Bochum. Überraschend präsentiert Kulturdezernent Dietmar Dieckmann den neuen Intendanten am Schauspielhaus und verpasst dabei eine Chance. Ein Kommentar.

Mit der Wahl von Nicolas Stemann als neuem Intendanten am Schauspielhaus Bochum ist dem Kulturdezernenten Dietmar Dieckmann eine handfeste Überraschung gelungen. Diesen Namen hatte wirklich niemand auf dem Zettel, als es in vielen Gesprächen unter Theatergängern in den letzten Monaten darum ging, wer denn Johan Simons wohl eines Tages beerben könnte. Die vorherrschende Meinung: „Warum nicht endlich mal eine Frau?!“

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Tatsächlich wäre es ein gutes Signal gewesen, in der langen Liste altgedienter Herren am Schauspielhaus einer jungen, klugen Regisseurin den Vortritt zu lassen. Man mag Dieckmann durchaus glauben, wenn er sagt, dass er trotz intensiver Suche schlichtweg keine geeignete Kandidatin für den Posten gefunden hat – allerdings mag man dann die Frage stellen, warum er sich für die Suche nicht noch etwas mehr Zeit gelassen hat. Heute schon den Theaterchef zu präsentieren, der erst in drei Jahren anfängt, ist üppig bemessen.

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Von Bochum geht weiterhin Strahlkraft aus

Trotzdem ist Nicolas Stemann ein vielversprechender neuer Intendant, auf den man sich freuen darf. Seine Theaterabende gehören seit Jahren zu den qualitativ hochwertigsten im deutschsprachigen Raum – und die Schauspieler, die er schon lange um sich schart und womöglich auch nach Bochum mitbringt, sind ausgezeichnet. Mit Stemann spielt Bochum weiter erstklassig, auch wenn jetzt wieder manche enttäuscht sein dürften, die sich nach neun herausfordernden Simons-Jahren eine Rückkehr in seichtere Fahrwasser à la Anselm Weber gewünscht hatten. Doch so geht vom Schauspielhaus Bochum – auch überregional – weiterhin große Strahlkraft aus. Bleibt spannend!