Mülheim. Im Kleingartenverein an der Mintarder Straße in Mülheim laufen die Aufräumarbeiten. Mehrere Container mit Sperrmüll sind angefallen.
Jan Hutmacher-Klütsch spannt die Plane über den Container, der bis oben hin mit Sperrmüll gefüllt ist. Stundenlang haben die Kleingärtner an der Mintarder Straße in Saarn die Folgen des Hochwassers von Ende letzter Woche beseitigt. Und sie sind noch längst nicht fertig.
Am Dienstag stapelte sich am Straßenrand meterlang der Sperrmüll. Tische, Stühle, Schränke, Sofas – alles hinüber. „Die MEG hat zum Glück superschnell reagiert und alles abgeholt“, lobt Monika Saß, Vorstandsmitglied des Kleingartenvereins. Am Mittwoch stellte dann die Firma Harmuth einen ihrer großen Container kostenlos zur Verfügung. „Helfen ist aktuell oberste Devise, dafür sind wir wirklich dankbar“, sagt die Kleingärtnerin.
Container an Mülheimer Kleingarten ist schon am Vormittag randvoll mit Sperrmüll
Um 11.30 Uhr war der Container am Mittwochvormittag bereits pickepackevoll. Jan Hutmacher-Klütsch sprang immer wieder rauf, um Löcher zu stopfen und neuen Platz zu schaffen, aber irgendwann ging nichts mehr. Rund um den Eingang wachsen bereits weitere Berge an Müllsäcken und Schrott. Zwei Container können die Vereinsmitglieder in jedem Fall noch gebrauchen.
Viele Kleingärtner haben sich extra frei genommen oder ihren Urlaub beendet, um gemeinsam anzupacken. „Am Anfang war der Anblick natürlich schockierend“, berichtet Birgit Ebbing. Bis zu 1,80 Meter hoch stand das Wasser in der Anlage, die in einer leichten Senke liegt. Der graue Schleier an den Pflanzen und Hecken dient als Beweis. „Mein Mann ist mit einem Neoprenanzug und einem Boot rein, um die Elektrogeräte zu retten“, berichtet eine Kleingärtnerin.
Auch Hochwassersockel konnten die Gartenhäuser nicht vor Schaden bewahren
Auch Gartenhäuser, die extra auf einem einen Meter hohen Hochwassersockel stehen, blieben nicht verschont. Taubenzüchter Günter Sontacki konnte 15 seiner Schützlinge nicht retten.
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Mittlerweile versuchen es die Saarner, aber mit Humor zu nehmen. Denn Menschen sind nicht zu schaden gekommen. „Wir wissen, dass es in Anführungszeichen nur ein Garten ist. Niemand ist zu Schaden gekommen oder hat sein komplettes Hab und Gut verloren. Da sind andere viel schlimmer dran“, betont Jan Hutmacher-Klütsch. Allerdings sei der geliebte Rückzugsort nun zu einem Arbeitsort geworden.
Aufräumarbeiten in Saarn werden noch monatelang dauern
Denn nach dem Entfernen des groben Mülls fangen jetzt erst die Feinarbeiten an. „Das wird sicher noch monatelang dauern“, befürchtet das Mitglied des Vorstandes. Am schlimmsten sei der Schlamm, der sich an allen Pflanzen, Hecken, und Häusern gesammelt hat. „Es riecht hier wie am Wattenmeer“, sagen die Kleingärtner. Sie sehen die Aufräumarbeiten auch als Chance zur Erneuerung.
Zunächst einmal muss alles getrocknet werden. Außerdem lässt der Verein bereits den Boden analysieren, um herauszufinden, ob das angebaute Obst und Gemüse noch ansatzweise zu retten ist. Dasselbe gilt für die zahlreichen Pflanzen. „Wir können nur hoffen, dass da keine Schadstoffe drin sind.“
Gerettete Möbel müssen zwischengelagert werden
Zudem muss geklärt werden, wo die Möbel, die gerettet werden konnten, untergebracht werden, bis alles getrocknet ist. „Bis zum Frühjahr dürfen wir alles in einem Heizungskeller unterstellen“, weiß eine Bewohnerin zu berichten.
Eine Anwohnerin kann bei dem Anblick der Anlage nur die Hände vor’s Gesicht schlagen. „Das stand hier auch alles unter Wasser? Um Gottes Willen!“ Die Kleingärtner nicken betrübt, machen sich dann aber gleich wieder an die Arbeit. Dass alle gemeinsam anpacken, tut gut.