Mülheim. Akzeptieren alle, dass es Binden und Tampons jetzt kostenlos in jeder Mülheimer Schule gibt – oder wird Unfug angestellt? Eine erste Bilanz.
Ein wenig Sorge hatte man schon bei der Stadt Mülheim, ob das mit den seit einem Monat frei zugänglichen Perioden-Produkten an allen weiterführenden Schulen wirklich funktioniert. Akzeptieren alle, dass es Binden und Tampons jetzt kostenlos auf jeder Mädchentoilette gibt – oder wird Unfug damit angestellt? Werden Spender demoliert? Vertreterinnen aus der städtischen Gleichstellungsstelle und der Bezirksschülerinnenvertretung zogen im Bildungsausschuss erstmals Bilanz.
Nach vier Wochen müsse man keinen einzigen Fall von Vandalismus vermelden, freute sich Sabine Herrmann, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte. Alle 20 Spender sind intakt. Und auch von missbräuchlicher Nutzung der Perioden-Produkte sei nichts bekannt. „Das Projekt ist gut angelaufen.“ Das liege sicher auch an der „umfangreichen Begleitung“, durch die die Schüler vorab informiert worden waren.
Infoschreiben wurden verfasst, Flyer verteilt, Plakate aufgehängt
Luisa Reichwein, Schülerin des Heißener Gymnasiums, hatte von der Kampagne berichtet, die zur Aufklärung durchgeführt worden ist: Infoschreiben wurden verfasst, Flyer verteilt, Plakate aufgehängt. „Es geht auch darum, das Thema Menstruation zu enttabuisieren“, so die Jugendliche. „Wir wollen Chancen- und Bildungsgerechtigkeit schaffen. Nicht jeder kann sich die Produkte leisten.“ Im Laufe eines Lebens müssten Frauen bis zu 20.000 Euro für Binden und Tampons ausgeben. Jede Schule organisiere das Nachfüllen der Spender mit den Hygieneartikeln eigenständig. Oft seien Schülervertretungen beteiligt, man denke auch über AGs nach.
Sabine Herrmann lobte Reichwein und ihre Mitstreiterinnen: „Es ist außergewöhnlich, dass sich Schülerinnen mit so viel Begeisterung für ein Projekt einsetzen.“ Auf zwei Jahre wird dieses nun laufen, „der städtische Etat wird nicht belastet“. Die Leonhard-Stinnes-Stiftung konnte als Finanziererin gewonnen werden.