Mülheim. . Der Tierschutzverein sucht einen oder zwei Standorte in der Innenstadt, wo Tauben zentral gefüttert werden. Verein hofft auf Unterstützung.
Sie gelten als Ratten der Lüfte, sind manchem lästig, andere wiederum füttern sie, ohne dabei wirklich Gutes zu tun: Tauben gelten gerade in den Innenstädten als Problem. Abhilfe will in der Mülheimer Innenstadt der hiesige Tierschutzverein schaffen – mit einem Konzept, das die Betreuung der herrenlosen Vögel vorsieht, von der Fütterung an einem festen Ort über die medizinische Versorgung bis zur Kontrolle der Gelege.
„Nur wenn wir die echten Eier gegen Gipseier austauschen, können wir erreichen, dass sich die Population nicht vergrößert“, verdeutlicht Heidrun Schultchen, Vorsitzende des Tierschutzvereins. Ihr und weiteren Tierschützern in der Stadt ist aufgefallen: „Es werden in letzter Zeit viele kranke oder verletzte Tauben gefunden. Hier stimmt was nicht.“ Dass die Vögel ganz gezielt angegriffen oder etwa vergiftet würden, kann Schultchen nicht bestätigen – die Häufung der Fälle aber findet sie auffällig. „Es vergeht keine Woche, in der nicht eine Meldung zu einer kranken Taube kommt“, sagt Mülheims oberste Tierschützerin.
„Wir wollen ein Team zusammenstellen“
Schätzungen, genaue Zahlen gar, gibt es derzeit noch nicht über die Menge der Tauben, die in Mülheims Innenstadt leben. Diese Erhebung aber soll erfolgen, wenn das Konzept des Tierschutzvereins, das jetzt entstehen soll, umgesetzt wird. „Wir wollen ein Team zusammenstellen, das sich nur mit dem Thema Stadttauben befasst“, sagt Schultchen und wirbt fürs Mitmachen. „Das kann auch der Taubenvater sein, der seinen Schlag vielleicht aufgeben musste, uns aber mit seinem Wissen unterstützen könnte.“ Auch auf Unterstützung durch die Politik und von Geschäftsleuten seien die ehrenamtlichen Tierschützer angewiesen. „Es geht nicht in erster Linie um das Geld für die Taubenunterkünfte, sondern um Leute, die sich dauerhaft kümmern“, betont die Tierschutz-Vorsitzende.
Vorgesehen ist, einen oder zwei Standorte in der Innenstadt zu finden, wo die Tauben zentral gefüttert würden. „Und nur dort bekommen sie dann Futter“, mahnt Schultchen vermeintliche Vogelfreunde, die die Tauben mit Essensresten wie Brotkrümeln versorgen. Würden die Tiere noch woanders als an der fest eingerichteten Futterstelle versorgt, „haben wir keine Chance auf Kontrolle.“
Ideal wäre ein Taubenturm
Und auch Stadtsprecher Volker Wiebels betont: „Es gilt in der ganzen Stadt ein Taubenfütter-Verbot.“ Wer die Vögel trotzdem – und nach wiederholter Verwarnung – füttere, dem drohe ein Verwarngeld von bis zu 40 Euro. Hintergrund des strikten Verbotes sei, dass Tauben als Krankheitsüberträger gelten.
„Tauben bringen nicht mehr Krankheiten oder Parasiten mit als andere Wildtiere oder gar manches Haustier“, schränkt Heidrun Schultchen ein. Nichtsdestotrotz wollen die Tierschützer handeln. Sie wissen: „Die Tauben laufen ja bis in die Bäckereien und stören die Geschäftsleute.“
„Wir können die Population senken“
Der Tierschutzverein hat schon Lösungen im Blick, die das städtische Veterinäramt wie die gesamte Idee eines nachhaltigen Konzept zum Tauben-Management begrüßt. „Ideal wäre etwa ein Taubenturm am Rande der Schloßstraße, der den Vögeln als Nistort und Futterplatz dienen könnte“, skizziert die Vorsitzende des Tierschutzvereins und fügt hinzu: „Unser Konzept sieht vor, dass es Menschen geben muss, die die Tiere regelmäßig versorgen und diesen Ort – den Turm und seine Umgebung – fachgerecht sauber halten.“ Die Tierschützerin bremst aber zu große Erwartungen: „Die Tauben werden sich trotzdem weiter in der Innenstadt, an zentralen Plätzen aufhalten. Aber wir haben sie im Blick, wissen um ihren Gesundheitszustand und können die Population senken.“
Die Vögel komplett umzusiedeln und so ganz aus der Innenstadt zu verbannen, würde nicht funktionieren, ist Schultchen sicher: „Tauben sind standorttreu. Selbst wenn man die für ein paar Wochen irgendwo anders einsperrt, kommen die zurück.“
Kontakt und Termin für Interessierte
>>Auf der Jahreshauptversammlung des Tierschutzvereins, die am kommenden Donnerstag, 21. März, um 19 Uhr im Haus Bürgergarten, Aktienstraße 80, stattfindet, geht es auch um Stadttauben.
Dann wird Katrin Müller vom Stadttaubenprojekt Dortmund-Körne West über ihre ehrenamtliche Arbeit an der einer der S-Bahnstation berichten. Katrin Müller war auch schon in Mülheim im Taubenschutzeinsatz: Sie initiierte im Herbst eine Rettungsaktion am Hauptbahnhof, als dort Taubenpaare und ihre Jungen durch Bauarbeiten an den Gleisen bedroht waren.
Interessierte, die sich in das Taubenprojekt in der Mülheimer Innenstadt einbringen wollen, melden sich beim Tierschutzverein unter 740 20 88, 0157/31 32 72 62 oder 0175/854 75 01, per Mail: info@tierschutz-muelheim-ruhr.de