Mülheim. DRK & Co. wollen nicht mit Betrügern bei Corona-Tests in einen Topf geworfen werden. Ein Mülheimer Experte erläutert die Schwächen bei Kontrollen.
Dass durch den möglichen Abrechnungsbetrug in einigen Corona-Testzentren eine Branche ein Stück weit in Verruf gerät, gefällt dem Leiter des DRK-Testzentrums am Flughafen Essen/Mülheim gar nicht. Er bricht eine Lanze für seine Kolleginnen und Kolleginnen und erläutert die Problematik in Sachen Kontrolle.
„Ich hatte letzte Woche echt Angst, dass uns das auf die Füße fällt“, sagt Malte-Bo Lueg, Einsatzdienstleiter beim Deutschen Roten Kreuz. Mittlerweile ist ihm die Sorge aber ein Stück weit genommen worden. Negative Reaktionen gab es am Flughafen nicht. Lueg schließt daraus, dass die Menschen nicht alle Zentren über einen Kamm scheren. „Uns schlägt sehr viel Dankbarkeit entgegen“, bestätigt auch Daniel Dreier vom Partner WDL.
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„Unvorstellbar, dass kleinere Betriebe dieselbe Anzahl an Tests gemacht haben sollen“
„2000 Tests an einem Tag zu machen – und das bei Wind und Wetter – das ist auch körperlich anstrengend“, betont Lueg. Es sei daher unvorstellbar, dass kleinere Einrichtungen dieselbe Anzahl an Tests gemacht haben sollen. Mit solchen wollen DRK & Co. unter keinen Umständen in einen Topf geworfen werden. Nachdem die Stadt eine Teststelle in Heißen aus dem Verkehr gezogen hat, geht der Experte davon aus, dass es in den restlichen Betrieben in Mülheim mit rechten Dingen zugeht.
Auf keinen Fall dürfe der Eindruck entstehen, dass sich Betreiber von Testzentren durch die Pandemie eine goldene Nase verdienen wollen. „Wir als Hilfsorganisation können ohnehin kein Geld zur Seite legen“, betont der DRK-Mann. Im Gegenteil: Es müsse eine Menge vorfinanziert werden.
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Menschen schätzen die Seriosität
Lueg und seine Organisation können sich dabei auf einen seriösen Namen verlassen. Diese Seriosität werde auch wertgeschätzt. „Wir hatten eine ältere Dame hier, die sonst woanders hingegangen und jetzt extra hier raufgekommen ist“, berichtet der Projektleiter.
Genau dies gelte es aber nun auch zu kontrollieren. Hier ist allerdings eine Menge Verbesserungspotenzial. „Man gibt praktisch nur drei Zahlen in ein Portal ein, die zunächst einmal nicht weiter kontrolliert werden“, so Lueg. Ohnehin fehlt eine übergeordnete Instanz. In der Pandemie fehle schlichtweg die Zeit, um einen Bundesverband aller Testzentren zu gründen, wie es eigentlich typisch deutsch gewesen wäre.
Testzentren müssen sich bei wechselnder Lage ständig „updaten“
Lueg setzt darauf, dass sich alle Testzentren dauernd selbst kontrollieren müssten. Denn von einer Routine könne keine Rede sein. „Die Lage verändert sich ja dauernd. Zum Beispiel brauchen jetzt alle PCR-Tests, wenn sie in die Niederlande fahren wollen“, betont Dreier. Lueg ergänzt: „Wir müssen uns ständig updaten.“ Dies mache es auch so schwer, ein allgemeingültiges Verfahren zu entwickeln.
Die Entwertung von Tests halten beide aber für das völlig falsche Signal. Testen gehöre nach wie vor zur Strategie der Pandemiebekämpfung. „Es ist wichtig, dass es die ganzen Betreiber gibt“, so Lueg. Auch die mögliche Kürzung der Vergütung von bisher 18 Euro hält der DRK-Projektleiter für falsch. „Das würde nur zu noch mehr Betrügereien führen.“
Angst hat Malte-Bo Lueg keine mehr, Sorge aber nach wie vor: „Die endgültige Auswirkung werden wir in den kommenden Tagen sehen.“