Bochum-Weitmar. An der alten Rettungswache in Bochum-Weitmar sollten Wohnungen und eine Kita entstehen. Nun ist der Käufer abgesprungen. Ein neuer wird gesucht.
Es schien schon alles in trockenen Tüchern zu sein: Die ehemalige Rettungswache IV an der Wasserstraße in Weitmar sollte Wohnbebauung weichen, auch eine Kita war vorgesehen. So zumindest war es 2019 bekannt geworden. In einer Verwaltungsmitteilung zur Schaffung von Betreuungsplätzen hatte die Stadt den Standort auch bereits einkalkuliert und mit "Planungsphase" vermerkt.
Zumindest aus den ursprünglichen Plänen wird nichts: Der Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe "Ifak", der in einem langwierigen Ausschreibungsverfahren als Käufer hervorgegangen war, hat das Geschäft platzen lassen. Der Stadtverwaltung wurde mitgeteilt, dass die Ifak sich "gegen den Kauf und die Verwirklichung des Bauvorhabens" entschieden habe. Als Grund soll eine zu hohe finanzielle Belastung genannt worden sein.
Kritik am Verfahren durch Bochumer Netzwerk
Unserer Redaktion gegenüber macht der Verein keine weiteren Angaben zur Frage, warum die zu hohe Belastung erst nach monatelangen Planungen erkannt wurde. Trotz mehrfacher Versuche ist der Verein weder telefonisch noch per E-Mail erreichbar. Der Verein wollte das Gebäude der ehemaligen Rettungswache erhalten und in Neubaumaßnahmen integrieren.
Schon damals gab es Kritik. Das Netzwerk "Stadt für Alle" hatte sich an dem Gebots- und Auswahlverfahren gestoßen. Nach dem Verkauf fehle "die langfristige und gemeinwohlorientierte Nutzungsverbindlichkeit, die das Gemeinwesen Stadt als Eigentümer dauerhaft ausüben könnte", hatte es geheißen.
Nur soziale Zwecke sind erwünscht
Als Alternative hatte das Netzwerk vorgeschlagen, die Rettungswache mittels Erbbaurecht und in einem transparenten Auswahl- und Vergabeverfahren in die Hände eines gemeinwohlorientierten Projektträgers zu vergeben.
Das Angebot richtete sich damals ausschließlich an soziale Träger und Investoren, die auf dem Grundstück der ehemaligen Rettungswache soziale Einrichtungen, Angebote zur Kinderbetreuung oder Wohnungen realisieren wollten. Das Jugendamt der Stadt hatte für den Standort den Bedarf einer Drei-Gruppen-Kindertagesstätte grundsätzlich bestätigt.
Kein Gewerbe möglich
"Jegliche gewerbliche Nutzung des Grundstücks ist ausgeschlossen", war in der Ausschreibung angegeben. Ein Supermarkt, wie von manchen befürchtet, stand also nie zur Debatte. Auch die Wohnbebauung muss sich optisch in den baulichen Charakter der Umgebung einfügen.
Colleen Tüllner, Ansprechpartnerin für das Objekt, hatte damals erklärt: "Es darf also nicht höher als in der Nachbarschaft gebaut werden, höchstens niedriger." So wären maximal zwei Etagen plus Staffelgeschoss – also eine Etage mit einer geringeren Grundfläche – möglich gewesen.
Wache kann abgerissen werden
Unter Denkmalschutz stehen die ehemalige Rettungswache sowie die Fahrzeughallen und Garagen, die sich auf dem Grundstück befinden, allerdings nicht - sie können demnach abgebrochen werden. Für den Erhalt des Gebäudes weist die Stadt auf eine "sehr aufwändige Sanierung" hin.
Auch jetzt ist die Stadt mit Informationen über den weiteren Verlauf sehr zurückhaltend. Wie hoch die vereinbarte Kaufsumme war, will die Stadt beispielsweise nicht mitteilen. Liegenschafts-Projekte seien "grundsätzlich nicht öffentlich".
Kaufpreis: Verhandlungssache
Im Interessensbekundungsverfahren für das knapp 3500 Quadratmeter große Grundstück war ein Bodenrichtwert von 360 Euro pro Quadratmeter als Orientierung für den Kaufpreis angegeben worden. Rechnerisch macht das knapp 1,2 Millionen Euro. "Entwicklungskosten für das Grundstück werden in Abzug gebracht", hieß es allerdings, außerdem werde der Kaufpreis im Laufe des Verfahrens verhandelt.
Nun sei man "in der Planung weiterer Schritte, die auch noch die Gremien durchlaufen und von der Politik beraten werden müssen", teilt Stadtsprecher Peter van Dyk mit. Er könne zum Objekt und Gelände "nichts Neues" mitteilen. Wer unter den damaligen 19 Interessenten war und vielleicht als alternativer Käufer zur "Ifak" nun in Frage kommt, erfährt man ebenfalls nicht. Nur so viel: Ein neuer Käufer wird gesucht.
Kita gewünscht
Das Grundstück kann für soziale Zwecke, für die Kinder- und Jugendbetreuung oder zum Wohnen genutzt werden. Aus planungs- und bauordnungsrechtlichen Gründen ist eine gewerbliche Nutzung ausgeschlossen.
Die Stadt wünscht eine Kindertagesstätte mit drei Gruppen. Dafür ist eine Nettogeschossfläche von 530 Quadratmetern erforderlich, hinzu kommen Außenspielflächen von 660 Quadratmetern.
Weitere Fragen zur Kita-Planung beantwortet das Jugendamt der Stadt Bochum.