Oberhausen. . Rainer Taegener ist eine Berühmtheit in den Baumärkten – dank seiner Einkaufstouren als Requisiteur. Für Kunstblut hat er ein eigenes Rezept.
Aus handelsüblichen Hauben für Rollerfahrer bastelt er blinkende „Strahlenhelme“. Er dimmt moderne Camping-Leuchten zur matt glimmenden Funzel in Fausts Studierstube. Doch zunächst redet Rainer Taegener – vielleicht hat er den Seitenblick auf die rote Flasche erhascht – von Mephistopheles’ „ganz besond’rem Saft“. Für Kunstblut hat der Requisiteur ein eigenes Rezept: Rote-Beete-Saft, abgeschmeckt mit Tomatenmark. „Filmblut riecht auch nicht besser“, meint Taegener – sei aber erheblich teurer. „Und die Kleidung wird auch wieder sauber – es funktioniert.“
Der Raum der Requisiteure ist im Treppauf, Treppab des Theaters nur zwei Türen von der Bühne entfernt. „Manchmal wird’s eng hier.“ Auf dem kleinen Tisch warten zwei kompakte Nebelmaschinchen – ein fast so geläufiges Requisit wie der rote Saft und der Klappdolch mit Blutrinne. „Etwas Bühnennebel braucht fast jede Produktion.“ Taegener spricht aus reicher Erfahrung – er stattet seit 31 Jahren das Theater aus.
Seine Einkaufstouren haben ihn in den Baumärkten der Umgebung zur Berühmtheit werden lassen – und den „kleinen Hand-Fundus“ zu einem gestopft vollen Warenlager, das von haltbaren Lebensmitteln bis zum Stockschirm-Arsenal reicht. Motorräder gibt’s auch, sie warten aber im „großen Fundus“ auf knatternde Einsätze.
Das ist wie zu Hause im Keller
Wie findet sich das Vierer-Team hier nur zurecht? Rainer Taegener antwortet gelassen: „Das ist wie zu Hause: im Keller links – da war’s doch immer.“ Natürlich führen sie auch Inventarlisten – aber nicht mit jener musealen Akribie, wie sie etwa im Peter-Behrens-Bau herrscht. „Bis ins Detail gehen wir nicht“, sagt der Requisiteur – und verweist auf einen Bestand von 60 Koffern.
„Im Theater wird viel versucht und aussortiert.“ An neuen Produktionen ist die Requisite bereits „seit der Bauprobe beteiligt“, wie Taegener sagt – also rund ein Vierteljahr vor der Premiere. „Dann geht’s zunächst um besondere Effekte“. Ein weiterer Erfahrungswert könnte weniger gelassene Naturen frustrieren: Ein Drittel der Requisiten wird bis zur Premiere aussortiert. Nur das Kunstblut fließt erstaunlich zuverlässig.