Bochum. Vom Coronavirus schwer gebeutelt sind die Buchhändler: Viele steigen in der Zwangspause auf Lieferservice um. Doch die Sorgen bleiben riesig.
Als Buchhändler Nils Janssen Mitte letzter Woche die Tür zu seinem Laden hinter sich verschloss, da ahnte er nichts Gutes. Die Ausbreitung des Coronavirus zwang ihn dazu, das traditionsreiche Buchgeschäft an der Brüderstraße in Bochum auf unbestimmte Zeit zu schließen. Wie lang die Zwangspause dauern und ob sie Janssen unbeschadet überstehen wird: völlig offen.
„Das fiel uns wirklich schwer, denn eigentlich waren die Umsätze gut“, sagt er. Seit sich abzeichnete, dass wegen der Corona-Krise viele Menschen mehr Zeit als üblich zu Hause verbringen müssen, schien für viele der Griff zum Buch nicht weit. Doch der Buchladen um die Ecke, dem viele Literaturfreunde blind vertrauen, durfte nicht mehr öffnen, was die Kunden ebenso wurmt wie den Buchhändler selber. „Die Entscheidung halte ich aber für absolut nachvollziehbar“, sagt Janssen. „Wer müssen eben sehen, wie wir das Beste aus dieser Situation machen.“
So erreichen Sie die Buchhandlungen
Buchhandlung Janssen, Brüderstraße 3, 0234 / 13001, info@janssen-buecher.de
Leseinsel, Brenscheder Straße 60a, 0234/53048072, info@leseinsel-bo.de
Buchhandlung Gimmerthal, Alte Bahnhofstraße 39, 0234 / 9270983, gimmerthal@t-online.de
Buchhandlung Mirhoff & Fischer, Pieperstraße 12, 0234 / 9783170, buch@mirhoff-fischer.de
Buchhändler in Bochum sind in großer Sorge
Dabei: Komplett geschlossen ist das Geschäft nicht. „Die Buchhandlungen sind geöffnet, nur die Ladentüren sind es nicht“, so hat es ein befreundeter Buchhändler aus Recklinghausen treffend formuliert. An diese Losung hält sich auch Nils Janssen: „Wir dürfen wirklich niemanden in den Laden reinlassen, und da sind wir auch echt streng“, sagt er. Übers Telefon, per Mail und über die Internetseite erreicht man Janssen aber weiterhin. Die bestellte Ware wird im Laden verpackt und mit lieben Grüßen per Post ausgeliefert.
Auch andere Bochumer Buchhandlungen setzen in diesen schwierigen Zeiten auf Lieferungen außer Haus. Jürgen Riering von der „Leseinsel“ in Wiemelhausen freut sich sehr, dass seine Kunden die neuen Kanäle zuverlässig nutzen. „Die Treue, die uns hier entgegen gebracht wird, ist total schön“, sagt er. Seine Buchhandlung ist vor allem auf Kinder- und Jugendbücher spezialisiert, doch für zusätzliche 3 Euro Versandkosten liefert er auch andere Ware: soweitvorrätig oder bestellbar. Stark nachgefragt werden bei Riering derzeit sogenannte „Beschäftigungsbücher“: also Rätsel, Bastel- und Malbücher. „Kein Wunder, wenn so viele Familie daheim sind.“
Auch interessant
Die Einnahmen gehen fast gegen Null
Doch so richtig auffangen können die Bestellungen das Minus in der Kasse nicht. Auch trotz ihres Lieferservices macht sich Beatrix Schulte-Gimmerthal mächtig Sorgen um ihr Geschäft. Seit 1896 gibt es die Buchhandlung in Langendreer, damit ist sie eine der ältesten Betriebe in Bochum. „Momentan gehen die Einnahmen fast gegen Null“, sagt sie. Schulen und auch die Stadtbücherei werden nicht mehr beliefert, dafür laufen die Kosten für das Geschäft unbeirrt weiter. „Wir werden alles dafür tun, damit wir handlungsfähig bleiben“, sagt sie. „Denn die Kunden wollen, dass wir bleiben. Das hören wir immer wieder.“
Auch interessant
Wie lang die Buchhandlungen der Corona-Krise trotzen können? Nils Janssen rechnet derzeit mit Einnahmeverlusten von etwa 70 Prozent und denkt auch darüber nach, einige Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. „Eigentlich sind wir solide aufgestellt“, sagt er. Eine Pause von etwa drei Monaten, so denkt er, würde das Geschäft wohl überstehen.
Ein Buch erfreut sich bei den Kunden derzeit übrigens wachsender Beliebtheit: Der Oberstufen-Klassiker „Die Pest“ von Albert Camus wird stark nachgefragt. „Da gab es schon Lieferschwierigkeiten“, sagt Janssen. Daneben liegen gut im Rennen: Gartenbücher und dicke Schmöker für die langen Tage daheim. Janssen empfiehlt „64“ von Hideo Yokohama: ein packender Krimi um eine Kindesentführung.