Bochum. Die Nachbarn schlafen noch, als Markus Berg auf dem Weg zur Arbeit ein Feuer in ihrem Haus entdeckt. Seine Reaktion rettet ihre Leben.

Diesen Tag wird Markus Berg wohl nicht vergessen: Als er am frühen Morgen des 26. August 2022 über den Steinring in Richtung Wittener Straße läuft, sieht er es hinter einer Fensterscheibe im zweiten Stock orange-rot leuchten. Feuer oder nur eine Lichtanlage? Er hört den Rauchmelder bis auf den Gehweg. Es ist circa 5.10 Uhr. Der 42-Jährige ist sich zunächst unsicher, ob er die Feuerwehr alarmieren soll. Glücklicherweise entschied er sich dafür.

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So verhinderte er nicht nur, dass sich das Feuer weiterverbreitet, auch ein Menschenleben konnte gerettet werden. Denn: In der Brandwohnung fanden die Einsatzkräfte eine bewusstlose, verletzte Person auf dem Sofa liegen. Diese wurde zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht – sie überlebt.

Bochumer evakuiert Wohnhaus: „Was ist los?“

In den Medien wird Berg anschließend als „der Passant“ bezeichnet. Auch etwas über zwei Jahre später erinnert er sich noch ganz genau an den Tag. „Eigentlich gehe ich nie morgens hier entlang“, sagt Berg, der an dem Morgen an einer anderen Stelle als sonst von seinem Kollegen mit zur Arbeit genommen wird.

Ein glücklicher Zufall. So bemerkt er das Feuer in einem Mehrfamilienhaus mit acht Parteien. Er schickt einem Freund noch ein Bild und fragt, ob er meint, dass das ein Feuer ist. Als er die Feuerwehr ruft, weist diese ihn an, das Haus zu evakuieren. „Ich war total aufgeregt, auch weil ich befürchtet habe, dass es vielleicht kein Feuer ist“, sagt Berg: „Die Leute so früh wach zu klingeln hat mich Überwindung gekostet.“

Durch das Fenster im zweiten Stock in einem Bochumer Mehrfamilienhaus sah Markus Berg ein orange-rotes Leuchten. Er rief die Feuerwehr.
Durch das Fenster im zweiten Stock in einem Bochumer Mehrfamilienhaus sah Markus Berg ein orange-rotes Leuchten. Auf dem Gehweg hörte er den Rauchmelder. Er rief die Feuerwehr. © Markus Berg | Markus Berg

Er klingelte an den verschiedenen Namensschildern. Eine Frau habe ihr Fenster geöffnet und zu ihm heruntergerufen, was denn ist. „Da habe ich gefragt, ob sie mich bitte ins Haus lassen kann, weil ich glaube, dass es in einer Wohnung brennt“, sagt Berg. Die Anwohnerin öffnete ihm, der Hausflur war zum Glück nicht verraucht. Berg räumt Gegenstände im Hausflur zur Seite, damit die Feuerwehr später so schnell wie möglich zur Brandwohnung kommt. Er klopft an den Wohnungen an, doch eine bleibt verschlossen – die Wohnung, in der es brennt.

Feuerwehr kam schnell zur Hilfe

Bis die Feuerwehrleute vor Ort waren, habe er mit der Leitstelle telefoniert. „Die Einsatzkräfte waren aber glücklicherweise total schnell da“, erinnert sich Berg: „Sie sind dann mit Atemschutz in die Wohnung rein.“ Da habe er selbst zum ersten Mal gesehen, dass es tatsächlich brennt. Die 31 Einsatzkräfte löschten das Feuer. Gegen 6.30 Uhr, knapp eineinhalb Stunden nachdem Berg den Notruf wählte, konnten die anderen Bewohner zurück in ihre Wohnungen.

+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++

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Nach dem Brand habe er gefragt, wie es der bewusstlosen Person nach dem Vorfall ging. Darauf habe er jedoch keine Antwort bekommen. „Aus Datenschutzgründen“, erinnert sich Berg.

„Ich bin kein Held, ich möchte aber anderen damit auch Mut machen.“

Markus Berg über seinen Einsatz

Die Polizei nahm nach dem Feuer die Ermittlungen zur Brandursache auf. „Das Verfahren ist bereits im August 2022 wegen des Vorwurfs der fahrlässig begangenen Brandstiftung wegen geringfügiger Schuld eingestellt worden“, sagt Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann auf WAZ-Nachfrage. Daher könne er die Brandursache sowie den Umfang des Schadens nicht nennen.

Bochumer wird vom Regierungspräsidenten geehrt

Berg ist stolz, helfen zu können. Dabei ist er selbst nach einem Schicksalsschlag körperlich eingeschränkt. Mit gerade einmal 26 Jahren erlitt er einen Schlaganfall, kann deswegen seine linke Körperhälfte nur sehr eingeschränkt bewegen. „Zwei Wochen danach sagten mir die Ärzte, dass ich nie wieder laufen oder arbeiten kann“, erinnert sich der heute 42-Jährige. Doch sie hatten Unrecht. Berg kämpfte sich zurück. Er kann laufen, sich frei bewegen und Sport machen im Rahmen seiner Möglichkeiten. Und er ist berufstätig. Der 42-Jährige arbeitet in einem Jobcenter. „Eigentlich habe ich Jura studiert“, sagt er. Doch kurz vor seinem zweiten Staatsexamen erlitt er den Schlaganfall.

Für seine Zivilcourage wird Markus Berg in diesem Monat ausgezeichnet. Der Regierungspräsident des Regierungsbezirks Arnsberg, Heinrich Böckelühr, spricht ihm und anderen mutigen Bürgerinnen und Bürgern aus NRW eine Belobigung aus – von Seiten der Stadt habe Berg keine Reaktion bekommen, sagt er. Dass ihm jetzt doch noch offiziell die Anerkennung ausgesprochen wird, mache ihn stolz, sagt er. „Ich bin kein Held“, sagt Markus Berg, „ich möchte aber anderen damit auch Mut machen.“

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