Bochum. Im Bundesvergleich schlägt Bochum sogar Berlin. Wo Bochum im Ranking (fast) unschlagbar ist – und warum es dennoch Schwächen gibt.

Drei Metropolen sind die Vorreiter der Digitalisierung in den deutschen Großstädten: München, Hamburg und Köln belegen wie schon 2023 erneut die drei Topplätze im Smart City Index, dem Ranking des Digitalbundesverbands Bitkom. Gleich hinter den Millionenstädten kommt Bochum, das damit seinen Ruf als smarteste Stadt im Ruhrgebiet verteidigt.

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Bochum verteidigt Position als digitalste Stadt des Ruhrgebiets

Seit Einführung der Rangliste 2019 spielt die Stadt eine gute Rolle, zum dritten Mal hat sie jetzt einen Platz in den Top Ten ergattert (Grafik). Und noch nie war sie so weit oben platziert wie diesmal. „Platz vier im deutschlandweiten Ranking ist eine großartige Bestätigung für unsere vielen Projekte, Bochum smart und digital zu machen“, sagt Stadtdirektor Sebastian Kopietz. Das sei ein Meilenstein. „Wir wissen, dass die Digitalisierung der absolute Treiber dabei ist, Bochum zur Vorreiterin modernen Stadtmanagements zu machen. Diesen Weg wollen wir gemeinsam konsequent weiter gehen.“

Verwaltung bekommt das beste Einzelergebnis

Am besten hat Bochum dabei im Verantwortungsbereich des Stadtdirektors abgeschnitten: in der Verwaltung. Wie schon im Vorjahr belegt die Stadt hier den vierten Platz. Besser sind nur Köln, München und Nürnberg. In vier Kategorien, darunter das „Serviceportal“, erhält Bochum die volle Punktzahl. Neue Ausweispapiere lassen sich etwa aus Dokumentenboxen entnehmen, die – ähnlich wie Paketboxen – mit einem digitalen Code geöffnet werden. „Das wird gut angenommen“, sagt Denes Kücük, Chief Digital Officer der Stadt. Das gelte auch für andere digitale Angebote.

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Und doch hält der Digital-Chef den Ball flach: „Bei der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung gibt es noch viel Potenzial nach oben.“ Und was das Gesamtergebnis angeht, so könne die Stadtverwaltung ohnehin nur einen Teilbereich aktiv beeinflussen. So liege die Zahl der Ladestationen und der Co-Working-Arbeitsplätze in der Hand von Unternehmen.

185 Millionen Euro für Glasfaser, aber das Zwischenergebnis ist bescheiden

Tatsächlich lösen nicht alle Ergebnisse Jubelstürme aus. Ausgerechnet in einem der vermeintlichen Vorzeigefelder der Stadt ist das Resultat besonders ernüchternd. Während Bochum sich anschickt, den Glasfaserausbau massiv mit 185 Millionen Euro voranzutreiben, ist der Ist-Stand wenig schmeichelhaft. Der Index-Wert von 28,3 für die Kategorie „Glasfaser“ ist das schwächste Teilergebnis des Revier-Primus überhaupt. Ähnlich bescheiden sind die Werte bei emissionsarmen Bussen (31,9), bei der Fernüberwachung etwa von Strom-, Gas- und Wasserzählern (37,6) und bei Energielösungen (39).

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Die Stadt argumentiert, vor allem beim Glasfaserausbau sei die Lage viel besser als sie der Index abbilde. Er gebe den Stand von Ende 2023 wieder, als Bochum im Vergleich zu den meisten anderen deutschen Großstädten schon sehr gut dagestanden habe. Und: Der Ausbau entwickle sich rasant. „Schon im ersten Jahr der neu geschlossenen Ausbaukooperation mit der Telekom wurden 2023 mehr als 20.000 Wohneinheiten neu erschlossen und sind jetzt mit schnellem Internet versorgbar.“ Im laufenden Jahr seien bereits bis Ende September weitere rund 20.000 Wohneinheiten erschlossen worden. „Ende 2025 werden somit in Bochum deutlich mehr als 50 Prozent aller Haushalte einen Glasfaseranschluss nutzen können.“ Bis Ende 2030 werde eine flächendeckende Glasfaser-Abdeckung erreicht.

„Energie und Umwelt“ bleibt Bochums größte Baustelle

Auch bei der Wärmewende gebe es Fortschritte. Die sogenannte „Unit Wärmewende“ sei gegründet worden, sie betreibe Vorarbeiten für die kommunale Wärmeplanung. Bewegung komme auch in den Ausbau der Solarenergie. Dank des Rahmenvertrags mit den Stadtwerken Bochum sollen bis 2030 Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von bis zu 20.000 Kilowatt auf städtischen Gebäuden errichtet werden. Und: Die Bogestra erweitere ihren Bestand an E-Bussen.

Fakt ist aber: „Energie und Umwelt“ bleibt die größte Baustelle. Nach dem bislang besten Ergebnis im Vorjahr (Platz 18) ist Bochum wieder auf Rang 24 gerutscht.

Wer sich als im Detail über die einzelnen Digitalprojekte Bochums und den Stand der Digitalisierung informieren möchte, der kann dies hier tun: bochum-smartcity.de

Vergleich von 82 Großstädten

Für den Smart City Index 2024 wurden in 82 deutschen Großstädten insgesamt 162 Parameter in den fünf Themenbereiche Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft und Bildung untersucht.

Gefragt wurde unter anderem etwa nach Online-Bürger-Services, Sharing-Angeboten im städtischen Verkehr, Umweltsensorik, Breitbandverfügbarkeit und Digital-Fortbildungen für Lehrkräfte und Verwaltungsangestellte.

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