Ruhrgebiet. Der IT-Verband Bitkom hat untersucht, wie digital Deutschlands Großstädte sind. Eine Ruhrgebietsstadt schneidet dabei besonders gut ab.
Wie viele Haushalte haben Glasfaser? Wie viele E-Ladesäulen gibt es? Und was können die Menschen bei der Verwaltung alles digital erledigen? Mit solchen – und vielen anderen Fragen – untersucht der IT-Verband Bitkom seit einiger Zeit jährlich, wie smart die deutschen Großstädte sind. München belegt wie im Vorjahr vor Hamburg den ersten Platz. Aber auch eine Revierstadt schneidet überraschend gut ab.
82 Großstädte wurden unter die Lupe genommen
Der Smart City Index wird - unterstützt von den Unternehmen Visa, Bentley Systems und PwC - jährlich erhoben und soll zeigen, wie weit fortgeschritten die Digitalisierung in deutschen Großstädten ist. Analysiert und bewertet werden alle Städte mit einer Bevölkerung größer 100.000. Das sind in Deutschland im Augenblick 82. Untersucht wurden in jeder Stadt mit insgesamt 162 Parametern die fünf Themenbereiche Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft und Bildung. Gefragt wurde unter anderem etwa nach Online-Bürger-Services, Sharing-Angebote im städtischen Verkehr und Umweltsensorik bis zur Breitbandverfügbarkeit und Digital-Fortbildungen für Lehrkräfte und Verwaltungsangestellte.
Bei der Datenerhebung wurden die Kommunen aktiv einbezogen. Die Städte konnten Daten zur Digitalisierung liefern, jeweils mit Quellen belegt. Die Rücklaufquote lag bei 99 Prozent. Dazu kamen die Ladesäulenkarte der Bundesnetzagentur, der Breitbandatlas des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, die Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamts, das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur sowie das Dashboard Digitale Verwaltung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat als Quellen.
Von Platz elf auf den vierten Rang geklettert
„Deutschlands Städte werden smarter“, zieht Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst jetzt Bilanz. Das gilt ganz besonders für einige Städte des Ruhrgebiets, in dem Oberhausen, Duisburg, Mülheim, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund, Recklinghausen, Herne und Bottrop unter die Lupe genommen wurden.
Spitzenreiter im Revier ist Bochum. Letztes Jahr noch auf Platz 11, kletterte es dieses Mal auf den vierten Rang und wird NRW-weit nur noch von Köln auf Platz drei übertroffen. Gelobt wird unter anderem, dass moderne Technik viele Wege „aufs Amt“ mittlerweile überflüssig macht. Neue Ausweispapiere lassen sich etwa aus sogenannten Dokumentenboxen entnehmen, die – ähnlich wie Paketboxen – mit einem digitalen Code geöffnet werden. „Das wird gut angenommen“, sagt Denes Kücük, Chief Digital Officer der Stadt. Genau wie der digitale Ferienpass, der sich bequem online bestellen lässt. Oder die smarten Sitzbänke im Stadtgebiet, die nicht nur Platz für ein Päuschen bieten, sondern auch die Möglichkeit, Handys oder E-Bikes dort aufzuladen.
Was machen die anderen Städte im Revier? Essen hat sich um sieben Plätze verbessert und belegt Platz 20, Dortmund landet auf Platz 22, Duisburg ist auf Rang 35, Herne auf 42. Es folgen Gelsenkirchen (46), Oberhausen (56), Recklinghausen (56) und Mülheim (61). Schlusslicht im Ruhrgebiet ist Bottrop auf Rang 77.
Viele Faktoren lassen sich von Städten nicht beeinflussen
In einzelnen Kategorien aber gelingt es auch schlechter platzierten Städten zu punkten: Gelsenkirchen etwa schafft es bei IT und Kommunikation durch gut ausgebaute Handy-Netze und schnelle Internetzugänge im Stadtgebiet auf einen beachtlichen Platz 5. Herne erzielt in der Kategorie Gesellschaft und Bildung immerhin Platz 14, und Dortmund kommt beim Punkt Verwaltung auf Platz 10 und liegt damit einen Rang hinter Essen.
Die gute Platzierung sei eine „positive Bestätigung für die Arbeit der letzten Jahre“, sagt Kücük, will das Ergebnis der Studie aber auch nicht überbewerten. Wie viele E-Autos angemeldet sind, welche Sharing-Anbieten in Bochum aktiv werden oder wie viele Co-Working-Spaces es im Stadtgebiet gibt, „manche Faktoren können die Städte kaum beeinflussen.“ Platz vier ist jedenfalls für den Digital-Experten kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. „Bei der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung gibt es noch viel Potenzial nach oben“, ist er überzeugt. „Aber wir sind auf einem guten Weg.“