Bochum. Die „Helden des Alltags“ sind enttäuscht: Keines der Bochumer Krankenhäuser zahlt die Corona-Prämie aus. Nur eine Klinik gewährt einen Bonus.

Enttäuschung bei den Pflegekräften in den Bochumer Krankenhäusern: Keine einzige Klinik profitiert von der „Corona-Prämie“. Besonders groß ist die Ernüchterung im St.-Josef-Hospital, das die Mindestmarke für eine Auszahlung denkbar knapp verfehlt.

Als Anerkennung für die außerordentlichen Leistungen in Corona-Zeiten stellen die gesetzlichen und privaten Kassen bundesweit 100 Millionen Euro für die Krankenhäuser bereit. Bestimmt ist die steuerfreie Zuzahlung für Schwestern und Pfleger, die seit Ausbruch der Pandemie mit der Versorgung von Covid-19-Patienten beschäftigt sind – und vielfach am Limit sind. Bis zu 1000 Euro pro Mitarbeiter sind vorgesehen.

Corona in Bochum: Kliniken bleiben unter Mindestmarken

„Viele Kolleginnen und Kollegen hatten sich schon gefreut. Wir sind fest davon ausgegangen, dass wir das Geld bekommen“, berichten Günter Klanke und Delia Fuchs von der Mitarbeitervertretung der Augusta-Klinik, die im Frühsommer einen mehrwöchigen Corona-Ausbruch bewältigen musste. Auch in anderen Krankenhäusern war bei einer WAZ-Umfrage Ende September deutlich geworden: Es geht nicht darum, ob die Prämien kommen, sondern wie sie möglichst gerecht auf die Belegschaft aufgeteilt werden.

Nun steht fest: Die viel beklatschten „Helden des Alltags“ gehen in Bochum komplett leer aus. Keine Klinik erfüllt die Kriterien für eine Ausschüttung. Danach müssen Krankenhäuser mit unter 500 Betten bis zum 31. Mai mindestens 20 Corona-Patienten behandelt haben. Bei Kliniken mit mehr als 500 Betten sind es 50 Patienten.

St. Josef fehlt ein Patient

Diese Regelung trifft das St.-Josef-Hospital geradezu brutal. Laut Kliniksprecher Jürgen Frech lag die Zahl der Corona-Patienten an der Gudrunstraße bis Ende Mai bei 49. „Es ist verständlich, dass die Politik irgendwo eine Grenze ziehen muss. Dennoch ist das für uns mehr als ärgerlich“, so Frech.

Welche Summen dem Katholischen Klinikum und seinen Pflegekräften entgehen, zeigen die aktuellen Zahlen des Instituts für Entgeltsysteme in Krankenhäusern (INEK). Danach erhalten die Uni-Klinik Essen 757.255 Euro und das Klinikum Dortmund 532.447 Euro aus dem Prämien-Topf. Bundesweit wird nur jede dritte Klinik berücksichtigt. Im Ruhrgebiet zählen die Helios-Klinik Duisburg (269.451 Euro), das Bergmannsheil Gelsenkirchen (152.051 Euro) und das EvK Oberhausen (149.636 Euro) dazu.

Das Bergmannsheil ließ im Frühjahr Covid-Patienten aus den Niederlanden zur intensivmedizinischen Versorgung nach Bochum einfliegen. In den Genuss von Corona-Prämien kommt die Klinik nicht.
Das Bergmannsheil ließ im Frühjahr Covid-Patienten aus den Niederlanden zur intensivmedizinischen Versorgung nach Bochum einfliegen. In den Genuss von Corona-Prämien kommt die Klinik nicht. © Bergmannsheil

Mitarbeitervertretung sagt: „Danke, Herr Spahn!“

Außen vor bleiben in Bochum auch das Knappschaftskrankenhaus Langendreer und das Bergmannsheil , dessen Sprecher Robin Jopp bedauert: „Eine etwas großzügigere Lösung wäre aus unserer Sicht wünschenswert und angemessen gewesen.“ Das meint auch Delia Fuchs von der Augusta-Mitarbeitervertretung. „Danke, Herr Spahn!“, sagt sie verbittert. „In der Altenpflege wurden die Prämien pauschal ausgezahlt. Gut so! Aber wo bleiben wir, die wir die Hauptbelastung bei der medizinischen Versorgung zu tragen haben?“

Augusta zahlt eigene Prämie aus

Die Augusta-Klinik bleibt beim Corona-Bonus der Krankenkassen zwar außen vor. Die Mitarbeiter gehen aber nicht leer aus.

Die Beschäftigten seien in der Pandemie „physisch und psychisch an Ihre Belastungsgrenzen gegangen“, würdigt die Geschäftsführung. Als Mitglied des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe zahle Augusta daher im Dezember allen Mitarbeitern (auch der Servicegesellschaften) eine eigene Corona-Prämie aus.

Laut Klinik orientiert sich die Einmalzahlung am Einkommen und wird 300, 400 oder 600 Euro betragen. „Dabei bekommen kleinere Gehaltsgruppen die höchste Summe.“

Die hält unvermindert an – und ist in den vergangenen Wochen auch aufgrund massiver personeller Engpässe nochmals gestiegen . Allein in der Augusta-Klinik werden derzeit 17 Covid-19-Patienten versorgt, davon vier auf der Intensivstation: ein neuer Höchststand. Im Bergmannsheil sind es aktuell 22 Corona-Erkrankte; vier davon befinden sich auf der Intensivstation. Das Knappschaftskrankenhaus meldet 15 Patienten, die positiv auf Corona getestet wurden, vier davon auf der Intensivstation.

Zahl der Covid-Patienten steigt deutlich an

Sprunghaft angestiegen sind die Zahlen im St.-Josef-Hospital. „Wir behandeln zurzeit zehn Covid-Patienten auf der Intensivstation und 35 auf der Infektionsstation“, berichtet Sprecher Jürgen Frech. Würde die 50er-Grenze für die Corona-Prämien heute gelten, könnten sich die die Pflegekräfte der Bonus-Zahlung längst sicher sein.

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