Essen. Die Nominierung der umstrittenen Südtiroler Band Frei.Wild für den Musikpreis Echo sorgt weiter für Wirbel. Nach Kraftklub hat auch die Berliner Band Mia ihre Teilnahme an der Verleihung abgesagt. Mia schrieben bei Facebook, das Weltbild von Frei.Wild sei “zum kotzen“.

Und schon wieder eine Absage für den Echo: Nach Kraftklub will auch die Berliner Band Mia den Musikpreis boykottieren. Auslöser ist, wie berichtet, die Nominierung der umstrittenen Südtiroler Band Frei.Wild in der Kategorie "Rock/Alternative National". Frei.Wild gilt wegen patriotischer Texte mit völkischem Gedankengut als Rechtsrock-Band.

Am Mittwochmittag hatten Kraftklub via Facebook mitgeteilt, nicht in einer Reihe mit Frei.Wild nominiert sein zu wollen. Am Abend zog auch die Gruppe um Sängerin "Mieze" nach: "Wir haben uns", schrieben Mia auf ihrer Facebook-Seite, "heute sehr, aber leider auch nur sehr kurz über unsere Echo-Nominierung gefreut, da unter den aktuell Nominierten mit Frei.Wild eine Band genannt wird, deren Weltbild wir zum Kotzen finden."

Echo-Ausrichter wollen bei Nominierung bleiben

Der Bundesverband der Musikindustrie, Ausrichter des Echo, will derweil bei der Nominierung Frei.Wilds bleiben. "Die aktuellen und seit Jahren praktizierten Regularien des Echo sehen keinerlei Ausschluss von Bands vor", teilte der Verband am Mittwochabend mit. Neben Frei.Wild, Kraftklub und Mia haben auch die Ärzte und Unheilig eine Chance auf den Preis in der Kategorie "Rock/Alternative National". Grundlage für die Nominierung sind die Verkaufszahlen, basierend auf den Media-Control-Album-Charts von Februar 2012 bis Februar 2013.

Wegen seiner Neonazi-Vergangenheit steht Philipp Burger, Sänger von Frei.Wild, in der Kritik. Er distanziert sich offiziell von rechtem Gedankengut. Kritiker werfen der Südtiroler Band dennoch vor, in ihren Texte nationalistische und völkische Ideale zu bedienen.
Wegen seiner Neonazi-Vergangenheit steht Philipp Burger, Sänger von Frei.Wild, in der Kritik. Er distanziert sich offiziell von rechtem Gedankengut. Kritiker werfen der Südtiroler Band dennoch vor, in ihren Texte nationalistische und völkische Ideale zu bedienen. © Jan Dinter/WAZ FotoPool

Der Musikverband argumentiert, solange es keine Gründe für einen Ausschluss von den Charts gebe - "zum Beispiel eine Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien -, gebe es keinen Grund, von den Echo-Regularien abzuweichen. Somit können Kraftklub und Mia auch ihre Nominierung nicht verhindern - wohl aber die Veranstaltung boykottieren.

Die Ärzte hat der Echo "sowieso nie interessiert"

Ähnlich halten es die Ärzte. Sie reagierten am Mittwoch knapp auf ihrer Homepage auf die Diskussion. Mit Frei.Wild sei "mal wieder eine politisch fragwürdige Band" nominiert. Der Echo habe sie aber "sowieso nie interessiert", schrieben die Ärzte weiter. Ihre eigene politische Einstellung sollte hinreichend bekannt sein.

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Die Diskussion um Frei.Wild und die Absagen der anderen Bands geht im Netz derweil weiter. Mehr als 14.000 Fans klickten "Gefällt mir" beim Facebook-Statement von Kraftklub, auch Mia bekamen Lob und "Respekt" für ihre Absage. Zahlreiche Fans forderten auch die - in anderen Kategorien - ebenfalls für den Echo nominierten Toten Hosen auf deren Facebook-Seite auf, sich zu Frei.Wild zu positionieren.

Kritik und Respekt für Kraftklub und Mia

Von anderer Seite hagelte es indes Kritik. Kraftklub und Mia wird vorgeworfen, Frei.Wild absichtlich nicht oder falsch zu verstehen, und sich auf deren Kosten nun profilieren zu wollen. Die Südtiroler Band selbst imitierte auf ihrer Facebook-Seite den Eintrag von Kraftklub - um ausreichend Freibier auf der Aftershow-Party zu fordern.

Frei.Wild distanziert sich offiziell von der rechten Szene, seine Neonazi-Vergangenheit tut Sänger Philipp Burger als "Jugendsünde" ab. Kritiker argumentieren, die Band verbreite zwar nicht offen eine rechte Ideologie - zeige aber solche Tendenzen und lasse es zu, dass die rechstextreme Szene sich offen mit der Musik identifiziere.

Der Echo gilt als Deutschlands größter und wichtigster Musikpreis. Er wird am 21. März verliehen. Helene Fischer moderiert, die Show wird ab 20.15 Uhr in der ARD übertragen. (shu)