Bochum-Innenstadt. Die Stadt Bochum hat eine Trasse für den Radschnellweg RS 1 in der Innenstadt erarbeiten lassen. Dabei gehen die Planer auch ungewöhnliche Wege.

Über zwei Jahre dauerte die Suche nach einer idealen Trasse des Radschnellwegs (RS1) durch die Innenstadt. 800 Bürger beteiligten sich, 42 Trassen standen zur Debatte, die das beauftragte Büro „Bernard Gruppe ZT GmbH“ nach und nach abradelte. Übrig blieb eine Variante, bei der die Planer ungewöhnliche Wege gehen.

Probleme bereitet noch die Deutsche Bahn, die ihre Flächen nicht zur Verfügung stellen will. Zwar will die Stadt Bochum deswegen noch einmal Gespräche führen, doch wurde vorsorglich eine Strecke erarbeitet, bei der sie ohne Bahn-Beteiligung auskommt. Das Besondere: Der Radschnellweg wird auch über Brücken geführt, damit die Nutzer die Universitäts- und die Wittener Straße in luftiger Höhe störungs- und ampelfrei überqueren können. Der Bau dieser Brücken wird den größten Teil der Kosten schlucken.

Kein RS1 auf Bochumer Hauptverkehrsstraßen

Bei der Trassensuche wurde auf Hauptverkehrsstraßen verzichtet. Christoph Matten vom Tiefbauamt erklärt: „Die Fahrzeitverluste an den Kreuzungen wären zu groß. Überdies wären Konflikte zwischen Autos und Radfahrern nicht zu vermeiden. Und: Viele Bäume müssten dazu gefällt werden.“

Der RS1 soll am Bahnhof Ehrenfeld (Bessemerstraße) starten, führt über die Ehrenfeldstraße und die Clemensstraße, quert die Königsallee bis zur Hermannshöhe. Von dort geht’s bis zum Park-&-Ride-Parkplatz am Klever Weg. Am Ende des Parkplatzes führt der Weg mit einem neu zu errichtenden Brückenbauwerk über die Universitätsstraße und den Buddenbergplatz bis zur Ferdinandstraße.

So soll die künftige Trasse des RS1 durch die Bochumer Innenstadt aussehen.
So soll die künftige Trasse des RS1 durch die Bochumer Innenstadt aussehen. © Denise Ohms | FUNKEGRAFIK NRW Denise Ohms

Der Ferdinandstraße folgt er Richtung Wittener Straße, die er mit einer ebenfalls neuen Brücke überquert. Das Brückenbauwerk beginnt am Buddenbergplatzes und geht über die Wittener Straße durch den Kortumpark bis fast zum höchstgelegenem Punkt des Parks. Dort bleiben die Radler hoch oben; eine Rampe führt sie hinauf zum höchsten Punkt der Anlage. Dies schont die Vegetation und die denkmalgeschützten Gräber und schützt Spaziergänger vor Radfahrern mit Tempo.

Brücke über Wittener Straße führt durch den Kortumpark

Die Brücke über die Wittener Straße durch den Kortumpark soll sich an dem vorhandenen Baumbestand orientieren, so dass eine möglichst geringe Anzahl an Bäumen gefällt werden muss. Ebenso wird der Friedhof und der Denkmalschutz des Kortumparks berücksichtigt. Gespräche mit der Kortumgesellschaft werden aufgenommen.

Im letzten Abschnitt läuft der RS 1 auf dem bestehenden gemeinsamen Geh- und Radweg bis zur Akademiestraße und folgt der Straße Richtung Osten, quert den Lohring, und über die Straße Am Lohberg geht es bis zur Springorum-Trasse. Die Ehrenfeldstraße und die Hermannshöhe sollen Fahrradstraßen werden. Dadurch fallen einige Parkplätze weg.

Baumfällungen für künftige Trasse

Die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Ruhr beginnt am Mittwoch (9.) mit dem Freischnitt eines Teilabschnitts der nächsten Trasse des Radschnellweges Ruhr (RS1) in Bochum. Bis Ende Februar werden auf der 3,2 Kilometer langen Strecke zwischen Parkstraße in Wattenscheid und Darpestraße in Hamme Bäume und Strauchwerk entfernt.

Der RS1 wird künftig als Radschnellverbindung auf einer Länge von etwa 114 Kilometer die Städte Moers, Duisburg, Mülheim an der Ruhr, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund, Unna, Kamen, Bergkamen und Hamm miteinander verbinden.

Der RS1 ist bereits auf rund 15 Kilometern zwischen Mülheim an der Ruhr und Bochum befahrbar. Im Jahr 2022 werden Bauarbeiten voraussichtlich an den Abschnitten Mülheim a.d. Ruhr, Essen und Bochum beginnen.

Eine Verbesserung im Abschnitt zwischen dem S-Bahnhof Ehrenfeld und der Hermannshöhe könnte erreicht werden, wenn die DB Ihre Flächen zur Mitnutzung zur Verfügung stellt. Dann biegt der RS 1 in die Ehrenfelder Straße nach Westen ab. Der Park-&-Ride Parkplatz wird gequert und der RS 1 mit einem neuen Rampenbauwerk auf die Flächen der DB geführt. Er läuft weiter Richtung Osten parallel zu den aktiven Gleisen der DB bis zur Bücke über die Königsallee und folgt dann der Trasse der ehemaligen Friederika-Bahn bis zur Hermannshöhe. Auf der Hermannshöhe geht der RS 1 bis zum Klever Weg.

Projekt kann bis zu 100 Prozent gefördert werden

Die Verwaltung wird nun im nächsten Schritt die Vorplanung abschließen. Christoph Matten: „Wir führen Gespräche mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe wegen des Kortumparks, mit der Deutschen Bahn und mit dem privaten Eigentümer des Park-&-Ride Parkplatzes, über den der Radschnellweg führen soll. Und natürlich mit dem Verkehrsministerium wegen der Förderanträge für die Planung.“

Die Kosten werden auf ca. 20,6 Millionen Euro geschätzt. Davon entfallen etwa 13,6 Millionen Euro auf die Bauwerke und 7 Millionen Euro auf den eigentlichen Radweg. Wird der RS 1 als „Ortsdurchfahrt“ eingestuft, trägt das Land 85 Prozent der förderfähigen Kosten. Bei einer Einstufung als freie Strecke wird Straßen.NRW die Kosten komplett tragen.

Die Bezirksvertretung Bochum-Mitte stimmte in ihrer jüngsten Sitzung dem Vorhaben zu. Die Entscheidung fällt im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur am 9. März.