Oberhausen. . Rainer Taegener ist eine Berühmtheit in den Baumärkten – dank seiner Einkaufstouren als Requisiteur. Für Kunstblut hat er ein eigenes Rezept.

Aus handelsüblichen Hauben für Rollerfahrer bastelt er blinkende „Strahlenhelme“. Er dimmt moderne Camping-Leuchten zur matt glimmenden Funzel in Fausts Studierstube. Doch zunächst redet Rainer Taegener – vielleicht hat er den Seitenblick auf die rote Flasche erhascht – von Mephistopheles’ „ganz besond’rem Saft“. Für Kunstblut hat der Requisiteur ein eigenes Rezept: Rote-Beete-Saft, abgeschmeckt mit Tomatenmark. „Filmblut riecht auch nicht besser“, meint Taegener – sei aber erheblich teurer. „Und die Kleidung wird auch wieder sauber – es funktioniert.“

Rainer Taegener vor dem „Faust“-Bühnenbild. Den blinkenden „Strahlenhelm“  hat der Requisiteur mit Hingabe aufgerüstet.
Rainer Taegener vor dem „Faust“-Bühnenbild. Den blinkenden „Strahlenhelm“ hat der Requisiteur mit Hingabe aufgerüstet. © Kerstin Bögeholz

Der Raum der Requisiteure ist im Treppauf, Treppab des Theaters nur zwei Türen von der Bühne entfernt. „Manchmal wird’s eng hier.“ Auf dem kleinen Tisch warten zwei kompakte Nebelmaschinchen – ein fast so geläufiges Requisit wie der rote Saft und der Klappdolch mit Blutrinne. „Etwas Bühnennebel braucht fast jede Produktion.“ Taegener spricht aus reicher Erfahrung – er stattet seit 31 Jahren das Theater aus.

Seine Einkaufstouren haben ihn in den Baumärkten der Umgebung zur Berühmtheit werden lassen – und den „kleinen Hand-Fundus“ zu einem gestopft vollen Warenlager, das von haltbaren Lebensmitteln bis zum Stockschirm-Arsenal reicht. Motorräder gibt’s auch, sie warten aber im „großen Fundus“ auf knatternde Einsätze.

Das ist wie zu Hause im Keller

Wie findet sich das Vierer-Team hier nur zurecht? Rainer Taegener antwortet gelassen: „Das ist wie zu Hause: im Keller links – da war’s doch immer.“ Natürlich führen sie auch Inventarlisten – aber nicht mit jener musealen Akribie, wie sie etwa im Peter-Behrens-Bau herrscht. „Bis ins Detail gehen wir nicht“, sagt der Requisiteur – und verweist auf einen Bestand von 60 Koffern.

„Im Theater wird viel versucht und aussortiert.“ An neuen Produktionen ist die Requisite bereits „seit der Bauprobe beteiligt“, wie Taegener sagt – also rund ein Vierteljahr vor der Premiere. „Dann geht’s zunächst um besondere Effekte“. Ein weiterer Erfahrungswert könnte weniger gelassene Naturen frustrieren: Ein Drittel der Requisiten wird bis zur Premiere aussortiert. Nur das Kunstblut fließt erstaunlich zuverlässig.