Bochum. Das Bochumer IT-Unternehmen ADN ist vor 30 Jahren gegründet worden. Anfangs waren sie rund um Firmen-Chef Hermann Ramacher zu dritt.
Zwei Autohandelsgruppen stehen an der Spitze der Bochumer Unternehmen mit den größten Jahresumsätzen: Die Lueg AG und die Tiemeyer-Guppe setzen mittlerweile Fahrzeuge und Dienstleistungen im Wert von jeweils mehr als einer Milliarde Euro um. Gleich dahinter kommt kein Industrieunternehmen, keine Firma aus der Gesundheitsbranche, sondern ein weiteres Handelshaus; eines aus der IT-Branche. ADN aus Wattenscheid wird nach eigenen Angaben in diesem Jahr Waren und Dienstleistungen im Wert von 860 bis 880 Millionen Euro verkaufen – etwa 100 Millionen Euro mehr als 2023. Ein erstaunliches Wachstum.
IT-Branche hat in 30 Jahren mehrere Revolutionen erlebt
„Darauf und dass wir in all den Jahren immer gewachsen sind, selbst in Zeiten von Finanzkrise, Corona und Ukraine-Krieg, bin ich schon stolz“, sagt Gründer und Geschäftsführer Hermann Ramacher (72). Als er 1994 mit drei Beschäftigten begonnen hat, war der Personalcomputer (PC) noch so etwas wie eine aufgepeppte elektrische Schreibmaschine, die tiefgreifenden Veränderungen der Welt durch IT waren noch eine Vision. Der Diplom-Ökonom hat begriffen, „dass sich der Markt professionalisieren wird und dass Unternehmen mit dem Einsatz von PC‘s Produktivitätsvorteile erzielen können.“ Er hat darauf gesetzt, dass dafür kompetente Dienstleister benötigt werden. Solche, die komplexe Software erklären und vermarkten können und die Trends von morgen aufnehmen. Dienstleister wie ADN.
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Natürlich hat der Wirtschaftswissenschaftler aus Bochum Mitte der 1990er nicht in die Glaskugel gucken und die atemberaubenden Entwicklungen voraussehen können, die von vernetzten Computern in einem Haus über die Einführung des Laserdruckers, den Siegeszug von Windows, E-Mail und E-Commerce bis hin zu Internet, Datenbanken, Clouds und Künstlicher Intelligenz reichen. „Revolutionen“ seien das gewesen, so Ramacher. Mehrere in 30 Jahren.
Und er hat offenbar immer mit untrüglichem Gespür frühzeitig die vielversprechenden Entwicklungen erkannt und von anderen, den Fehlentwicklungen, die Finger gelassen. Als visionärer „Märkte-Macher“ hat ihn ein Fachmagazin einst bezeichnet. Ein Beweis dafür ist die frühe Verbindung mit Citrix. 1997 hat ADN mit dem US-Softwareunternehmen einen „autorisierten Distributionsvertrag“ unterschrieben. Das, so Ramacher, habe den richtigen Aufstieg von ADN möglich gemacht.
ADN hat mindestens eine Millionen Arbeitsplätze mit Software ausgestattet
Der Bochumer Unternehmer vertreibt heute die Software von 60 Unternehmen, viele aus den USA, und hat insgesamt 7000 Kunden, die meisten davon in der sogenannten DACH-Region, also in Deutschen, Österreich und der Schweiz. „Wir sind kein normaler Großhändler, der irgendetwas einkauft und dann wieder verkauft, sondern wir sind autorisiert und vertreten die Hersteller“, so Ramacher. Das hat immense Vorteile, bringt aber auch eine Menge Verpflichtungen und Verantwortung mit sich. Die zentrale Frage lautet immer: Wie vermarktet man erklärungsbedürftige Technologie und Lösungen?
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Vor allem eines ist dafür wichtig: Kompetenz. ADN benötigt Software-Spezialisten mit Talent zum Lehren, die sogenannten Trainer schulen Mitarbeiter und Kunden. Und es braucht ebenso IT-beschlagene Vertriebsexperten, die Softwareprodukte vermarkten können; mittlerweile vor allem an Systemhäuser. Der Geschäftsführer schätzt, dass sein Unternehmen in all den Jahren „mindestens eine Million Arbeitsplätze“ mit Software ausgestattet und dafür das notwendige Wissen vermittelt hat.
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Die Suche nach kompetenten Beschäftigten ist auch einer der Gründe dafür, warum der IT-Dienstleister mit seinen etwa 300 Beschäftigten allein in Deutschland nach vielen Jahren sein Domizil in Wattenscheid verlässt und auf den Gesundheitscampus nach Querenburg zieht. Dort ist er näher an Ruhr-Uni, Hochschule und den vielen wissenschaftlichen Einrichtungen, die den IT-Nachwuchs ausbilden. „Wattenscheid ist ein guter Standort, wenn es etwa um die Verkehrsanbindung geht“, sagt Hermann Ramacher. „Aber es ist für uns nicht mehr so attraktiv.“
IT-Dienstleister zieht von Wattenscheid nach Querenburg
Das hat auch mit der neuen Arbeitswelt zu tun. Seit der Corona-Pandemie und der Verlagerungen großer Teile der Arbeit ins Homeoffice sind Flure und Büros auch am ADN-Standort an der Josef-Haumann-Straße, da wo früher die 2002 in die Insolvenz gerutschte Phenomenia AG (Moorhuhn) residiert hat, an vielen Tagen im Jahr geradezu verwaist. Die etwa 130 Arbeitsplätze am neuen Standort im schicken, X-förmigen Neubau des Softwareunternehmens Cosinex in Querenburg, passen daher buchstäblich besser.
Dort soll auch eine der neuesten, zukunftsträchtigen Einrichtungen des Dienstleisters aufgebaut werden: das KI-Trainingszentrum. Hermann Ramacher weiß natürlich, wie wichtig KI in Zukunft sein wird. Sein Haus muss vorbereitet sein. Er selbst denkt mit 72 Jahren – noch– nicht ganz ans Aufhören. Vielleicht, wenn die Umsatzgrenze von einer Milliarde Euro erreicht ist. „Also ich finde, das ist ein wirkliches Ziel. Und auch ein Stück Lebenswerk.“