Mülheim. Die Stadttauben-Freunde machen sich Sorgen um die Tauben in Mülheim: Die Ehrenamtlichen beobachten derzeit deutlich weniger Tiere in der City.
Die Stadttauben-Freunde sind alarmiert: Deutlich weniger Tauben als gewöhnlich machen sie derzeit in der Mülheimer Innenstadt aus. Die Ehrenamtlichen, die die Vögel betreuen und zur Kontrolle der Population Taubeneier gegen Attrappen austauschen, fragen sich nach den Gründen. Auch das Veterinäramt und der Tierschutzverein sind eingeschaltet.
Besonders in der Innenstadt, im Bereich des Hauptbahnhofs, auf dem gegenüberliegenden Dieter-aus-dem-Siepen-Platz und vor dem Forum sei es ihnen aufgefallen, sagt Marten Schulz von den Stadttauben-Freunden: Längst nicht mehr so viele Tauben wie in den Wochen zuvor seien da. Normalerweise sitzen die Vögel in Schwärmen auf dem Dach des Bahnhofes, auf dem Ärztehaus gegenüber und am Forum auf dem Parkhaus und auf dem Kurt-Schumacher-Platz.
Unklar ist, welche Anzahl an Tauben in der Mülheimer Innenstadt lebt
Beziffern können die Taubenfreunde nicht, wie viele Tauben tatsächlich fehlen, es sei allein ihr Eindruck von ihren regelmäßigen Rundgängen, sagt Marten Schulz, einer der Aktiven in der Gruppe der Stadttauben-Freunde. Eine andere Ehrenamtliche berichtet: „Wir finden derzeit auch viel weniger Eier, wenn wir austauschen wollen.“
Die Mitglieder der Stadttauben-Freunde, die sich unter anderem über Facebook organisieren, fragen sich, was passiert ist: Wo sind die Tauben hin, die gemeinhin als standorttreu gelten? Gab es gezielte Vergrämungsaktionen? Sind Tauben gar in größerer Anzahl vergiftet worden? Die Stadttauben-Freunde können derzeit nur mutmaßen. „Belege haben wir nicht“, sagt Marten Schulz, der turnusmäßig in der Mülheimer Innenstadt unterwegs ist und nach den Tauben sieht.
Und doch findet Schulz seine Beobachtungen alarmierend: „Am Sonntag habe ich eine total entkräftete Jungtaube auf dem Dieter-aus-dem-Siepen-Platz gefunden.“ Und: Erst vor rund drei Wochen mussten Feuerwehr und Veterinäramt zu einer Autobahn-Brücke in Dümpten ausrücken, unter der Taubenküken hinter Maschendraht eingesperrt saßen und zu verhungern drohten.
Mülheimer Veterinäramt: Keine vermehrten Funde von toten Tauben gemeldet
Auch jetzt ist das Mülheimer Veterinäramt von Tauben-Freunden eingeschaltet worden: „Die Taubenhilfe NRW hat uns darüber in Kenntnis gesetzt, dass am Bahnhof und am Forum viele über Monate bekannte Tiere, wie die Taubenhilfe es formuliert, verschwunden sind“, bestätigt Amtsveterinärin Heike Schwalenstöcker-Waldner. Laut der Taubenhilfe NRW sollen dort Vergrämungsmaßnahmen durchgeführt worden sein. „Dem Veterinäramt liegen keine Erkenntnisse zu dem Sachverhalt vor. Uns wurden auch keine vermehrten Funde von toten Tauben gemeldet“, geht die Amtsveterinärin auch auf die Vergiftungsvermutung ein.
Einen Überblick über die Stadttaubenpopulation habe das Veterinäramt nicht. „Unsere Zuständigkeit erstreckt sich auf mögliche tierschutz- oder tierseuchenrechtliche Belange. Diesbezüglich liegen uns im vorliegenden Fall aber keine Anhaltspunkte vor“, so Schwalenstöcker-Waldner.
Mülheimer Tierschutzverein: Tauben ändern je nach Futter- und Brutangebot Standort
Auch der Mülheimer Tierschutzverein ist von Taubenfreunden über die Beobachtungen informiert worden. „Ich habe davon gehört“, sagt Heidrun Schultchen, Vorsitzende des Tierschutzvereins. Nach dem Hinweis auf die zurückgegangene Anzahl an Tauben in der Innenstadt hat sich Mülheims oberste Tierschützerin dieser Tage selbst vor Ort ein Bild von der Situation gemacht: „Die Anzahl der Tauben, die sich vor dem Forum aufhielten, erschien mir ganz normal, ich habe sie durchgezählt.“
Heidrun Schultchen rät, nicht durch einzelne Beobachtungen gleich vom Schlimmsten auszugehen: „Man kann nicht von einer Momentaufnahme auf die gesamte Situation schließen, das müsste man länger beobachten.“ Überdies änderten Tauben mitunter ihren Standort – je nach Futter- und Brutangebot, aber auch wegen Störungen.
Ein Unterkunft für Tauben
Schon seit Jahren versucht der Mülheimer Tierschutzverein in der Innenstadt einen Standort für ein zentrales Taubenhaus zu finden, das den Stadttauben als Futter- und Brutplatz dienen könnte. Auch zwei Standorte innerhalb der Stadtmitte wären dafür denkbar. Von dem Konzept eines Tauben-Managements versprechen sich die Tierschützer eine bessere Kontrolle über Anzahl und Gesundheitszustand der Stadttauben, die aus verwilderte Brieftauben entsprungen sind. Auch das Austauschen der Eier gegen Attrappen wäre in einer fest etablierten Taubenunterkunft deutlich leichter zu handhaben. Noch aber scheitere die Umsetzung daran, dass kein Standort zu finden ist, schildert die Tierschutzvereins-Vorsitzende Heidrun Schultchen.