Leipzig. Mit dieser Band-Bestätigung haben sich die Veranstalter des Metal-Festivals “With Full Force“ viel Ärger und wenig Freude gemacht: Die umstrittene Deutschrock-Band Frei.Wild wird bei dem Festival im Sommer auftreten. Das teilte der Veranstalter auf Facebook mit. Hunderte Fans protestieren.

Die umstrittene Rockband Frei.Wild darf beim Metalfestival "With Full Force" auftreten. Die Veranstalter bestätigten am Dienstagnachmittag auf Facebook, dass Frei.Wild zum Line-Up des Festivals gehört.

Frei.Wild wird dort als "angesagteste, zugkräftigste und umjubeltste, aber auch eine der umstrittensten Bands des Streetpunk-Sektors" angekündigt. Das With Full Force stehe für für Toleranz, man beteilige sich nicht an Hexenjagden und freue sich, die Band zum Jubiläum erneut präsentieren zu können.

"Mit Frei.Wild ist das Full Force für mich gestorben"

Die Vorwürfe gegen Frei.Wild

Die nationalsozialistischen Vorwürfe gegen Frei.Wild ergeben sich aus zwei Punkten. Gravierend wiegt die Neonazi-Vergangenheit von Sänger Philipp Burger. Von dieser distanziert er sich und stempelt sie, wie auch in einem im Dezember ausgestrahlten Beitrag in der ZDF-Sendung „Aspekte“, als Jugendsünde ab. Der zweite Punkt, warum Frei.Wild in das rechte Lager eingeordnet werden, liegt an ihren patriotisch-völkischen Texten über ihre Heimat Südtirol. Frei.Wild selbst ist sich der Wirkung ihrer Heimat-bejahenden Texte durchaus bewusst. Burger begründet diese im ZDF-Beitrag durch ihre Herkunft: „Wer versteht, dass wir Südtiroler und nicht Deutsche sind, und dass hier (in ihrer Heimat Tirol) jeder so denkt, wird merken, dass nicht wir auf dem Holzweg sind.“

Für Müller liegt genau darin das zentrale Problem: „Frei.Wild verkaufen hier in Deutschland und nicht in Südtirol die meisten Tonträger und füllen hier die Hallen. Natürlich wird es in Südtirol eine andere Auffassung von Heimat und Patriotismus geben als bei uns, aber aufgrund unserer Vergangenheit in Deutschland ist mit dem Thema Stolz auf die eigene Herkunft einfach anders umzugehen.“

Im ZDF-Beitrag wird ein Einspieler gezeigt, in dem sich NPD-Funktionär Patrick Schröder über den Stellenwert der Band äußert: „Die Band ist zwar nicht zu 100 Prozent auf unserer Linie, aber zumindest zu 80 Prozent.“ Schröder weiter: „Wir haben aus dieser Band die Möglichkeit, noch in extremeren Maße zu profitieren, als früher durch die Böhsen Onkelz.“ Der Verweis Schröders auf die Böhsen Onkelz liegt auf der Hand. An vielen Stellen der Diskussion um Frei.Wild fühlt man sich in die Zeit zurückversetzt, in der die Böhsen Onkelz sich vom damaligen Rechtsrock distanzierten.

Frei.Wild belegte mit ihrem jüngsten Album „Feinde deiner Feinde“ aus dem Stand Platz zwei der deutschen Albumcharts und füllte auf der dazugehörigen Tournee in diesem Jahr beispielsweise die große Westfalenhalle.

Die Fans des Festivals (auf Facebook haben knapp 45.000 auf "Gefällt mir" geklickt) äußerten sich überwiegend kritisch bis entsetzt über diese Ankündigung. Während einige drohten, unter diesen Umständen lieber auf andere Festivals fahren zu wollen ("...und damit ist das Full Force für mich gestorben"), beschwerten sich andere, dass der Veranstalter mit dieser Band ein rechtes Publikum anlocke.

Ein Kommentator sprach von einem "Eigentor", das der Veranstalter geschossen habe. Er rechne damit, dass nach der Frei.Wild-Bestätigung andere Bands ihre Zusage für das Festival widerrufen werden. Insgesamt wurden bislang über 600 Kommentare abgegeben.

Frei.Wild-Fans verteidigen ihre Band

Einige Kommentatoren verteidigten Frei.Wild: Die Band sei nicht rechtsextrem, die Texte würden missverstanden. Eine Handevoll Fans zeigte sich erfreut über die Zusage der als rechts geltenden Band für das Festival. In Dortmund war der Betreiber der Westfalenhalle heftig kritisiert worden, weil Frei.Wild dort auftreten durften. Oberbürgermeister Ulrich Sierau sah sich genötigt, die Band vor rechtsextremen Äußerungen zu warnen.

Zuletzt hatte die Rockband Jennifer Rostock für Aufsehen gesorgt, weil sie ihren Fans untersagte, in Frei.Wild-Shirts auf ihren Konzerten zu erscheinen.

With Full Force

As I Lay Dying - Foto: With Full Force
As I Lay Dying - Foto: With Full Force
Foto: With Full Force
Foto: With Full Force
Ill Nino - Foto: With Full Force
Ill Nino - Foto: With Full Force
Agnostic Front - Foto: With Full Force
Agnostic Front - Foto: With Full Force
Foto: With Full Force
Foto: With Full Force
Volbeat - Foto: With Full Force
Volbeat - Foto: With Full Force
Sick Of It All - Foto: With Full Force
Sick Of It All - Foto: With Full Force
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