Bochum. Trotz des teilweise maroden Zustandes von Bochumer Autobahnbrücken besteht keine Einsturzgefahr. Alle Brücken werden ständig überwacht.
Trotz der schlechten Benotung zahlreicher Autobahnbrücken in Bochum besteht aktuell kein Sicherheitsrisiko für den Verkehr. „Die Standsicherheit ist bei keiner der genannten Brücken gefährdet“, betont Anton Kurenbach, Sprecher der Autobahn GmbH.
Es geht um 17 Brücken, die von Gutachtern beim sogenannten „Traglastindex“ (TLI) eine Fünf bekommen haben, die schlechteste von fünf Noten. Darunter ist zum Beispiel der östliche Teil der Überführung des Castroper Hellwegs über der A 43. Seit 25. Januar ist die Überfahrt für Fahrzeuge, die schwerer als 3,5 Tonnen sind, auf der Überholspur rund zwei Jahre lang in beiden Richtungen verboten, um nicht zu viel Gewicht gleichzeitig und nebeneinander auf der Brücke zu haben. Sie soll nicht überbeansprucht werden.
Marode Autobahnbrücken sind zwischen 50 und 70 Jahre alt
Die betroffenen Brücken sind allesamt zwischen 50 und 70 Jahre alt. Gebaut zu einer Zeit, als noch längst nicht so viel (Schwer-)Verkehr über die Straßen rauschte wie heute.
Bei der Einordnung in die TLI-Stufe Fünf wird ein Blick ins „Innere“ der Brücke zusammengefasst. Dabei spielen Baujahr sowie die zu dieser Zeit gültigen technischen Regelwerke, Verkehrsbelastung und Bauart eine Rolle. „Das hauptsächliche Kriterium für die Einstufung des Traglastindex ergibt sich aus dem Vergleich zwischen der theoretisch erforderlichen und der tatsächlichen Tragfähigkeit einer Brücke“, erläutert Kurenbach.
Stahlträger-Brücke des Castroper Hellweges in Bochum wird mit Blechen verstärkt
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Alle Brücken mit TLI-Stufe Fünf wie der Castroper Hellweg über der A 43 hat die Autobahn GmbH jetzt ganz besonders im Auge. Sie werden bevorzugt behandelt und ständig überwacht. Außerdem erstellen Ingenieurbüros Entwürfe für Verstärkungen, sofern dies nötig und möglich ist - wie jetzt am Castroper Hellweg. An der mit Stahlträgern gebauten Brücke werden bald zusätzliche Bleche eingeschweißt oder geschraubt, um sie belastbarer zu machen, bis im Wege des sechsspurigen Ausbaus der Autobahn ein Neubau entsteht. Bis dahin gehen noch – mindestens – vier Jahre ins Land.
Alle Autobahnbrücken werden regelmäßig kontrolliert, mindestens einmal im Jahr in Gestalt von Hauptprüfungen, „einfachen Prüfungen“ und Sichtprüfungen. Außerdem wird mit statischen Berechnungen geprüft, ob Teile der Brücke eine Überbelastung aufweisen. „Im Fall einer Verschlechterung muss die Brücke ,abgelastet’ werden“, sagt Kurenbach. Heißt: Sperrung einzelner Spuren und/oder größere Mindestabstände von Lkw.
Brücke der A 43 über den Kemnader See bei Bochum/Witten wird „abgelastet“
Bis zu drei Monate Vollsperrung der A40
Der Neubau der Schlachthofbrücke der A40 in Bochum wird direkt nach der Fußball-EM 2024 beginnen, in der zweiten Jahreshälfte.
In beiden Richtungen wird die A40 für die Dauer von (maximal)) drei Monaten voll gesperrt. Brückenpfeiler und Widerlager werden aber schon vorher (ab Herbst 2023) unter laufendem Verkehr gebaut und montiert.
Der Castroper Hellweg ist so ein Fall. Ebenso die A 40-Schlachthofbrücke in Hamme, auf der bereits seit 2018 eine Ausfahrtspur verkürzt ist und die in der zweiten Hälfte 2024 ganz neu gebaut wird. Ein weiteres Beispiel sind die Brücken der A 43 über die A 40 (Bochumer Kreuz) in beiden Richtungen und auch die Brücke der A 43 über den Kemnader See. Dort gelten in Richtung Wuppertal Tempo 100 und ein Lkw-Überholverbot, zudem ist die Standspur gesperrt.
Bei Untersuchungen und statischen Berechnungen wurde deutlich, dass dieses besonders lange Bauwerk den gestiegenen Lasten – mehr Verkehr, mehr transportierte Gewichte – „auf Dauer nicht mehr gewachsen ist“, wie Kurenbach erläutert. Mit der Ablastung soll „die Lebensdauer der Brücke verlängert“ werden. Dass neu gebaut werden muss, ist sicher. Nur wann noch nicht.