Bochum. Jahrelang soll ein 30-Jähriger ins Gefängnis, weil er sich an Schülerinnen sexuell vergangen haben soll. Die Anklägerin findet deutliche Worte.

Viereinhalb Jahre Haft hat eine Staatsanwältin am Dienstag vor dem Landgericht für einen Bochumer Koran- und Arabischlehrer aus Bochum gefordert. Der 30-Jährige hatte gestanden, sich beim Privatunterricht in seiner Wohnung regelmäßig an mindestens fünf Schülerinnen (7 bis 9 Jahre alt) sexuell vergangen zu haben.

„Er konnte schalten und walten wie er wollte“, sagte die Anklägerin vor der 3. Jugendschutzkammer. Jeweils mehrere Stunden lang sei er mit den Kindern allein gewesen. Dabei habe er es „ausgenutzt“, dass den Kindern zu Hause Gehorsam gegenüber Erwachsenen beigebracht worden sei.

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Die Übergriffe ereigneten sich laut Anklage zwischen 2018 und seiner Verhaftung im vergangenen Dezember. Es geht um Berührungen im Intimbereich und andere sexuelle Handlungen. Seitdem sitzt der bisher nicht vorbestrafte Privatlehrer, ein gebürtiger Syrer und selbst Vater einer kleinen Tochter, in Untersuchungshaft. „Mein Mandant ist durch die Haft stark beeindruckt“, sagt Verteidiger Fabian Reifer.

Angeklagter aus Bochum hofft, dass Gott ihm vergibt

Sein Mandant hatte in dem seit Juni laufenden Prozess zunächst geschwiegen. Erst am dritten Verhandlungstag, nachdem eine Psychologin in einem Gutachten die belastenden Aussagen als glaubhaft bewertet hatte, räumte er die Vorwürfe pauschal ein. Die Staatsanwältin wertete dies aber nur „als eine Art Schadensbegrenzung“. Bei einer der Mütter der Opfer habe er sich zwar entschuldigt und um Vergebung gebeten – „damit Gott ihm vergebe“. Doch dies zeige, dass es ihm vornehmlich nur um sein eigenes Seelenheil gehe.

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Der Anwalt der Nebenkläger, der Opfer, warf dem Angeklagten vor, „keine Reue gezeigt“ zu haben. Er habe auch „das Vertrauen der Eltern ausgenutzt, die ihm ihre Kinder in seinen vollen Machtbereich reingelassen“ hätten.

Im so genannten „letzten Wort“ vor dem Urteil, das die Richter am 11. September verkünden wollen, sagte der 30-Jährige über seinen Dolmetscher, dass ihm die Taten leid täten. Er bat um eine „neue Chance“.

Auf einer Geburtstagsfeier flogen die Verbrechen auf

Aufgeflogen waren die Übergriffe auf einer privaten Geburtstagsfeier im vorigen Dezember, wo auch einige der Kinder zugegen waren. Dort erklärte ein Mädchen (8), dass der Koranlehrer sie am Po angefasst habe. „Sie war am Weinen“, hatte die Mutter dieses Kindes den Richtern im Prozess gesagt. „Sie hat mir erklärt, was er mit ihr gemacht hat. Ich habe das erst nicht geglaubt.“ Sie solle die Wahrheit sagen, nicht lügen, habe sie ihrer Tochter gesagt. Sie habe dann aber versichert: „Ja, hat er gemacht.“

Dann habe ihre Tochter ihr ganz konkret vorgemacht, wie sich der Mann an ihr vergangen habe, und dies deutlich schwerer als das Anfassen am Po.

Einige der Kinder sollen bei den Taten entkleidet gewesen sein. Im Prozess mussten nach dem Geständnis nicht mehr alle aussagen.