Duisburg. Betreiber von Schnellteststationen sollen mehr Tests als durchgeführt abgerechnet haben. Ein Duisburger Apotheker kritisiert fehlende Kontrollen.

Einige private Betreiber von Corona-Schnellteststationen sollen deutlich mehr Tests als tatsächlich durchgeführt abgerechnet haben. Diesem Vorwurf sieht sich nach Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung einer der größten deutschen Teststellenbetreiber Medican aus Wattenscheid ausgesetzt. Duisburg gehört nicht zu seinen Standorten und hier ist ein solcher Fall der Öffentlichkeit bisher auch nicht bekannt. Doch wie leicht es unabhängig davon wäre, mit einer Schnellteststation Abrechnungsbetrug im großen Stil zu betreiben, erklärt Christoph Herrmann.

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Am WTC in Wattenscheid ist das größte Testzentrum von Medican in Bochum. In der Spitze wurden von hier der Stadt 2000 Tests pro Tag gemeldet. Auch am Freitag, 28. Mai, herrschte dort reger Betrieb.
Von Ralf Drews, Karoline Poll, Carolin Rau, Michael Weeke

Er ist Sprecher der rund 100 Duisburger Apotheken, in denen es nach Angaben der Stadt 20 Teststellen gibt. Herrmann testet in seinen beiden Duisburger Apotheken allein schon aus Platzgründen nicht, aber in seiner Pharmazie in Angermund. Die Abrechnungsmodalitäten seien aber gleich.

Abrechnung von Schnelltests: Apotheker aus Duisburg kritisiert fehlende Kontrollen

„Abgerechnet wird am Ende des Monats immer über die Kassenärztliche Vereinigung“, so der Apotheker. „12 Euro gibt es für jeden Test und noch mal jeweils bis zu 6 Euro brutto für das Testmaterial. Wie viele Tests beziehungsweise was ich da genau eintrage, wird aber nicht kontrolliert.“

Das Geschäft mit Schnelltests ist ein lukratives.
Das Geschäft mit Schnelltests ist ein lukratives. © dpa | Peter Kneffel

Die Zahl der Tests melde er zwar täglich dem Gesundheitsamt, das diese Angaben aber an die KV – zumindest zum Abgleich der monatlichen Abrechnungen – nicht weiterleite beziehungsweise nicht weiterleiten müsse. „Ich würde natürlich nicht auf die Idee kommen, mehr abzurechnen und meine Zulassung zu riskieren, aber ich muss zum Beispiel keine Rechnungskopie beifügen“, sagt Herrmann. „Das ist wirklich albern.“

Abrechnung von Schnelltests: Stadt Duisburg sieht sich nicht in der Verantwortung

Nun sieht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bei der Kontrolle von Corona-Teststellen vor allem die Gesundheitsämter in der Pflicht. Der Duisburger Stadtsprecher Peter Hilbrands widerspricht und verweist auf die Abrechnung der Tests durch die Betreiber über das Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit (MAGS) mit der KV.

Das Gesundheitsamt prüfe lediglich stichprobenartig über einen Abgleich der Daten aus dem städtischen Online-Portal du-testet.de mit den gemeldeten Zahlen an das MAGS auf Plausibilität. „Die Meldungen der Betreiber“, so Hilbrands, „an die KV laufen aber separat. Eine Kontrolle dieser Unregelmäßigkeiten ist deshalb aufgrund des Abrechnungsverfahrens kaum möglich, hier sehen wir das Land oder die KV in der Verantwortung.“