Bochum. Die Polizei hat eine Veranstaltung in der Bochumer Kneipe „Linie 5“ aufgelöst. Es hatte Hinweise auf ein Konzert einer Nazi-Band gegeben.
Eine in der rechtsradikalen Szene bekannte Band soll angeblich am Samstagabend in der Bochumer Kneipe „Linie 5“ ein Konzert gespielt haben. Das verbreitet die Antifaschistische Linke (Antifa) Bochum. Die Betreiberinnen des Lokals zeigen sich davon empört, dass sie in die rechtsradikale Ecke gedrängt werden. Sie sprechen von „Rufmord“.
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Gruppe soll versucht haben, in das Lokal einzudringen
„Es gab kein Konzert. Das war ganz normal als eine geschlossene Gesellschaft angemeldet, wie man das in der Gastronomie so macht. Man mietet die Kneipe für Geburtstage an; und genauso war es“, so eine der beiden Frauen, die 2021 das Lokal übernommen haben. Die Geburtstagsfeier sei telefonisch gebucht worden.
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Sie selbst hätten die Polizei gerufen, weil eine Gruppe von 25 bis 30 Personen plötzlich am Samstagabend vor dem Lokal aufgetaucht sei. „Wir wussten gar nicht, worum es geht und haben die Rollladen heruntergelassen, um uns zu schützen.“ Beim Eintreffen der starken Polizeikräfte, die Rede ist von einem Dutzend Einsatzfahrzeugen, seien die „Belagerer“ schon nicht mehr vor Ort gewesen.
Die Feier sei zuvor friedlich verlaufen; „bis drei Fremde vor die Kneipe kamen und anfingen, Gäste zu provozieren“, heißt es in einer Stellungnahme auf der Facebook-Seite der Kneipe. Eine halbe Stunde später habe dann die große Gruppe vor der Tür gestanden. Die Polizei spricht davon, die Gruppe habe „versucht, sich gewaltsam Einlass zu verschaffen“.
Inhaberin ist geschockt über Vorwürfe
Nun in die rechtsradikale Ecke geschoben zu werden, habe die Inhaberinnen des „Linie 5“ geschockt. „Wir haben mit gar keiner Szene etwas zu tun. Wir sind eine Gaststätte, wir wollen, dass die Gäste Spaß haben und ein Bierchen trinken.“ Zur politischen Gesinnung von Gästen könne sie sich nicht äußeren, „weil ich die politische Einstellung der Gäste nicht kenne“.
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Es sei nicht das erstemal, dass Gerüchte gestreut werden. „Linke haben schon einmal Unwahrheiten verbreitet über uns“, so eine der Frauen. „Ich bin selbst von oben bis unten tätowiert. Leider gibt es immer noch Vorurteile diesbezüglich, man wird sofort in eine Schublade gesteckt“.
Polizei sagt, fast alle Gäste gehören dem rechten Spektrum an
Erkenntnisse über eine verbotene Veranstaltung hat die Polizei nach eigenen Angaben im Moment nicht. Gleichwohl beschäftige sich der Staatsschutz mit der Feier. Denn: „Die Personen, die sich dort am Samstag aufgehalten haben, sind zum größten Teil dem rechten Spektrum zuzuordnen“, sagt Polizeisprecher Jens Artschwager. Die Polizei hat die Personalien von allen Gästen der Geburtstagsfeier aufgenommen, ehe die Veranstaltung „aus Sicherheitsgründen“, so die Kneipenwirtin, von der Polizei aufgelöst worden sei.
Bestätigt hat die Polizei derweil, dass bei einem in der Nähe geparkten Auto, das einem der Gäste der Geburtstagsfeier gehört, die Reifen zerstochen wurden. Die Kneipeninhaberinnen erwägen derweil, Anzeige gegen die Störer zu stellen.