Mülheim. Beim Protest gegen massenhafte Bußgelder waren sich viele Mülheimer Schülervertreter schon einig. Jetzt haben sie sich stadtweit organisiert.

Ende November, als es unter strengen Corona-Auflagen noch Präsenzunterricht gab, entwickelte sich ein Disput zwischen Mülheimer Schülervertretern und dem Oberbürgermeister. Es ging um Bußgelder, gegen die Jugendliche sich wehrten, und generell um die schwierigen Zustände im ÖPNV. Vertreter von zehn weiterführenden Schulen hatten dabei mit einer Stimme gesprochen. Jetzt haben sich die Mülheimer Schülervertreter ganz offiziell organisiert.

Erstmals hat sich eine Bezirksschüler*innenvertretung (BSV) gegründet, wobei die Jugendlichen auf korrekte Schreibweise mit Gender-Sternchen achten. Angebahnt hat es sich schon länger: Viele hätten sich gewünscht, dass die Interessen der Mülheimer Schülerschaft auch bezirksübergreifend vertreten werden, heißt es in einer Mitteilung des neu gewählten, sechsköpfigen Vorstands.

Sechs Jugendliche bilden den Vorstand der Mülheimer BSV

So wurden bei einer Online-Gründungskonferenz auch zwei Delegierte für die Landesschülervertretung NRW bestimmt: Luisa Reichwein (15) vom Gymnasium Heißen und Luca Stapf (17) von der Willy-Brandt-Schule. Die neuen Bezirksschülervertreter sind Samuel Bielak (15) von der Gustav-Heinemann-Schule und Leonard Ehren (18), Gymnasium Broich. Sie haben zwei Stellvertreter: Emy Godspower (18, Gesamtschule Saarn) und Christina Schultheiß (16, Gustav-Heinemann-Schule). Organisatorische Hilfe bekamen die Mülheimer aus Essen, wo schon lange eine BSV existiert. Auch in Bochum sind Schüler stadtweit organisiert.

Aktuelle Themen gibt es reichlich: Selten wurde so häufig und kontrovers über Schule diskutiert wie zu Corona-Zeiten. Aber die BSV hält sich noch sehr bedeckt. Zu Streitpunkten wie den bevorstehenden Abi- und Abschlussprüfungen ist den Jugendlichen kein Statement zu entlocken. So weit seien sie noch nicht, sondern gerade erst dabei, Netzwerke zu knüpfen, Website und Instagram-Account zu erstellen. "Wir wollen auch zu den Schulen Kontakt aufnehmen, die noch nicht mitwirken", erklärt Leonard Ehren. "Wir wollen alle repräsentieren, nicht nur die Gymnasien und Gesamtschulen."

"Wir wollen in den Bildungsausschuss, um auf dem aktuellen Stand zu sein"

Die BSV versteht sich als Mediator, will beispielsweise bei Problemen zwischen SV und Schulleitung vermitteln. Auch in die politische Sphäre hat sie ihre Fühler schon ausgestreckt. "Ein Riesenthema wird die Digitalisierung sein", meint Samuel Bielak, "darum wollen wird in den Bildungsausschuss, um auf dem aktuellen Stand zu sein." Unterstützt werden sie dabei von der SPD, die für die nächste Sitzung am 1. Februar beantragt, einen Vertreter der BSV als sachkundigen Einwohner, wie es amtlich heißt, zu berufen.

Ähnliches ist für die Mülheimer Elternschaft im Gespräch: Gründung einer Stadtschulpflegschaft, beratende Mitgliedschaft im Bildungsausschuss. Starker Befürworter ist hier OB Marc Buchholz.