Bochum-Gerthe. In Bochum soll ein neues Gewerbegebiet entstehen. Doch im Boden schlummern unbekannte Altlasten. Vor dem Geldverdienen muss investiert werden.

In Bochum-Gerthe soll ein neues Gewerbegebiet entstehen. Die Bochum Wirtschaftsentwicklung (WEG) will die Flächen der ehemaligen Zeche Lothringen mit Kokerei und Nebengewinnungsbetrieben (Lothringen I/II) mit einer Gesamtgröße von ca. 7,4 Hektar zu einem Gewerbepark machen. Bevor sie durch die Vermarktung der Brachfläche jedoch Geld verdienen kann, muss sie zunächst selbst viel in die Hand nehmen.

Altlasten: Sanierung von Brachfläche kostet 27 Mio. Euro

Die Fläche zwischen Kirchharpener Straße, Lothringer Straße und An der Halde befindet sich im Eigentum der WEG. Sie war bis 2021 an PPG Coatings Deutschland (ehemals Sigma Coatings Farben- und Lackwerke GmbH) als Erbpachtgrundstück vermietet und liegt zurzeit brach. Im westlichen Teil der Fläche befinden sich aktuell noch Gebäude, die aber leer stehen. Zusammen mit dem Parkplatz ist das Gelände fast vollständig versiegelt. Lediglich im Norden gibt es eine kleine Fläche mit etwas Wald und zudem östlich und südlich ein Grünstreifen.

Die Brachfläche entlang der Straße An der Halde in Bochum-Gerthe soll zu einem Gewerbegebiet entwickelt werden.
Die Brachfläche entlang der Straße An der Halde in Bochum-Gerthe soll zu einem Gewerbegebiet entwickelt werden. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Da in Bochum mittel- bis langfristig Gewerbeflächen für produzierendes Gewerbe nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen, ist die WEG bemüht, weiteren Platz für Gewerbe bereitzustellen. „Um im regionalen und landesweiten, aber auch internationalen Standortwettbewerb mithalten zu können“, heißt es in einer aktuellen Verwaltungsvorlage. Diese wird jetzt der Bezirksvertretung Nord zur Anhörung und anschließend dem Ausschuss für Planung und Grundstücke zur Entscheidung vorgelegt.

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Im „Gewerbepark am Gerther Mühlenbach“, so der vorgesehene Name, soll vor allem „lauten“ Betrieben die Möglichkeit gegeben werden, einen Standort in bester Lage zu finden. Hier ist das Gerther Zentrum mit vielen Einkaufsmöglichkeiten ebenso nah wie die Anbindung zur Autobahn. Wegen des nach Norden hin angrenzenden Wohngebietes soll noch geprüft werden, wo genau sich ein Unternehmen je nach „Störgrad“ ansiedeln darf. Auf dem Gelände sind zwei Zufahrten und eine neue Straße zur Anbindung der Betriebe vorgesehen.

Neues Gewerbegebiet in Bochum: industrielle Vornutzung hat Spuren hinterlassen

Ehe auf dem riesigen Areal aber etwas gebaut werden darf, muss zuvor der Untergrund untersucht werden. Aufgrund seiner historischen Nutzung als Zeche und Kokerei Lothringen I/II in den Jahren 1872 bis 1967 und weiterer industrieller Nutzungen in den darauffolgenden Jahren schlummern im Boden Altlasten und Altablagerungen. Und diese seien noch weitgehend unbekannt, sagt Arthur Weinstein von der WEG. „Hierzu gibt es noch keine Aussagen, da die entsprechenden Untersuchungen noch durchzuführen sind.“

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Im Zuge der Revitalisierung der Fläche sei bereits ein entsprechender Sanierungsplan gemäß Bundesbodenschutzverordnung erstellt worden, der den Umgang mit den erheblichen Belastungen von Boden, Bodenluft und Grundwasser festlegt. Im weiteren Verfahren werde geprüft, ob bzw. welche Festsetzungen diesbezüglich im Bebauungsplan zu treffen sind. Die Kosten für die Sanierung der Brachfläche sind enorm. Die WEG schätzt das Volumen auf 27 Millionen Euro.

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Interessenten für den Standort gebe es schon, sagt Weinstein. „Es gibt vereinzelte Anfragen, die in einer Interessentenliste aufgenommen werden.“ Grundsätzlich werde es ein gemischtes Gewerbegebiet, das keine Branchenvorgabe hat. „Dadurch sind vorerst alle Branchen denkbar.“

Bochum Gerthe Gewerbegebiet
Das geplante Gewerbegebiet liegt am Rande des Einkaufszentrums von Bochum-Gerthe. © WAZ Bochum | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Einen konkreten Zeitplan gibt es laut WEG noch nicht. Dies sei erst dann möglich, „wenn und sofern eine Förderzusage vorliegt“, so Weinstein.

Vorerst kein Wohnen am Mühlenbach

Zusätzlich zu dem „Gewerbepark am Gerther Mühlenbach“ sollte auch ein Mischgebiet mit dem Titel „Wohnen und Handwerk am Gerther Mühlenbach“ in unmittelbarer Nachbarschaft entstehen. Dies ist allerdings momentan nicht Gegenstand der Planung und der politischen Diskussion. Grundsätzlich habe sich an der Absicht, auch das Thema Wohnen im Blick zu haben, nichts geändert, sagt Arthur Weinstein von der WEG auf WAZ-Anfrage.

Es handele sich dabei aber um „zwei unterschiedliche Bebauungspläne, wovon aktuell der Bebauungsplan für den Gewerbepark als Aufstellungsbeschluss gefasst wird“. Die Fläche „Wohnen und Handwerk am Gerther Mühlenbach“ sei kein Bestandteil der aktuellen Planung, „da diese Fläche sich östlich des Gerther Mühlenbaches befindet und für diese Fläche das Wohnen vornehmlich vorgesehen wäre“. Das Areal dort ist ca 33.000 Quadratmeter groß.