Essen. Jennifer Rostock haben Ärger mit den Fans von Frei.Wild und den Böhsen Onkelz. Auf Facebook verkündete die Band, sie wolle auf ihren Konzerten keine T-Shirts von Frei.Wild oder den Onkelz mehr sehen. Deren Fans fühlen sich pauschal verurteilt und lösten einen Shitstorm aus.

Die Deutschrock-Band Jennifer Rostock hat durch einen Facebook-Post den Unmut der Fangemeinde der Rechtsrock-Band Frei.Wild auf sich gezogen. Nach einem Konzert in Hamburg schrieben Jennifer Rostock: "Wir wollen nie wieder Leute mit Böhse Onkelz Shirts auf unseren Konzerten sehen. Und Freiwild könnt ihr auch stecken lassen!"

Dass sie damit eine Diskussion auslösen, war ihnen offenbar bewusst, denn sie beendeten ihren Eintrag mit den Worten "Grauzone ist ganz nah an Braunzone. NAZIS RAUS, den Rest kennt ihr ja." Dass ihr kurzer Eintrag eine solche Wirkung entfalten würde, dürfte die Band allerdings überrascht haben: Über 7000 Kommentare haben Nutzer unter den Eintrag geschrieben. Die meisten stammen von Fans von Frei.Wild oder den Böhsen Onkelz.

Frei.Wild-Fans behaupten, die Band sei unpolitisch

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In vielen Kommentaren beschimpfen sie Jennifer Rostock übel. Die Frei.Wild-Fans verteidigen ihre Band gegen die Unterstellung, sie sei rechtsradikal eingestellt. Frei.Wild sei eine unpolitische Band, das hätte der Sänger auch an vielen Stellen deutlich gemacht, unter anderem bei einem Konzert in Dortmund.

Die Vorwürfe gegen Frei.Wild

Die nationalsozialistischen Vorwürfe gegen Frei.Wild ergeben sich aus zwei Punkten. Gravierend wiegt die Neonazi-Vergangenheit von Sänger Philipp Burger. Von dieser distanziert er sich und stempelt sie, wie auch in einem im Dezember ausgestrahlten Beitrag in der ZDF-Sendung „Aspekte“, als Jugendsünde ab. Der zweite Punkt, warum Frei.Wild in das rechte Lager eingeordnet werden, liegt an ihren patriotisch-völkischen Texten über ihre Heimat Südtirol. Frei.Wild selbst ist sich der Wirkung ihrer Heimat-bejahenden Texte durchaus bewusst. Burger begründet diese im ZDF-Beitrag durch ihre Herkunft: „Wer versteht, dass wir Südtiroler und nicht Deutsche sind, und dass hier (in ihrer Heimat Tirol) jeder so denkt, wird merken, dass nicht wir auf dem Holzweg sind.“

Für Müller liegt genau darin das zentrale Problem: „Frei.Wild verkaufen hier in Deutschland und nicht in Südtirol die meisten Tonträger und füllen hier die Hallen. Natürlich wird es in Südtirol eine andere Auffassung von Heimat und Patriotismus geben als bei uns, aber aufgrund unserer Vergangenheit in Deutschland ist mit dem Thema Stolz auf die eigene Herkunft einfach anders umzugehen.“

Im ZDF-Beitrag wird ein Einspieler gezeigt, in dem sich NPD-Funktionär Patrick Schröder über den Stellenwert der Band äußert: „Die Band ist zwar nicht zu 100 Prozent auf unserer Linie, aber zumindest zu 80 Prozent.“ Schröder weiter: „Wir haben aus dieser Band die Möglichkeit, noch in extremeren Maße zu profitieren, als früher durch die Böhsen Onkelz.“ Der Verweis Schröders auf die Böhsen Onkelz liegt auf der Hand. An vielen Stellen der Diskussion um Frei.Wild fühlt man sich in die Zeit zurückversetzt, in der die Böhsen Onkelz sich vom damaligen Rechtsrock distanzierten.

Frei.Wild belegte mit ihrem jüngsten Album „Feinde deiner Feinde“ aus dem Stand Platz zwei der deutschen Albumcharts und füllte auf der dazugehörigen Tournee in diesem Jahr beispielsweise die große Westfalenhalle.

Jennifer Rostock zeigte sich von der Kommentarflut relativ unbeeindruckt: "WAHNSINN! Unser erster eigener Shitstorm!", schrieben sie in einem neuen Facebook-Eintrag. Darin erläuterten sie, dass sie "nicht alle Böhse-Onkelz- oder Freiwild-Fans als Nazis bezeichnen" wollten "und auch niemandem vorschreiben, wie er/sie sich zu kleiden" habe.

Auf ihren Konzerten wollten sie die Namen dieser "fragwürdigen Bands" aber nicht lesen. Selbst wenn Frei.Wild sich als "unpolitisch" bezeichne, finde ihre Musik gerade in der rechtsextremen Ecke viel Anklang, da die Texte große Identifikationsfläche für nationalistisches Gedankengut böten.

Dieser Jennifer-Rostock-Eintrag endet mit einem frommen Wunsch "Und jetzt wieder: MUSIK!" Ob er sich erfüllt, ist angesichts von über 3500 neuen Kommentaren allerdings äußerst fraglich.