Bochum. IT-Dienstleister ADN aus Bochum geht bei der Fortbildung gemeinsam mit Microsoft neue Wege. Das Konzept ist kreativ, die Teilnahme kostenlos.
125 Millionen Computerspieler rund um den Erdball können nicht irren. Mit Würfeln neue digitale Welten zu schaffen, ist kreativ und cool. Die Rede ist von Minecraft, dem erfolgreichsten Computerspiel der Welt. Genau das, diese Kreativität und Coolness, nutzt der Software-Dienstleiter ADN aus Bochum, um mehr Menschen für seine Branche zu begeistern. Fachkräftegewinnung der ganz anderen Art.
Trainingsoffensive von Bochumer IT-Firma und Microsoft
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Szenenwechsel. Ein Blick auf den Bildschirm: Die viereckige Sonne scheint vom azurblauen Himmel in der ADN-City, erbaut im Kosmos des Spiele-Hits Minecraft. Die Straßenbahn im Klötzchenformat steht still. Mehrstöckige Gebäude ragen links und rechts der Verkehrsadern empor. Mittendrin huschen 25 Spieler durchs Stadtbild und lösen knifflige Aufgaben.
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Was sich wie ein Zockerabend unter Freunden anhört, ist ein Einblick in die digitale Trainingsoffensive, die das IT-Unternehmen aus Wattenscheid gemeinsam mit dem Software-Giganten Microsoft auf die Beine gestellt hat. Das Ziel: dem steigenden Fachkräftemangel in der IT-Branche entgegenwirken. In unterschiedlichen Kursen lernten junge Nachwuchstalente neueste Cloud-Technologien kennen und erwerben Zertifikate, die ihnen den Weg in die Berufswelt ebnen – mit Webinaren und klassischer Informationsvermittlung oder eben spielerisch.
Gaming wird allmählich auch für Frauen interessant
800 Teilnehmer, überwiegend Männer, haben an der ersten Fortbildung teilgenommen. Die nächste soll bald folgen. Enya Neumann, die den Vertrieb der ADN-Akademie leitet, hofft dann auf eine größere „Frauenquote“. Diesmal waren nur etwa zehn Prozent Frauen dabei. „Die IT-Branche ist noch stark vom männlichen Geschlecht dominiert und auch der Männeranteil unter den Azubis und Studierenden in diesem Fachbereich ist sehr hoch“, sagt sie. Allerdings sei unverkennbar, dass immer mehr Frauen die IT für sich entdecken. „Die Branche befindet sich im Wandel und auch das Gaming-Thema wird für Frauen interessanter. In den Basistrainings, an denen Frauen partizipiert haben, seien sie beeindruckende Expertinnen ihres Fachs gewesen.
Neuauflage in den Semesterferien geplant
Angesichts zahlreicher Anmeldungen hat ADN bei einigen Kursen die Reißleine ziehen und einen Buchungsstopp verhängen müssen. Das Interesse war enorm.Nach Angaben des Unternehmens gibt es bereits Nachfragen nach zusätzlichen Kursen. Geplant ist eine Neuauflage in den Semesterferien; dabei soll das Storytelling jedoch ein anderes werden, so Enya Neumann.
Studierende von Universitäten und Fachhochschulen, Azubis sowie Mitarbeitende von IT-Unternehmen, Lehrende, Dozierende und Schüler aus ganz Deutschland haben an den ersten Kursen teilgenommen. Daheim an ihren Bildschirmen. Derweil sitzen Tim Reuter und seine Ausbilderkollegen in der ADN-Zentrale in Wattenscheid vor ungleich viel mehr Bildschirmen, schauen auf das Treiben der Teilnehmer und geben Tipps. „Die Gruppen sind bunt gemischt“, heißt es – keineswegs nur Menschen mit „MINT-Geruch“, also einem Bezug zu Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, nehmen teil.
ADN stemmt sich gegen den Fachkräftemangel
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Die Kosten für die Trainings, immerhin 490 Euro pro Tag und Teilnehmer, übernehmen Microsoft und ADN. Das Unternehmen aus Bochum ist zwar kein Gigant wie der US-Konzern, aber mit einem Jahresumsatz von mehr als 500 Millionen Euro auch alles andere als ein Leichtgewicht. „Wir haben natürlich das Interesse, mit diesem Programm dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, weil mit Expertise bei unseren Partnern und deren Mitarbeitern Cloudprojekte umgesetzt und Technologien im Markt etabliert werden können“, sagt ADN-Sprecher Martin Lindner. Und: „Die IT-Branche in Deutschland braucht dringend die Experten von Morgen und wir möchten nicht, dass Türen aufgrund hoher Eintrittsgebühren für solche Talente geschlossen bleiben.“
Die Erfahrungen mit der Fortbildung via Minecraft sind positiv. Um Lerninhalte zu vertiefen, hatten sie die Möglichkeit, spezielle Aufgaben in der ADN-City in Minecraft zu lösen, die die Agentur Eventpunks – ein Spezialist auf dem Gebiet des spielebasierten Lernens –kreiert hat. So wurden die Teilnehmenden etwa in vier Gruppen aufgeteilt, die sodann in der Klötzchenstadt für den Bürgermeister Informationen zu einem Straßenbauprojekt sammeln und am Ende in eine Maschine eingeben mussten. Dabei sollten sie unterscheiden, welcher Input für einen erfolgreichen Abschluss des Projekts von Relevanz ist und welcher nicht. „Das Gaming-Erlebnis inmitten des Kurses ist sehr gut angekommen und hat geholfen, komplexe Lerninhalte greifbarer zu machen“, sagt Engin Eser, Co-Gründer von Eventpunks.