Essen. . In Robert Zemeckis neuem Film „Flight“ mimt Hollywood-Star Denzel Washington einen Piloten mit Alkohol- und Drogenkarriere. Trotz seiner Probleme kann er 96 Menschenleben retten - und muss sich dann seinen Dämonen und der Öffentlichkeit stellen.

Heldentaten sind eine Sache. Problematisch wird es, wenn Helden einen Makel mit sich führen. Darum geht es in „Flight“, dem neuen Film von Erfolgsregisseur Robert Zemeckis. In der Hauptrolle spielt Denzel Washington einen Piloten mit Vorlieben für Alkohol und Drogen. Und er ist so gut, dass er für den Darsteller-Oscar nominiert ist.

Von Cleveland, Ohio, nach Orlando in Florida ist es kein spektakulärer Flug. Kapitän Whip Whitaker hat die Strecke oft bestritten und auch an diesem Morgen ist er trotz durchzechter Nacht bester Dinge. Aber schon kurz nach dem Start setzen Turbulenzen die Maschine schwer unter Druck, technische Defekte setzen ein, der tödliche Absturz ist unvermeidbar. Whitaker aber gelingt mit einem gewagten Manöver die Notlandung - sechs Menschen sterben, 96 überleben.

Die Presse feiert Whitaker als Helden, dann ergeben Auswertungen der Black Box und medizinische Tests, dass Whitaker gegen elementare Vorgaben verstoßen hat. Bis zur entscheidenden Vernehmung bleibt ihm nur wenig Zeit, um sich dem inneren Dämon Alkohol zu stellen. Das Problem ist nur, dass er sich gegenüber der Öffentlichkeit bereits als Saubermann präsentiert hat und nun jegliche Suchtsymptome leugnet.

Denzel Washington ist für den Oscar nominiert

Einen packenden Konflikt stellt Robert Zemeckis ins Zentrum seines ersten reinen Schauspielerfilms. Der Blockbuster-Regisseur, dessen Erfolgsbilanz sogar die von Superstar Steven Spielberg übertrifft, hat „Flight“ als Wechselbad der Gefühlslagen und der Filmgenres aufgezäumt. Wie schon bei seinem Hit „Verschollen“ mit Tom Hanks eröffnet der Film mit einer schweißtreibend spannenden Katastrophensequenz von höchster technischer Brillanz.

Dann beginnt die innere Geschichte, in der der Held sich der Auseinandersetzung mit den eigenen Defiziten verschließt und zunehmend im Netz der eigenen Lügen und Ausflüchte verstrickt. Für den Zuschauer bedeutet dies, sich nach einer rasanten halben Stunde auf einen komplett neuen Film einzulassen, dessen Stärken nicht in der Materialschlacht, sondern in der differenzierten Auslotung eines moralisch zwiespältigen Menschen liegen. Der Lohn für die Auseinandersetzung ist ein psychologisches Drama von hoher Güte, fesselnd inszeniert und faszinierend intensiv gespielt von Denzel Washington, der immer besser wird, je mehr ihn seine Rollen herausfordern. Das allein ist schon das Eintrittsgeld wert.