Bochum. Jahrelang soll sich ein Privatlehrer an Grundschulkindern vergangen haben. Mütter der betroffenen Mädchen bestätigen die Vorwürfe im Zeugenstand.

Ein Bochumer Koran- und Arabischlehrer (30), der im Unterricht bei sich zu Hause mehrere Mädchen sexuell missbraucht haben soll, ist am Dienstag vor dem Landgericht, am zweiten Verhandlungstag, stark belastet worden. Die 32-jährige Mutter eines der Kinder schilderte vor dem Landgericht, wie die mutmaßlichen Übergriffe ans Licht kamen.

Alles flog auf einer Geburtstagsfeier auf

Es geschah im vorigen Dezember auf einer Geburtstagsfeier, an der auch weitere Kinder teilnahmen, die von dem Angeklagten unterrichtet wurden. Die Mutter fragte eines der Mädchen, warum es zuletzt nicht mehr an dem privaten Arabisch-Unterricht teilgenommen habe. Die Antwort: Der Lehrer habe sie am Po angefasst. Danach hätten weitere Kinder, darunter ihre eigene Tochter (8), erklärt, dass der Mann das auch bei ihnen gemacht habe.

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„Sie war am Weinen“, sagte die Mutter den Richtern. „Sie hat mir erklärt, was er mit ihr gemacht hat. Ich habe das erst nicht geglaubt.“ Sie solle die Wahrheit sagen, nicht lügen, habe sie ihrer Tochter gesagt. Sie habe dann aber versichert: „Ja, hat er gemacht.“ Dann habe ihre Tochter ihr ganz konkret vorgemacht, wie sich der Mann an ihr vergangen habe, und dies deutlich schwerer als das Anfassen am Po. Zuvor habe er sie teilweise ausgezogen. Der Angeklagte soll die Übergriffe gegenüber ihrem Kind als Sport deklariert haben.

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Auch eine weitere Mutter habe ihr Kind sofort zu den Vorfällen befragt und eine konkrete Bestätigung bekommen. „Der ist zu 100 Prozent pädophil“, habe sie nachher gesagt. Wieder eine weitere Mutter (44), deren zehnjährige Tochter betroffen sein soll, erklärte den Richtern: „Ich habe mich erschreckt. Das tat richtig weh.“ Sie habe dem Koranlehrer schließlich „vertraut“.

Angeklager aus Bochum sitzt seit Dezember in U-Haft

Direkt nach der Geburtstagsfeier erstattet einer der Mütter Strafanzeige bei der Polizei. Tags darauf kam der Angeklagte in U-Haft, in der er bis heute sitzt.

Auch am zweiten Prozesstag schwieg der 30-Jährige, ein gebürtiger Syrer. Am ersten Prozesstag hatte einer seiner Anwälte erklärt: „Bislang bestreitet er, die Taten begangen zu haben.“ In der Anklage werden dem Privatlehrer elf Übergriffe seit 2018 vorgeworfen. Das Gericht hat zwölf Prozesstage bis September angesetzt.