Bochum. Auf der Essener Straße gibt es jetzt eine eigene 2,5-Meter-Spur für Radfahrer. Anwohner sind ratlos. Was sie ärgert, wie die Stadt reagiert.
Acht Kilometer lang wird der neue Radweg zwischen der Berliner Straße in Wattenscheid und der Erzstraße nahe der Bochumer City. In zwei Wohnhäusern regt sich Protest. „Wo, bitteschön, sollen wir jetzt parken?“, fragen sich Robert Langner und seine Nachbarn auf der Essener Straße.
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Neuer Radweg: Autofahrer müssen sich mit einer Spur begnügen
Der Anteil der Radfahrer in Bochum soll 2030 auf bis zu 15 Prozent steigen. Dazu muss die Infrastruktur massiv ausgebaut werden. Vorgabe: Vorfahrt für Velos. Damit macht die Stadt auf der West-Ost-Verbindung zwischen Wattenscheid und Stadtmitte ernst.
Auf dem Wattenscheider Hellweg und der Essener Straße muss sich der motorisierte Verkehr fortan beidseitig mit einer (der bisher linken) Fahrspur begnügen. Rechts entsteht ein durchgehender Radweg, mit zweieinhalb Metern hinreichend breit für ein sicheres Fahrgefühl auf zwei Rädern. Kosten: 256.000 Euro.
Mit dem Parken an der Straße ist es jetzt vorbei
Die Arbeiten haben in der vergangenen Woche begonnen und sind Richtung Innenstadt weit fortgeschritten. Auch vor den Häusern an der Essener Straße 129 und 131 sind bereits die weißen Markierungen aufgebracht. Acht Wohnungen gibt es dort. In einer lebt Robert Langner (73) mit seiner Frau Annette (72).
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Mehr als 40 Jahre habe er sein Auto vor dem Haus auf der Straße abgestellt, halb auf der Fahrbahn, halb auf dem Gehweg, sagt der Rentner. Das war erlaubt. Doch damit ist es vorbei. Auf dem neuen Radweg ist das Parken verboten.
Keine Lücke weit und breit: Wohin mit den Autos?
Wohin mit unseren Autos?, fragen sich nicht nur die Langners, sondern die gesamte Hausgemeinschaft. Auf dem Grundstück gibt es nur einen Stellplatz, der eigentlich als Feuerwehrzufahrt dient. Aktuell gehe man auf der nahen Engelsburger Straße auf Parkplatzsuche. Meist vergeblich. „Da kloppen sich ja schon die Mitarbeiter des Bogestra-Betriebshofs um jede freie Lücke.“
Probleme würde selbst ein Parkplatz in der Nachbarstraße mit sich bringen, ergänzen Udo und Helga Adomeit (beide 75). Jeder Hausbewohner verfügt über einen großen, liebevoll gepflegten Garten. „Da fällt jede Menge Grünschnitt an, den wir mit dem Wagen zur Kippe bringen müssen. Wir sind alle schon älter. Wie sollen wir das jetzt schaffen? Auf dem Radweg herrscht ja nicht nur Park-, sondern absolutes Halteverbot.“ Das betreffe im Übrigen auch Handwerker oder Lieferdienste. Fazit der Bewohner: „An uns hat bei den Planungen offenbar niemand gedacht.“
Angedachte Lösungen entfachen bei Anwohnern keine Begeisterung
Das weist die Verwaltung zurück. Man führe „freundliche Gespräche“ mit den Anliegern, erklärt Sprecherin Tanja Wissing. Stimmt, sagt Robert Langner. Die bisher angedachten Ausweichflächen erfüllten ihn und seine Nachbarn allerdings mit wenig Begeisterung. Die Rede ist von einer Anmietung privater Firmengrundstücke in der Umgebung. Zu weit, argwöhnen die Anwohner. Infrage käme auch, einen Teil der Gärten zu Parkflächen unzuwandeln. Jammerschade um die grüne Pracht, meinen die Hobbygärtner.
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Ob es eine Lösung für die beiden Häuser gibt, ist offen. Die Stadt verweist darauf, dass es die einzigen Beschwerden im Zuge des neuen Radweges seien. Und: Es gebe kein Anrecht auf einen Parkplatz. Die Neugestaltung des Radwegs als Teil des Radverkehrskonzeptes ziele allgemein auf mehr Sicherheit und Lebensqualität in Bochum ab.
Die Arbeiten am neuen Radweg sollen am 5. Mai abgeschlossen sein.