Oberhausen. Narren feiern zur Weiberfastnacht wieder auf dem Altmarkt - und doch ist alles anders. Ukraine-Krieg bereitet Sorge, Schlüsselübergabe fällt aus.
Für die Narren sollte es die letzte Gelegenheit sein, in Corona-Zeiten doch noch öffentlich zu feiern: Doch auch der "Närrische Altmarkt" stand am Donnerstagmorgen in Oberhausen unter keinem guten Stern. Noch vor Ort informierten sich Karnevalisten auf ihren Handys über den russischen Einmarsch in die Ukraine. Oberbürgermeister Daniel Schranz hatte die symbolische Schlüsselübergabe auf der Altmarkt-Bühne zu diesem Zeitpunkt bereits abgesagt.
Höchstens 250 Personen durften das umzäunte Freiluft-Gelände am Altmarkt zeitgleich betreten. Ordner kontrollierten 2G-plus-Nachweise und verteilten Papierbändchen. Um 11.11 Uhr waren es gut 100, später mehr als doppelt so viele Besucher, die bis zum frühen Nachmittag zumindest einmal ihre Kostüme vorzeigen wollten.
Karneval: Karnevalszüge sind in Oberhausen bereits abgesagt
Wie in der Karnevalshochburg Köln, hielten die Organisatoren in Oberhausen am morgendlichen Altweiber-Programm fest. Am späten Mittag hieß es aus der Domstadt: Der geplante Umzug im Rheinenergie-Stadion am Rosenmontag fällt aus. Auch Duisburg zog mit seinem Stadion-Umzug nach. Oberhausen hatte alle vier Karnevalsumzüge schon wegen der Corona-Pandemie abgesagt.
Der innerliche Zwiespalt bei Karneval in Kriegszeiten trifft die Narren nicht zum ersten Mal. Auch Karnevalszüge fielen in Oberhausen deshalb schon aus - 1991 zum Golfkrieg. "Wir sind in Gedanken bei den Bürgern der Ukraine", sagt Hauptausschuss-Geschäftsführer Klaus Kösling. Stadtprinz Jörg I. (Becker) erreichte die Nachricht am frühen Donnerstagmorgen, "als eine weitere Hiobsbotschaft."
Für Karnevalisten ist es schon lange keine Zeit für unbeschwerte Fröhlichkeit: Erst durch die Corona-Pandemie, jetzt der Krieg in der Ukraine. Um ein Jahr rückte Beckers Regentschaft bereits nach hinten. Auch in diesem Jahr fand keine Prunksitzung statt.
Der für den Karnevalsprinzen sonst so belebte Altweiber-Tag war stark gestutzt worden. Keine Bälle, kein Sturm aufs Rathaus. Becker: "Einige Termine in Gaststätten und bei internen Vereinstreffen wollen wir aber noch wahrnehmen."
Karneval: Viele Vereine verzichten auf größere Delegationen
Dem Schrecken wollen sie Momente der Menschlichkeit entgegensetzen: Doch so voll und unbekümmert wie sonst ist es auf dem Altmarkt diesmal nicht. Einige Vereine haben auf größere Delegationen verzichtet.
Bei der Alten Oberhausener Karnevalsgesellschaft (Mitorganisator der Veranstaltung) trübt der plötzliche Tod des langjährigen Senatspräsidenten Jochen Konopatzki die Stimmung. Viele Weggefährte hatten mit dem beliebten Urgestein der Gesellschaft noch vor wenigen Tagen gesprochen.
Die Momente der Lebensfreude sieht man einigen Jecken aber dennoch an, während "Es ist noch Suppe da" und "Rote Rosen" über die Lautsprecher tönt. Die lange Corona-Zwangspause hat Spuren hinterlassen. Soziale Kontakte haben gelitten.
"Wenigstens etwas", hört man daher bei den lauschenden Kostümierten häufiger. Und so wird zur Karnevalsmusik geschunkelt. Tanzmariechen erhalten die seltene Gelegenheit, sich vor klatschenden Narren zu zeigen - wie die grüßenden Karnevalsregenten. Gerade für das junge Kinderprinzenpaar Emma I. und Ben-Henri I. einer der Augenblicke, die wohl in Erinnerung bleiben werden.
Im vergangenen Jahr war der "Närrische Altmarkt", wie alle anderen Karnevalsveranstaltungen, komplett ausgefallen.