Bochum. Auf der Essener Straße in Bochum gibt es einen extra breiten Fahrradweg. Auf dem dürfen auch Busse der Bogestra fahren. Das hat einen Grund.

Der extra breite Fahrradstreifen auf der Essener Straße in Bochum sorgte schon in der Vergangenheit für Diskussionen. Anwohner beklagten beispielsweise den Wegfall von Parkplätzen. In Leserbriefen und Online-Kommentaren nach einem Bericht im April des vergangenen Jahres wurde der Radweg aber auch als zukunftsweisend bezeichnet. Nun gibt es einen neuen Kritikpunkt an dem Radweg. Denn: Auch Linienbusse dürfen den Fahrradstreifen befahren – zum Unmut mancher Radfahrer.

Als „Schildbürgerstreich“ bezeichnet beispielsweise eine Facebook-Nutzerin diese Regelung in einer Bochumer Facebookgruppe. Sie habe das neue Schild, dass der Radweg für den Linienverkehr freigegeben ist, übersehen und sei erstaunt gewesen, als plötzlich ein Bus hinter ihr fuhr. „Ich werde zukünftig wieder die andere Route von Höntrop in die Bochumer City nehmen. Es ist sicherer, da über die Straße zu fahren“, schreibt sie weiter. Es gibt aber auch positive Stimmen: „Ich finde, es ist kein Problem. Ansonsten mal heranfahren und den Bus vorbeilassen. Bevor ich einen Rückstau verursache, lasse ich die Schnelleren mal eben vorbei.“

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XXL-Radweg und A40-Sperrung: Bogestra ist an Stadt herangetreten

Aber warum dürfen die Busse der Bogestra auf dem Fahrradstreifen fahren? Schon im Mai fragte die Bogestra bei der Stadtverwaltung an, ob es möglich wäre, dass der Radweg auch von den Bussen befahren werden darf, sagt Thomas Sprenger, Sprecher der Stadt Bochum. Grund sei die bevorstehende A40-Sperrung gewesen. „Nach Abstimmungen innerhalb der Stadtverwaltung sowie mit der Polizei wurde der Anfrage zugestimmt“, sagt Sprenger.

Ein Schild weist an der Essener Straße in Bochum darauf hin, dass der Radweg auch für den Linienverkehr freigegeben ist. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Pflicht, sondern um eine Wahlmöglichkeit.
Ein Schild weist an der Essener Straße in Bochum darauf hin, dass der Radweg auch für den Linienverkehr freigegeben ist. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Pflicht, sondern um eine Wahlmöglichkeit. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Seit dem 7. August, dem ersten Tag der A40-Sperrung, gilt diese Regelung. Ein entsprechendes Verkehrsschild wurde angebracht. Die Regelung verpflichtet die Busfahrerinnen und Busfahrer allerdings nicht dazu, den Radstreifen zu benutzen, sagt der Stadtsprecher. Sie sei eine Wahlmöglichkeit. Die betroffene Bus-Linie 345 darf zwischen den Haltestellen Engelsburger Straße und Erzstraße auf dem Fahrradweg fahren – eine Strecke von circa 600 Metern.

Busfahrer müssen hinter den Radfahrern bleiben – „Sicherheit gewährleistet“

Busfahrerinnen und -fahrer müssen allerdings beachten, dass sie hinter den Fahrradfahrern bleiben müssen. „Somit bleibt die Verkehrssicherheit für die Radfahrenden gewährleistet“, sagt Sprenger. Das bestätigt auch Sandra Bruns, Sprecherin der Bogestra. Bei dem Unternehmen seien bislang keine Beschwerden über den Linienverkehr auf dem Radweg eingegangen.

Der Blick aus einem der Bogestra-Busse, der auf dem Fahrradstreifen auf der Essener Straße fährt.
Der Blick aus einem der Bogestra-Busse, der auf dem Fahrradstreifen auf der Essener Straße fährt. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Anlass für die Anfrage sei die Baustelle auf der Essener Straße Anfang dieses Jahres gewesen – zu dieser Zeit wurde der Radweg gebaut. Schon damals sei es zu Rückstaus gekommen, die sich auch auf die Bogestra-Busse auswirkten. „Mit der Sperrung der A40 ist das nicht besser geworden“, sagt Bruns.

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Durch die neue Regelung habe sich das verbessert. Zwar komme es wegen des hohen Verkehrsaufkommens immer mal wieder zu Verzögerungen. Allerdings: „Die Reisezeiten sind dadurch fast wieder so, wie sie sein sollen“, sagt die Sprecherin.

Stadtgestalter haben Vorschlag bereits im April eingereicht

Auch für die Fahrer sei das eine Entlastung. „Die Busfahrer sind natürlich zufrieden, weil sie pünktlicher sind und weniger Stress haben beim Fahren.“ Es sei ein entspannterer Alltag für sie. Ein weiterer Vorteil: „Es ist weniger gefährlich, weil sich weniger Fahrzeuge auf einer Fahrspur tummeln“, sagt Bruns.

Die Stadtgestalter sehen die Regelung ebenfalls als Erfolg. Sie hätten schon im April einen solchen Vorschlag gemacht. „Die Sperrung hatten wir schon im Hinterkopf und wollten das daher frühzeitig auf den Weg bringen“, sagt Nikolas Lange von den Stadtgestaltern. Auch er ist sich sicher, dass es eine gute Lösung für den öffentlichen Nahverkehr ist: „Durch die Maßnahme bleibt die Linie 345 eine schnelle und verlässliche Verbindung in die Innenstadt.“

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