Bochum. Ein Mensch ist verschwunden? Wo oft noch ein Heli zum Einsatz kommt, setzt die Feuerwehr Bochum auf Drohnen. Die zu steuern, ist komplex.

Ein sirrendes Geräusch erfüllt die Luft, während sich eine Drohne über die Dächer Bochums erhebt. Es ist ein Anblick, der in Zukunft wohl häufiger dort zu sehen ist, wo die Sirenen klingen. Die Bochumer Feuerwehr hat ihre Flotte um fliegende Helfer erweitert: Drohnen, gesteuert von einer eigens gegründeten Sondereinheit der Freiwilligen Feuerwehr. Sie unterstützen die Einsatzkräfte bei komplizierten Löscheinsätzen und der Suche nach vermissten Personen, darunter etwa der Großbrand einer Werkstatt in Bochum-Linden im November.

Bereits 2019 kaufte die Stadt Bochum die erste Drohne für die Feuerwehr, doch es dauerte bis April 2023, bis die Sondereinheit Drohne unter der Leitung von Sebastian de Roy formte. Und dann noch einmal mehr als ein Jahr, bis sie offiziell in Dienst trat. Seit Juli stehen die fliegenden Kameras mit ihrer hochmodernen Technik den Feuerwehrleuten regelmäßig zur Seite – insbesondere bei großen und komplizierten Einsatzlagen, wo jeder Überblick zählt.

Die Drohnenflotte der Feuerwehr umfasst vier Modelle, allen voran die DJI Matrice 300 RTK. Von der Einheit wird sie nur „die große Drohne“ genannt. Der Grund: Mit einem Gewicht von 6,8 Kilogramm und Maßen von 81 mal 67, mal 43 Zentimetern, ist sie deutlich größer als die Drohnen, die Privatpersonen fliegen dürfen – die wiegen selten mehr als 249 Gramm.

Die Feuerwehr hat eine neue Drohneneinheit.
Die „große Drohne“ der Feuerwehr Bochum, die DJI Matrice 300 RTK, schwebt in 70 m Höhe über Bochum, im Hintergrund das Ruhrpark Einkaufszentrum. Sie wiegt 6,8 Kilogramm. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

6,8-Kilo-Drohne kann auch bei schlechter Sicht helfen

Das Extragewicht ist nötig, um die Drohne mit einigen für die Feuerwehr wichtigen Merkmalen auszustatten: Die Drohne ist etwa mit einer Nachtsichtfunktion, einer Wärmebildkamera und Suchscheinwerfern ausgestattet. „Von der Brandwacht in Werne aus könnten wir Kennzeichen an Autos auslesen, die am Ruhrpark stehen“, erklärt ein Mitglied der Einheit – sichtlich begeistert von der Technik, immerhin ist das mehr als ein Kilometer Luftlinie. So kann sie Glutnester oder sogar Menschen aufspüren und ist damit die erste Wahl bei vielen Einsätzen.

„Von der Brandwacht in Werne aus könnten wir Kennzeichen an Autos auslesen, die am Ruhrpark stehen.“

Mitglied der Sondereinheit Drohne bei der Bochumer Feuerwehr

Weitere kleinere, aber ebenfalls mit Kameras ausgestattete, Drohnen ergänzen die Flotte mit ihrer Wendigkeit – und zugegebener Maßen einem etwas niedrigeren Preis – damit sind sie für die Feuerwehr perfekt, um beispielsweise Innenräume brennender Lagerhallen zu erkunden.

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Obwohl die Feuerwehr von der Pflicht zur Fluglizenz befreit wäre, haben alle Gründungsmitglieder der Drohneneinheit im Dezember 2023 die umfassende Ausbildung zum Fernpiloten absolviert. Einer der Hauptgründe sei, dass das Fliegen von Drohnen komplex sei, erklärt de Roy. Es gebe vieles zu beachten, um zu entscheiden, wann, wo und unter welchen Umständen ein Drohnenflug sinnvoll und vor allem sicher ist.

Das Drohnefliegen ist Teamarbeit – zumindest bei der Bochumer Feuerwehr

Hinzu komme das eigentliche Steuern der High-Tec-Geräte: „Der Umgang mit der großen Drohne ist anspruchsvoll“, erklärt de Roy. „Vor allem in schwierigen Situationen, wie bei starkem Wind oder schlechter Sicht, ist es wichtig, dass alle perfekt aufeinander eingespielt sind.“ Ganz besonders gelte das im Umgang mit der komplexen Matrice 300. Hier braucht es immer ein Team aus Pilot und „Operator“: Während der Pilot die Drohne steuert, kümmert sich der Operator um die Ausrichtung der Kamera und des Suchscheinwerfers. Diese enge Zusammenarbeit erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch präzise Kommunikation.

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Hierbei spielt auch das regelmäßige gemeinsame Training eine entscheidende Rolle: Jeden zweiten Mittwoch und immer wieder an Wochenenden trifft sich die Einheit zum Üben. Das ist auch aus einem weiteren Grund sinnvoll: Die Drohnen-Software wird ständig aktualisiert. „Man muss immer auf dem neuesten Stand sein“, betont de Roy, denn: „Im Ernstfall zählt jede Minute.“

Die Einheit selbst besteht aus 16 ehrenamtlichen Mitgliedern, die alle Teil anderer Löscheinheiten sind und sich nebenher auf den Einsatz der Drohnen spezialisieren. „Die Ehrenamtlichen haben die Möglichkeit, sich gezielt weiterzubilden, während die hauptamtlichen Einsatzkräfte sich auf ein breiteres Spektrum an Aufgaben konzentrieren müssen“, so de Roy weiter. Trotzdem haben zu Beginn auch hauptamtliche Feuerwehrleute an den Schulungen teilgenommen, um die Arbeit der Drohneneinheit besser verstehen zu können.

Die Feuerwehr hat eine neue Drohneneinheit.
Sebastian de Roy, Leiter der Drohneneinheit der Bochumer Feuerwehr, zeigt die Kamera der „großen Drohne“. Integriert sind eine Weitwinkelkamera, eine Zoomkamera, eine Wärmebildkamera und ein 1200 m Laserentfernungsmesser. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Potenzial noch nicht ausgeschöpft: Feuerwehrdrohne hat noch weitere Einsatzmöglichkeiten

Die Drohnen bieten der Bochumer Feuerwehr neue Möglichkeiten: Aktuell profitieren die Einsätze vor allem von der Wärmebildkamera der großen Drohne. „Bei Personensuchen kann die Drohne oft auch schneller vor Ort und dort in der Luft sein als zum Beispiel ein Hubschrauber, erklärt de Roy weiter. Und in Zukunft könnten sie sogar mit Lautsprechern ausgestattet werden, um die Bevölkerung in Gefahrensituationen zu warnen.

Aktuell, sagen de Roy und seine Kameraden, erkunde das Team noch die vielfältigen Möglichkeiten der neuen Flotte. Dabei profitieren sie auch von dem engen Austausch mit anderen Drohneneinheiten, etwa bei Feuerwehren und Hilfsorganisationen. „Viele arbeiten mit denselben Drohnen wie wir, und von ihrem Wissen und ihren Erfahrungen können wir nur profitieren“, sagt de Roy.

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