Bochum. Das Technologiezentrum Ruhr hat sein modernes Gebäude in Bochum bezogen. Hier bekommen junge Firmen Raum für erste Schritte, aber nicht nur das.

Es hat ein bisschen länger gedauert als ursprünglich geplant. Corona, Ukraine-Krieg und Lieferengpässe haben auch die Fertigstellung des neuen Technologiezentrums Ruhr (TZR) in Bochum verzögert: exakt um ein Jahr. Nun aber steht es an der Konrad-Zuse-Straße im Stadtteil Querenburg.

Stadt Bochum und IHK gehören zu den Trägern des Technologiezentrums

Treffender könnte die Adresse der Technologie- und Innovationsschmiede kaum sein. Schließlich steht Konrad Zuse, der Erfinder des ersten funktionsfähigen Computers der Welt, für Fortschritt und Entwicklungen. Genau das peilen auch die 23 Unternehmen an, die bereits im TZR zu Hause sind, und ganz bestimmt auch jene, die künftig Platz dort finden. „Die Etagen zwei bis fünf sind voll vermietet“, sagt Jörg Hakenesch. Der 53-Jährige ist Geschäftsführer der Chip GmbH, die das TZR betreibt. Größter der sieben Gesellschafter ist der Verein zur Förderung des Technologietransfers und innovativer Existenzgründungen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Bochum mit 31,46 Prozent. Dahinter folgen die Stadt Bochum mit 25 Prozent und die IHK mit 13,54 Prozent.

Geschäftsführer Jörg Hakenesch freut sich, dass die „grüne Wand“ an der Vorderseite des Gebäudes allmählich sprießt.
Geschäftsführer Jörg Hakenesch freut sich, dass die „grüne Wand“ an der Vorderseite des Gebäudes allmählich sprießt. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

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Der 8,9 Millionen Euro teure Neubau ist mit modernster Energietechnik ausgestattet, versprüht im Innern den kühlen Charme der Industriekultur und besticht von außen mit seiner 800 Quadratmeter großen, begrünten Wand. Sie bildet sozusagen die Brücke zum nahen Wald „Auf dem Kalwes“. Platz ist noch im Erdgeschoss und in der ersten Etage. Beide sind für Start-up-Firmen reserviert. Vorbereitet sind die Räume; darunter zwei großzügige Open-Office-Bereiche. „Wir nennen das New Life“, erklärt Jörg Hakenesch.

Start-up-Firmen können sich im TZR entwickeln

Eine der weitläufigen Flächen sei vorgesehen für den Austausch der Mieter untereinander und für Veranstaltungen. „Hier soll genetzwerkt werden“, sagt der Geschäftsführer, ohne auf das nahezu unvermeidliche Verb zu verzichten, das die Arbeits- und Wirtschaftswelt von heute kennzeichnet. Ein paar Wochen dauere es noch, weil u.a. das Eingangssystem noch eingebaut werden müsse. „Aber Anfang, Mitte Oktober geht es los.“

Auch kleinere, abgeschlossene Flächen, die sogenannten Co-Working-Spaces, gibt es. Hakenesch: „Das heißt, hier kann der gesamte Lebenszyklus eines Gründers abgebildet werden: von der Idee über die Konkretisierung bis zur Ausführung.“ Und wenn es gut laufe, dann könnten erfolgreiche, etablierte Start-Ups in eine der oberen Etagen ziehen, ehe sie womöglich dann das TZR ganz verlassen.

„New Life“ nennen sie im TZR eine der großen Flächen im Erdgeschoss, die buchstäblich Raum zum Netzwerken bieten soll. Chip-Geschäftsführer Jörg Hakenesch ist überzeugt von dem Konzept.
„New Life“ nennen sie im TZR eine der großen Flächen im Erdgeschoss, die buchstäblich Raum zum Netzwerken bieten soll. Chip-Geschäftsführer Jörg Hakenesch ist überzeugt von dem Konzept. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Es gibt etliche Geschichten von Unternehmen, die im TZR genauso diese Entwicklung genommen haben. Die vielleicht erfolgreichsten sind Physec und VmRay, zwei IT-Firmen, die sich mittlerweile auf dem O-Werk-Campus auf Markt 51/7, dem ehemaligen Opel-Werk, niedergelassen haben und die zu Senkrechtstartern der Branche zählen.

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Ihre Nachfolger mögen es heute vielleicht etwas einfach haben, da die Zahl der Anlaufstellen für Gründer in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist. Chip-Geschäftsführer Hakenesch macht allerdings eine Kehrseite dieser Entwicklung aus: „Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Gründer heutzutage erst einmal eine Zeit lang braucht, um zu sehen, wer hilft mir und wer hilft mir am besten. Das Angebot ist schon umfangreicher geworden, auch spezieller.“ Das sorgt auch für Wettbewerb unter den Förderern und Anlaufstellen.

Alters TZR wird später saniert

Das alte TZR-Gebäude auf dem Uni-Campus hat die Ruhr-Uni zurückgekauft. Aktuell sind dort Teile der Fakultät für Informatik, die Fakultät für Ostasienwissenschaften, Teile der Research Center der Research Alliance Ruhr sowie diverse andere Gruppen untergebracht. Auch Untermietverträge z.B. mit dem Grönemeyer-Institut sowie dem Max-Planck-Institut hat die Uni übernommen.

Nach Angabe der Uni werden einige der Mieter innerhalb der nächsten zehn Jahre an neue Zielorte an der Universität umziehen. Danach sei eine Kernsanierung des Eigners, dem Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) NRW, vorgesehen.

Beim TZR schwören sie nicht nur auf ihre Erfahrung aus mehr als 30 Jahren Förderung von Technologie und Nachwuchs. „Der Vorteil von Bochum ist, die Wissenschaft so nah vor der Tür zu haben. Das ist unser großer Standortvorteil, auch für Unternehmen, die schon lange hier sind“, so Hakenesch. Wohl nirgendwo habe der Transfer von Wissenschaft und Wirtschaft einen so kurzen Weg.

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