo ist immer etwas defekt. Manchmal sind wenigstens andere Menschen so hilfsbereit, mir den Rollator zu tragen und mich zu stützen. Das kann doch aber nicht ernsthaft die Lösung sein“, sagt die 83-Jährige, die lieber anonym bleiben will.

15 Prozent der Bogestra-Rolltreppen in Bochum sind defekt

Die Bogestra selbst gibt zu, dass die Situation ernst ist. In einer Stellungnahme heißt es, dass rund 15 Prozent der knapp mehr als 100 Bochumer Rolltreppen aktuell gestört seien. Auch bei den Aufzügen gebe es Ausfälle. „Von unseren 36 Aufzügen in Bochum sind aktuell rund fünf Prozent gestört“, so Imke Franke, Junior Pressesprecherin der Bogestra. Täglich seien deshalb Mitarbeiter des Unternehmens für die Entstörung der Geräte im Einsatz.

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Außer Senioren sind auch andere Menschen mit eingeschränkter Mobilität sowie Eltern mit Kinderwagen besonders von den Ausfällen betroffen. Für sie sind die defekten Anlagen eine unüberwindbare Barriere, die sie daran hindert, selbstständig und flexibel ihr Ziel zu erreichen.

Betroffene nehmen oft Umwege, um zur Stadtbahn zu kommen

„Ich bin froh, dass meine Zwillinge jetzt schon laufen können“, sagt Nastya Meyer. Mit den Kleinkindern im Schlepptau und einem Säugling im Kinderwagen nimmt sie oft den Weg durch die Einkaufszentren Drehscheibe oder City-Point, um die Tram am Rathaus in Richtung Wattenscheid zu nehmen. Der Grund: Die Rolltreppen und Fahrstühle an den Eingängen der Haltestelle funktionieren oft nicht.

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Wenn Einkaufszentren geschlossen haben, geht sie zur Hans-Böckler-Straße. Dort funktioniere zumindest noch eine von vier Rolltreppen am Ein- und Ausgang zur U-Bahnstation „Rathaus (Nord)“. Dort fahre sie zur U-Bahn hinunter, gehe einmal bis ans andere Ende des Bahnsteigs, um dort wieder hochzufahren. Von dort komme sie dann zu den Rolltreppen zur Straßenbahn an der Haltestelle „Rathaus (Süd)“. „Das ist ganz schön umständlich, klappt aber für mich. Ich muss mich halt arrangieren. Mit dem Zwillingswagen damals wäre das nicht so gut möglich gewesen ohne Fahrstuhl.“

Die Ausfälle der Förderanlagen sind kein neues Phänomen, sondern ein Problem, das sich seit Jahren zieht. Trotz wiederholter Beschwerden und Versprechungen seitens der Bogestra hat sich die Situation kaum verbessert.

Fehlende Ersatzteile, Ratten und mehr: Gründe für defekte Rolltreppen sind vielfältig

„Man hat das Gefühl, dass die Bedürfnisse der Fahrgäste nicht ernst genommen werden“, so Mirko Heine. Er selbst ist zwar nicht auf funktionierende Rolltreppen oder Lifts angewiesen, beobachtet aber immer wieder, wie andere Menschen dadurch Probleme haben, den Nahverkehr zu erreichen. „Es trifft dann ja unglücklicherweise genau die, die ohnehin schon Schwierigkeiten haben, sich mobil in unserer Welt zu bewegen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie frustrierend es sein muss, ständig umplanen und auf alternative Routen auszuweichen zu müssen, nur weil die Technik versagt. Zumal die ja an den alternativen Haltestellen oft auch nicht funktioniert.“

Die Gründe für die häufigen Ausfälle sind vielfältig. Neben Vandalismus, der laut Bogestra ein großes Problem darstellt, sorgten an der Haltestelle Bermudadreieck zuletzt etwa auch Ratten für Schwierigkeiten. Und auch die hohe Nutzungsfrequenz der Anlagen, das Alter der Technik und Lieferengpässe bei Ersatzteilen tragen der Bogestra zufolge zu den vielen Ausfällen bei.

„Eine Fahrtreppe zum Beispiel besteht aus mehreren hundert Einzelteilen, die sich ja nach Hersteller, Länge und Alter der Treppe noch einmal voneinander unterscheiden. Es ist bei der Gesamtzahl unserer Fahrtreppen sicherlich verständlich, dass nicht alle Ersatzteile auf Lager gehalten werden können“, erklärt Franke.

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