Bochum. Mit Sandra Hüller und viel Star-Appeal hat die Ruhrtriennale begonnen. Für die Besucher gibt es viel zu entdecken – auch ohne Eintrittskarte.
Schräge Töne, euphorischer Jubel: Der Regisseur Ivo Van Hove (65) hat seine erste Spielzeit als Intendant der Ruhrtriennale in Bochum mit einem Feuerwerk eröffnet. In der seit Monaten ausverkauften Jahrhunderthalle bietet Star-Schauspielerin Sandra Hüller gemeinsam mit elf Tänzerinnen und Tänzern eine wilde, rohe und doch ungemein zärtliche Performance zu den versponnenen Popsongs der britischen Indie-Ikone PJ Harvey, die bei der Premiere selbst im Publikum sitzt.
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Ruhrtriennale in Bochum glänzend gestartet
Doch auch sonst gibt es für die Besucher zum Start der neuen Intendanz auf dem Festivalgelände im Westpark einiges zu entdecken – und nicht jede Neuerung findet direkt ihre Anhänger. Hier sind die fünf wichtigsten.
1. Premiere mit Star-Appeal
Damit ist Ivo Van Hove ein Coup gelungen: Kurz nach ihrer Oscar-Nominierung lockt er die höchst gefragte Sandra Hüller erneut für einen Auftritt nach Bochum. Neun Vorstellungen und ein Publikumsgespräch (am 23. August) wird es von „I want absolute Beauty“ geben. Wer eine Karte ergattert hat, kann sich freuen. Mit Videos, Live-Musik, einem imposanten Bühnenbild und den fantastischen Tänzern der Kompanie „(La) Horde“ aus Marseille, die schon Madonnas „Celebration“-Tour begleitet hat, erwartet die Besucher ein vor Kraft und Opulenz überbordender Abend.
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Mittendrin: Sandra Hüller, die komplett Englisch singt und sich auf der Bühne sichtlich wohlfühlt. Etwas auskennen sollte man sich im Werk von PJ Harvey allerdings schon: Ihre Texte, die auf Deutsch übertitelt werden, sind wild assoziativ und nicht leicht zu durchdringen. So tun sich einige Zuschauer sichtlich schwer damit, dem nur lose angedeuteten Handlungsfaden inmitten des berauschenden Bühnenzaubers folgen zu können. PJ Harvey, die beim Schlussapplaus stürmisch gefeiert wird, konnte übrigens nicht lange bleiben: Am Sonntag spielt sie bei einem Open-Air-Festival in London.
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2. Amtlicher Promi-Auflauf
Die Eröffnung der Ruhrtriennale in der Jahrhunderthalle ist immer auch ein gesellschaftliches Ereignis. Für einen Abend wird der Westpark zum „Place to be“ für Kultur und Politik, das Foyer und der Vorplatz sind bestens gefüllt. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) lässt sich viel Zeit und fährt erst kurz vor Beginn der Vorstellung mit schwarzer Dienstlimousine direkt vor der Halle vor, wo er von dem neuen Gastgeber Ivo Van Hove strahlend in Empfang genommen wird. Auch sonst ist die Promi-Dichte an diesem Abend recht hoch: Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert ist ebenso dabei wie Intendant Johan Simons mit seiner Frau Elsie de Brauw. Olaf Kröck, Intendant der Ruhrfestspiele, Schauspieler Joachim H. Luger und der frühere Bochumer Dramaturg Thomas Oberender werden auch unter den Premierengästen gesichtet.
3. Das pinke „Wunderland“
Das neue Festivalzentrum trägt den Namen „Wunderland“ und befindet sich unter dem Wasserturm neben der Jahrhunderthalle. Hier kann man in den kommenden vier Wochen vor und nach den Vorstellungen essen, trinken und eine schöne Zeit erleben. Natürlich kann man das Wunderland auch ohne eine Eintrittskarte zur Ruhrtriennale besuchen, geöffnet ist sie mittwochs bis freitags von 15 bis 20 Uhr, an den Wochenenden von 12 bis 20 Uhr.
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Es gibt eine Tischtennisplatte und ein großes Schachspiel. Gestaltet wurde das Areal aus Holz komplett in Pink, was ein wenig so aussieht, als sei es eine Kulisse aus dem „Barbie“-Film. Ans Wunderland werden sich einige wohl noch gewöhnen müssen. Nicht wenige Gäste trauern der schönen Pappelwaldkantine hinterher, die in den letzten drei Jahren im Wäldchen auf der anderen Seite des Westparks für zauberhafte Stimmung sorgte.
4. Eine neue Installation
Die Turbinenhalle hat die belgische Künstlerin Berlinde De Bruyckere neu gestaltet: Ihre begehbare Installation „City of Refuge IV“, die in veränderter Form auch auf der Biennale in Venedig zu sehen ist, setzt sich kritisch mit der europäischen Flüchtlingspolitik auseinander. Die Besucher laufen durch die abgedunkelten Räume an rostigen Absperrzäunen entlang, wie man sie auch in Auffanglagern für Flüchtlinge finden kann. Dahinter stehen drei lebensgroße, mit Stoff verhüllte Figuren. Nur ihre Beine sind zu erkennen, die Gesichter sind verdeckt. Als „Schutzengel“ bezeichnet die Künstlerin ihre Skulpturen. Bis zum Festivalende am 15. September sind die Zuschauer eingeladen, diese Installation zu erkunden. Eintritt frei.
5. Das gastronomische Angebot
Im Dampfgebläsehaus neben dem neuen Wunderland schwingt das Team von „I am love“ ab sofort den Kochlöffel. Angeboten werden täglich wechselnde vegetarische und vegane Gerichte, Suppen, Salate und Desserts. Die Preise sind im Rahmen: Einen Salat gibt es für sieben Euro, Penne Rigate für zwölf Euro, Lasagne kostet zehn Euro, die Ruhrfeuer-Bowl kostet 13 Euro.