Bochum. Kinder sollen möglichst nicht in den Kindergarten gehen, heißt es. Eine Erzieherin aus Bochum erlebt etwas anderes - und macht ihrem Ärger Luft.
Über das Verhalten vieler Eltern ärgert sich eine Erzieherin, die in der U3-Gruppe eines Bochumer Kindergartens arbeitet. Während die NRW-Landesregierung dazu aufruft, die Kinder soweit wie möglich zuhause zu betreuen, erlebt die 38-Jährige in ihrem Alltag keine Entlastung – im Gegenteil.
Die Erzieherin, deren Name der Redaktion bekannt ist, möchte aus Sorge vor Repressalien anonym bleiben. „Fast alle Kinder sind in meiner Gruppe da. Auch Eltern, die im Homeoffice arbeiten, schicken ihre Kinder.“ Da könne sie überhaupt nicht nachvollziehen. „Ich verstehe zwar, dass das Arbeiten mit Kindern im Hintergrund anstrengend ist und nervt. Aber man könnte die Kinder ja auch nur für ein paar Stunden bringen. Man muss nicht den ganzen Tag am Computer sitzen.“
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Kindergarten in Pandemie-Betrieb – Träger sprechen von verantwortungsvollen Eltern
Zuletzt hatte es von den Kita-Trägern in Bochum geheißen, dass im Schnitt jedes zweites Kindergarten-Kind derzeit zuhause betreut werde. Von einem verantwortungsbewussten Handeln der Eltern war die Rede. Das erlebt die Erzieherin nach eigenen Angaben in ihrem Arbeitsalltag häufig nicht.
„Bei manchen Eltern habe ich den Eindruck, dass sie Kinder bringen, damit die selten zuhause sind. Eine Mutter sei direkt nach dem Bringen der Kinder Joggen gegangen. Ist das notwendig, wenn wir im Pandemiebetrieb sind?“ Die Erzieherin, selbst Mutter zweier Kinder, verbrachte Weihnachten in Quarantäne, weil ein Kind aus ihrer Gruppe kurz vor den Feiertagen einen positiven Corona-Test gehabt hatte.
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„Ich arbeite wirklich gerne, aber ich mache mir auch Sorgen um meine Gesundheit.“ Sie habe durch ihre Arbeit täglich viele Kontakte und sich deshalb privat extrem eingeschränkt. „Wir tragen fast immer Masken. Ich habe aber selbst Asthma, deshalb bin ich natürlich besorgt.“ Ihre Eltern – so schildert es die 38-Jährige – habe sie seit Wochen nicht gesehen. Die Erzieherin wünscht sich mehr Anerkennung. „Einen Corona-Bonus haben wir nicht bekommen. Dabei sind wir doch auch an vorderster Front mit dabei.“
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