Bochum-Weitmar. Der Neubau der maroden Neveltalbrücke in Bochum rückt nun näher. Seit Jahren hat sich das Projekt immer wieder verzögert. Das sind die Gründe.

Sie gehört zu den Bauprojekten, die seit Jahren geplant und immer wieder verschoben wurden: Die Brücke am Munscheider Damm übers Neveltal. Bereits 2016 sollte ein Ersatz-Neubau in Angriff genommen werden, dann wurde 2020 als Baubeginn genannt. Wieder verstrich die Zeit.

Dabei gehen die Planungen für die marode Brücke noch weiter zurück, wie Marc Gräf, Bezirksbürgermeister in Bochum Südwest, feststellte: „Schon 1992 hatte der Bezirk beschlossen, die Traglast der Brücke zu verstärken.“ Stand jetzt: Der Planfeststellungsbeschluss ist seit Ende August letzten Jahres bestandskräftig.

Pläne mussten in Bochum erneut offengelegt werden

Die jüngste Verzögerung begründet Nadia Leihs, Pressesprecherin des Landesbetriebes Straßenbau NRW Regionalniederlassung Ruhr in Bochum mit dem Planfeststellungsverfahren. „Es hat Einwendungen gegeben. Einige davon haben wir in die Pläne eingeflochten, sie noch einmal überarbeitet. Damit wurde eine erneute Offenlage erforderlich, so dass der gesteckte Bauplan nicht eingehalten werden konnte.“

Jetzt soll es aber bald losgehen: Straßen.NRW wird als nächste Schritte die Ausführungsplanung für den Straßen- und den Brückenbau sowie für die landschaftspflegerischen Maßnahmen erstellen. Sprecherin Nadia Leihs: „Erste konkrete Maßnahmen im Bereich erfolgen voraussichtlich Ende 2022, ab Oktober werden Gehölze entfernt, um das Baufeld freizumachen. Der Bau der neuen Brücke folgt 2023.“

Gewölbe-Brücke stammt aus dem Jahr 1929

Die gemauerte Gewölbe-Brücke übers Tal wurde 1929 erbaut. Sie gilt seit langem als sehr marode. Ein Erhalt aus städtebaulichen Gründen, wie mehrfach gefordert worden war, kommt längst nicht mehr in Frage. 1979 wurde die Brücke saniert; dennoch musste sie wegen nachlassender Tragfähigkeit für Sattelzüge über 16 Tonnen bereits ein Jahr später gesperrt werden. Dies gilt bis heute.

Seit 1980 ist die Brücke für Sattelzüge über 16 Tonnen gesperrt; die Tragfähigkeit lässt diese Gewichte nicht mehr zu.
Seit 1980 ist die Brücke für Sattelzüge über 16 Tonnen gesperrt; die Tragfähigkeit lässt diese Gewichte nicht mehr zu. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

14.000 Kraftfahrzeuge sind dort täglich unterwegs. Eine starke Belastung, die die wichtige Verbindungsfunktion der Strecke belegt. Das führte aber auch dazu, dass sich über die Jahre der Zustand der Brücke weiter verschlechtert hatte.

Verkehr fließt während der Baumaßnahme weiter

Die neue Brücke des Munscheider Damms über das Neveltal wird etwa 15 Meter nordöstlich des alten Bauwerks gebaut. Während der Baumaßnahme wird der Verkehr weiter über die alte Brücke laufen. Ist die neue Brücke fertig, wird die alte abgerissen. Die Kosten liegen bei etwa drei Millionen Euro. Katia Leihs: „Ich gehe davon aus, dass diese Maßnahme aus Landesmitteln finanziert wird.“

Die Bauzeit schätzt Straße.NRW auf voraussichtlich zwei Jahre. Vor Beginn der Arbeiten an der neuen Brücke müssen mehrere Bäume gefällt werden, um den neuen Streckenverlauf freizulegen. Für die gerodeten Bäume werden Ersatzpflanzungen vorgenommen.

Vier Varianten standen zur Auswahl, mit Bauzeiten zwischen zwei und dreieinhalb Jahren und Kosten zwischen drei und über vier Millionen Euro. Die Entscheidung fiel auf die Lösung mit den geringsten Umwelteingriffen. Es wird einen parallel geführten Radweg sowie einer Querungshilfe auf Höhe der Schnatstraße geben.

Brücke umspannt das Neveltal

Die neue Brücke am Munscheider Damm wird 53 Meter lang und damit kürzer als die alte. Diese ist 76,70 m lang, 11,80 m breit und besteht aus vier 15 m hohen Ziegelsteingewölben. Darunter im Neveltal verläuft ein Radweg auf einem ehemaligen, von Gehölz gesäumten Bahndamm.Die L651 verbindet als Nord-Süd-Achse im Westen Bochums die südlich gelegene Stadt Hattingen mit dem Stadtteil Bochum-Wattenscheid mit Anschluss an die A40. Der Munscheider Damm als Teilstück der L651 befindet sich im Stadtteil Bochum-Weitmar.

Der Raum unter der heutigen Brücke, wo ehemals die Bahntrasse verlief, ist auf der Böschung mit Wald bewachsen und wertvoll. Hier findet sich ein Biotopverbund zwischen Weitmar und Dahlhausen, Landschaftsschutzgebiete grenzen aneinander.

Zwergfledermäuse und Amphibien

Untersuchungen ergaben: Hier nisten Greifvögel, Zwergfledermäuse haben ihr Sommerquartier in der Brücke und nutzen sie als „Wochenstube“. Zudem hat die Stadt ein Amphibien-Laichgewässer angelegt. Um die Zwergfledermäuse zu schützen und passende Ausgleichsmaßnahmen zu schaffen, werden Blühstreifen zur Verbesserung des Nahrungsangebotes der Fledermäuse geschaffen. Die Blühstreifen ziehen Insekten an, welche wiederum von den Fledermäusen gefressen werden. Weiterhin werden Nisthilfen an dem neuen Bauwerk angebracht, um die Tiere umzusiedeln. Diese Maßnahmen erfolgen auf die Einwendungen der Stadt und der Unteren Naturschutzbehörde.

Die neuen Böschungen werden wieder bepflanzt und eine Wildobstbaumreihe entlang einer angrenzenden Wiese soll angelegt werden.