Bochum. Blau-weiße Flaggen und Fußbälle in der Kirche? Die Bochumer Lutherkirche verwandelt sich zum VfL-Fan-Dom. Was vor dem Gladbach-Spiel geplant ist.
Die Lutherkirche am Bochumer Stadtpark ist bereit für das erste Heimspiel des VfL Bochum. An der Fassade prangt ein großes Banner: „Fandom – Lutherkirche am Stadion“. Auf der Wiese vor der Kirche sind blaue und weiße Pflanzen eingesetzt. Im Inneren sind VfL-Fußbälle in der Mitte des Altarraumes auf einem Podest. Vor dem steinernen Predigtstuhl ist ein altes VfL-Trikot mit dem Schriftzug „Osborne“ eingerahmt. Flaggen des Bundesligisten hängen in der Kirche. Eine eher untypische Kirchendekoration – nicht aber für den „VfL-Fandom“.
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180 Minuten vor jedem Heimspiel öffnet die Kirche ihre Türen in der Saison 2024/2025 – das erste Mal vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag, 31. August (15.30 Uhr/Sky). Ab zwölf Uhr findet in der Kirche (Klinikstraße 10) unweit des Ruhrstadions ein Gottesdienst für Fans statt, sagt Henri Krohn, Pfarrer in der Lutherkirche. Dabei sei es egal, ob sie dem VfL oder der Gastmannschaft treu sind.
Lutherkirche in Bochum: Kirchenlieder zu Fanliedern umgedichtet
Die Heimmannschaft steht aber im Vordergrund. Auch musikalisch ist der Gottesdienst an den VfL Bochum angelehnt, sagt Krohn. So haben sie beispielsweise das Lied „Danke für diesen guten Morgen“ umgedichtet zu „Danke für unser schönes Stadion“. Douglas Simpson, Posaunist bei den Bochumer Symphonikern, hat das Lied „VfL, mein VfL“ als Stück für Blasinstrumente geschrieben. Das Quintett „Quartensprung“ führt dieses auf.
Den ökumenischen Gottesdienst habe die Kirche gemeinsam mit Fanbeauftragten des VfL Bochum sowie Fans entwickelt. So habe der VfL ebenfalls seine Impulse setzen können. „Uns war wichtig, dass beides berücksichtigt wird: der christliche Aspekt und auch der Fußballaspekt. Die Mischung macht es“, sagt Dirk Michalowski, Fanbeauftragter des VfL Bochum, der beim Gottesdienst auch selbst vor Ort sein wird.
Pastor Henri Krohn leitet den circa 30-minütigen Gottesdienst gemeinsam mit dem Pastoralreferenten Michael Diek sowie beteiligten Fanclubs. Ein Pfarrer oder eine Pfarrerin werde vor jedem Heimspiel in der Kirche sein. „Wir stehen auch als Gesprächspartner bereit, wenn jemand sein Herz oder seine Seele erleichtern möchte.“
Fans wollen gemeinsam zum Bochumer Ruhrstadion ziehen
Die Idee sei bei einem Studientag im Mai entstanden. „Am Anfang stand die Frage: Was sollen in den nächsten Monaten und Jahren Projekte in der Kirchengemeinde in Bochum sein“, erinnert sich Krohn. Dabei sei die Idee des VfL-Fandoms entwickelt. „Beim VfL haben wir damit offene Türen eingerannt.“ Das bestätigt Michalowski: „Da ich selbst auch in der katholischen Kirche ein bisschen aktiv bin, ist das Thema bei mir sofort auf offene Ohren gestoßen.“
Wie das Angebot von den Fans angenommen wird, sei allerdings nur schwer abzuschätzen. „Hier können 50 oder auch 500 Fans stehen“, sagt Krohn. „Das ist wie eine Überraschungstüte“, ergänzt Michalowski.
Tag der offenen Kirche: VfL-Fandom bleibt bis Mitternacht geöffnet
Von potenziellen negativen Stimmen wollen sie sich aber nicht beeinflussen lassen. „Wir lassen uns da erstmal nicht unterkriegen“, sagt der Fanbeauftragte. „Wir wissen, dass gerade das kirchliche Thema in der Gesellschaft stark diskutiert wird und dass man da jetzt Geduld braucht“, sagt Michalowski.
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Derzeit sei auch ein besonderer Gottesdienst in Planung – ein Gedenkgottesdienst für Fans, die jemanden verloren haben. „Zum Beispiel, wenn im Fanklub wer verstorben ist oder der langjährige Sitznachbar im Stadion“, sagt Michalowski: „Es gibt den Bedarf, dass Fans in diesem Rahmen nochmal Abschied nehmen oder ihm gedenken möchten.“
Anschließend an den Gottesdienst am Samstag bleibe die Lutherkirche bis Mitternacht geöffnet, sagt Krohn. Ebenfalls am Samstag, 31. August, ist der Tag der offenen Kirche – mit Musik, vielen Kerzen, kühlen Getränken sowie einem Imbiss. Und natürlich in blau-weiß.
Weitere Informationen finden Interessierte unter fandom-bochum.de